Falsche Bilder

Autor*in
Leeuw, de
ISBN
978-3-423-78226-5
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
316
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 13-jährige Belgier Arnould reist mit seinem Vater in dessen Heimatdorf Deemstervelde, um den Haushalt der verstorbenen Großmutter aufzulösen. In der Langeweile der ersten Tage verdichten sich Hinweise, dass das düstere Kaff ein Geheimnis birgt, das 1942 im Tod von zehn Männern gipfelte. Arnoulds Großvater, der Held des Dorfes, dem er wie aus dem Gesicht geschnitten ist, muss eine Schlüsselrolle darin gespielt haben.

Beurteilungstext

In Deemstervelde haben die Menschen die Vergangenheit nie wirklich hinter sich gelassen. Die Ereignisse des Sommers 1942 sind in den Köpfen der Alten, die damals die Jungen waren, präsent - wie Arnould heraus findet, in durchaus unterschiedlichen Varianten. Die unverheiratete Baroness spielt eine Rolle, deren Eltern 1942 aus Opportunismus die Deutschen unterstützt und Arnoulds Großvater nach einem Streit vom Hof gejagt haben. Ein mysteriöser Überfall auf einen deutschen Transport, den die Nazis mit der willkürlichen Erschießung von zehn Männern gerächt haben, unglückliche Liebe, enttäuschte Hoffnungen und vorenthaltene Chancen für junge Frauen geraten in den Blickpunkt. Dem Außenstehenden Arnuold gelingt es, ein Geflecht aus teilweise völlig unerwarteten Beziehungen freizulegen, das das Leben und Denken der Menschen von damals deutlich werden lässt. Nur er, und mit ihm die Leser, überblickt das Ganze, und er kommt zu einem eigentlich ganz banalen Schluss, der ihn etwas Unglaubliches tun lässt.
Arnould ist vielleicht zu jung, um wirklich zu verstehen, wie die Vergangenheit die Deemstervelder gefangen hält. Aber intuitiv schützt er sich davor, dass auch er in dieses Netz aus Halbwahrheiten gerät. Er erkennt, dass damals wie heute viele Faktoren über das Schicksal eines Menschen bestimmen, und dass vieles anders ist, als es zu sein scheint.
Mit der humorvoll selbstironischen Erzählweise des Ich-Erzählers Arnould gelingt es Jan de Leew, ein schwieriges Thema locker und unbeschwert an die Leser zu bringen. Arnuolds zahlreiche Missgeschicke im für ihn ungewohnten Landleben unterhalten und bilden einen gut gewählten Kontrapunkt zu dem bedrückenden Geschehen der Kriegsjahre. Die große Schrift ist angenehm zu lesen.
“Falsche Bilder” ist ein sehr tiefsinniges und vielschichtiges, aber kein schwieriges Buch. Viele Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen kommen zur Sprache, vor allem bezüglich des Scheideweges zwischen Jugend und Erwachsenenalter. Sie können Anlass zum Nachdenken oder für Diskussionen sein. Das Buch ist sowohl für die private als auch als Unterrichtslektüre absolut empfehlenswert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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