Das Schweigen der Eulen

Autor*in
Leeuw, de
ISBN
978-3-8067-5107-9
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
254
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 13-jährigen Arnoud reist der anlässlich der Beerdigung seiner Großmutter in ihr Dorf, um herauszufinden, wer sie war und wie sie gelebt hat. Nach und nach findet er heraus, welch tragische Rolle seine Großeltern während des 2. Weltkrieges gespielt haben und er kommt auch einem alten Verbrechen auf die Spur, bei dem zehn Menschen ums Leben gekommen sind.


Beurteilungstext

Hauptschauplatz der Erzählung ist Deemstervelde - ein scheinbar unbedeutendes Dorf in Belgien. Arnoud reist mit seinem Vater dorthin, da die Großmutter verstorben ist. Begeistert ist er nicht, denn seine Sommerferien hatte er sich spannender vorgestellt. Und gekannt hatte Arnoud seine Großmutter sowieso kaum.
Kurz nach dem Eintreffen im Dorf stellt er fest, dass der Name seines Großvaters in aller Munde ist und ihn offenbar ein dunkles Geheimnis umgab. Beim Aufräumen und Ausräumen ihres Hauses stößt er nacheinander auf zwei Briefe, die die Großmutter ihm hinterlassen hat. Vor dem Hintergrund der deutschen Besatzung während des 2. Weltkrieges berichtet sie von ihrer großen Liebe und der so unglücklichen Ehe mit dem Großvater.
Jetzt findet Arnoud seine Ferien plötzlich gar nicht mehr langweilig. Auf abenteuerliche Weise lernt er verschiedene Dorfbewohner kennen und beginnt sie auszuhorchen. Die Namensgleichheit mit seinem Großvater ist ihm hierbei eine Hilfe wie die Tatsache, dass er ihm verblüffend ähnlich sieht. Nach und nach fügen sich wie bei einem Puzzle die Ergebnisse seiner Spurensuche aneinander. Er rekonstruiert, dass sein Großvater offenbar als Kriegsheld für sein Dorf gestoben ist. Die Deutschen hatten einen Überfall mit tödlichem Ausgang nicht aufklären können und stattdessen Arnouds Großvater und neun weitere Dorfbewohner erschossen. Doch dann erfährt Arnoud durch den zweiten Brief seiner Großmutter die wahre Verstrickung des Großvaters in das Kriegsverbrechen, bei dem es nicht nur um einen Kunstraub, sondern auch um Liebe und Verrat ging und bei dem neun Menschen unschuldig sterben mussten.
Der Titel des Buches steht im Zusammenhang mit einem parallel verlaufenden Erzählstrang. Arnoud lernt die 14-jährige Rebecca kennen, die wiederum eine enge Freundschaft mit dem Ornithologen Titus verbindet. Er hilft den beiden bei der Betreuung ihres “Eulenprojekts”, indem er geeignete Plätze für Nistkästen vermittelt oder verletzte Tiere füttert. Die Lebenssituation der lichtscheuen Vögel steht symbolhaft für die Situation der Dorfbewohner. Einerseits würde man im Dorf gerne unbeschwert leben, andererseits aber herrscht Angst vor der Aufdeckung der Beteiligung an den damaligen Geschehnissen. Ähnlich verhält es sich bei den Eulen, die eine Entdeckung bei Tage meiden müssen, um nicht gejagt zu werden.

“Das Schweigen der Eulen” ist ein sehr lesenswertes Jugendbuch, bei dem sich Spannung und Witz abwechseln. Jan de Leeuw versteht es, den Leser mit einer leicht verständlichen, bisweilen heiteren Ausdrucksweise zu erfreuen. Auch der mehrfache Wechsel der Erzählperspektive trägt dazu bei, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte, bis alle Geheimnisse gelüftet sind. Die geschichtlichen Hintergründe und die tragischen Einzelschicksale geben der Erzählung emhr Tiefe als ein beliebiger Kriminalfall.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von vb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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