Das Schweigen der Eulen

Autor*in
Leeuw, de
ISBN
978-3-8067-5107-9
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Niederländischen
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Beerdigung seiner Großmutter konfrontiert Arnoud mit den Geschehnissen zur Zeit der deutschen Besatzung in Belgien. Er stößt dabei auf die Geschichten von Menschen und ihre Verstrickung in Liebe, Eifersucht, Verrat und Schuld. Zehn Menschen wurden wegen eines Bilderraubes exekutiert. Und bei Arnoud laufen alle Fäden zur Aufklärung der Vorkommnisse von damals zusammen.

Beurteilungstext

Wenn - dann richtig! scheint sich Jan de Leeuw beim Schreiben dieses Buches gesagt zu haben. Seine Themenvielfalt würde bei anderen Autoren nicht zwischen zwei Buchdeckel passen: Erste Liebe, Besatzungszeit durch die Nazis, Naturschutz, Trennung der Eltern, Abnabelung, Suche nach der eigenen Vergangenheit, die Frage nach Schuld und Sühne.
Man kann dieses Buch in seiner Struktur am ehesten noch mit dem klassischen Bildungsroman vergleichen. Eine Reise markiert den Beginn eines persönliches Entwicklungsprozesses, dessen vorläufiges Ende im Vollzug einer gewollten und bewussten Handlung bzw. Entscheidung besteht, als Zeichen dafür, sein Leben selbst in die Hände zu nehmen.
So reist Arnoud zunächst nur widerwillig mit in das kleine Dorf Deemstervelde zur Beerdigung seiner Großmutter und Regelung ihres Nachlasses. Ein nur für ihn von seiner Großmutter geschriebener Brief und seine eigenen Nachforschungen machen ihn zum Träger eines 60 Jahre lang gehüteten Geheimnisses, das sich um einen Bilderraub und der damit verbundenen Exekution von zehn Dorfbewohnern , sowie seiner eigenen Familie dreht. Arnoud muss eine Entscheidung treffen, die ihm keiner abnehmen kann.
Die Personen in diesem Buch mögen für sich alle etwas verschroben und eigen sein. Und manche Details der Handlung strapazieren für sich genommen die Fantasie. Aber Leeuw gelingt es, sie so miteinander in Verbindung zu bringen, dass das Ganze stimmig, glaubwürdig und überzeugend wird. Leeuw lässt seine Hauptfigur Arnoud und mit ihm den Leser Verbindungen erforschen und erahnen.
Ein Buch , das auch sprachlich überzeugt. Sätze wie "Die Tränen , die keiner sieht, sind die traurigsten." sind zwar Wackelkandidaten auf der schmalen Gratwanderung zwischen Poesie und Poesiealbum, aber der trockene Humor der Erzählweise Arnouds garantiert die nötige Bodenhaftung.
Geschickt eingewebt in die Geschichte sind die Eulen. Leeuw nutzt diese symbolträchtigen und metapherhaltigen Vögel als Kommentatoren der Geschichte.
Zwei Ausrutscher dürfen nicht unerwähnt bleiben. Einen Haufen Eulengewölle als "Mäuse-Auschwitz" zu bezeichnen, ist mehr als fragwürdig. Auch wenn im Nachsatz erklärt wird, dass Eulen auch Eulen fressen.
Völlig unpassend ist der Ausspruch Arnouds "Wo sind die Nazis, wenn man sie einmal braucht?", als er sich von seiner Freundin Rebecca nicht ernst genommen und geärgert fühlt.
Insgesamt ein starkes Buch, sehr geeignet als Klassenlektüre, weil es eine Menge zu entdecken und zu diskutieren gibt.

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Diese Rezension wurde verfasst von thp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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