Hier im echten Leben
- Autor*in
- Pennypacker, Sara
- ISBN
- 978-3-7373-5822-4
- Übersetzer*in
- Kollmann, Birgitt
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Klassen, Jon
- Seitenanzahl
- 304
- Verlag
- MeyersDuden
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Frankfurt/Main
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 17,00 €
- Bewertung
Teaser
In dieser zauberhaften Freundschaftsgeschichte, voller atemloser Spannung, ganz ohne Verfolgungsjagden, wächst ein stiller Junge über sich hinaus und bleibt doch er selbst.
Beurteilungstext
Ware kann wunderbar mit sich allein sein, Ameisen beobachten und über die Wunder der Welt nachdenken. Das macht ihn nicht nur unter den meisten anderen Kindern zum Außenseiter, auch seine Eltern tun sich sehr schwer, den introvertierten Elfjährigen zu verstehen. Denn er kommt so gar nicht nach der effizienten Mutter, die ein Krisenzentrum leitet und für jede Lebenslage einen Plan hat und auch nicht nach seinem sportinteressierten Fluglotsen-Vater, der nie um einen kernigen Spruch verlegen ist.
Darum ist es für den Jungen aus Florida eine Vollkatastrophe, ein Tages-Sommercamp besuchen zu müssen, damit die Eltern Doppelschichten schieben können, um ihr Haus zu kaufen. Und weil sie wollen, dass er „sinnvolle soziale Interaktionen mit anderen Kindern“ erlebt. Doch dann entdeckt Ware den verwunschenen Garten rund um eine aufgelassene Kirche unmittelbar neben dem Gemeindezentrum, in dem er eigentlich seine Zeit verbringen sollte. Weil ihn niemand vermisst, beginnt er, aus dem heruntergekommenen Gebäude eine „Burg“ zu machen, während die sommersprossige Jolene, die aus ganz eigenen Gründen in dieser grünen Wildnis Zuflucht gesucht hat, mit großem Eifer ein Pflanzprojekt beginnt.
Aber Ware geht es natürlich nicht nur darum, dem Zwangssport im Ferienkurs zu entgehen - eigentlich möchte er unbedingt ein anderer werden. Mehr von dem, wie ihn die anderen gerne hätten. Deswegen ist er so vom „Wiedergeburtsbecken“ des ehemaligen Gotteshauses fasziniert.
Richtig spannend wird das Ganze, als die neuen Freunde erfahren, dass das Grundstück verkauft werden soll und Ware sich überlegt, wie er die Versteigerung im letzten Moment noch verhindern könnte. Dabei kommt ihm ein Geschenk seines Onkels zupass: Eine Kamera, mit der er ab diesem Moment alles einfängt, was im Garten passiert.
Seine „Heldenreise“, zu der auch die tägliche, körperliche Arbeit in seinem Refugium gehört, verwandelt den Jungen an der Schwelle zum Teenager tatsächlich körperlich. Lässt ihn aber gleichzeitig auch verstehen, dass er es nicht nötig hat, sich zu ändern; nicht vom introvertierten Normaljungen zum extrovertierten Superhelden werden muss, um Anerkennung zu finden. Auch von seinen Eltern. Weitere wichtige Erkenntnisse neben „anders sein ist völlig okay“: Gemeinsam geht auch das Schwierige im „echten Leben“ leichter. Selbst wenn klar ist, dass man nicht in einer Wunschwelt lebt, ist träumen erlaubt. Reden hilft. Und ein Barkeeper mit Nüsschen ist unbezahlbar, wenn man nicht mehr ein noch aus weiß.
Die tiefgründige Geschichte ist anspruchsvoll und regt zum Nachdenken an, überfordert die jungen Leserinnen und Leser aber dennoch nicht. Sofern sie sich auf die wunderbar gezeichneten Figuren einlassen und auf das Tempo der Handlung. Der Roman eignet sich sowohl für Mädchen als auch Jungen und kann aufgrund der kurzen Kapitel auch problemlos gemeinsam in der Klasse gelesen werden. Am Ende geht alles gut aus - aber ganz anders, als man denkt.
Michaela Pelz