Falling Boy

Autor*in
McGhee, Alison
ISBN
978-3-446-23321-8
Übersetzer*in
Kollmann, Birgitt
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
188
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 16-jährige Joseph ist gelähmt. Warum, weiß in Minneapolis, wo er nach seinem Unfall hingezogen ist, niemand. Deshalb ranken sich die wildesten Gerüchte um den Hergang, und die 9-jährige Enzo, eine selbsternannte Meisterdetektivin, und Zap, Josephs Freund, denken sich verschiedene Superheldengeschichten aus, in denen der Fliegende Joseph seine Mutter vor dem Fall von einer Klippe rettet. Nur langsam kommt die Wahrheit ans Licht.

Beurteilungstext

Unvermittelt beginnt der Einstieg in dieses sonderbare Buch. Die Charaktere werden nicht vorgestellt, nur langsam lernt der Leser sie kennen. Der eigentlich allwissende Erzähler hält seine Informationen bewusst zurück, steht außerhalb des Geschehens und lässt den Leser selbst beobachten, rätseln, entschlüsseln. Dieser muss sich durch ein dichtes Gewirr von sprachlichen Bildern, Metaphern und Symbolen durcharbeiten, bis er zum Kern der Geschichte vorstößt.

Die Figuren selbst bauen eine Insel um sich herum auf, zu der die Wirklichkeit nur schwer Zugang findet. V.a. die 9-jährige Enzo lebt in einer Wunsch- und Phantasiewelt: Nachdem ihre eigene Welt mit dem Weggang des großen Bruders Zap, den die Eltern daraufhin “verstoßen” haben, zerbrochen ist, möchte sie jetzt in Joseph, dem “Helden” der Erzählung, einen Superhelden sehen, der - nachdem er seine Mutter gerettet hat und dabei querschnittsgelähmt wurde - die ganze Welt und auch ihr Leben wieder in Ordnung bringt.

Joseph selbst möchte nicht über die Erlebnisse des Unfalls sprechen, denn auch wenn er sich der Wahrheit darüber bewusst ist, würde er den Hergang am liebsten auf seine eigene Weise verändern. Und so rätselt auch der Leser, ebenso wie ein alter Mann, den Joseph immer beim Schwimmen trifft, was denn nun tatsächlich passiert ist. Mit geschickten Andeutungen und viel Symbolsprache fügen sich die Puzzleteile nach und nach zu einem Bild zusammen.

Dann ist da noch Mai, ein hübsches junges Mädchen, das Joseph trotz seiner Querschnittslähmung ins Herz geschlossen hat. Sie, die sich rührend um ihren geistig behinderten Bruder kümmert, kann sich bestens in Joseph hineinversetzen. Denn am Ende des Buches kommt heraus, welche Rolle Josephs Mutter, die psychisch krank ist, bei seinem Unfall gespielt hat.

Wirklich tief lässt der Erzähler die Leser nicht in die Figuren hineinschauen; jegliche Kommentare fehlen; nur aus Gedanken, Reaktionen und Handlungen kann man auf das psychologisch komplexe Innenleben schließen.
Zeitsprünge, ungekennzeichnete Rückblenden, Erinnerungen und Gedankenwiedergaben sowie Symbolsprache machen das Buch noch mehr, als es aufgrund der Thematik schon der Fall ist, zu einem außergewöhnlichen Jugendbuch, das während und nach dem Lesen viel Zeit zum Nachdenken erfordert.

Insgesamt empfehlenswert, wenn man nach etwas Außergewöhnlichem sucht, das nicht nur zum “Abschalten” und zur Unterhaltung dienen soll. Allerdings aufgrund der Komplexität erst ab ca. 16 / 17 Jahren geeignet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von CJB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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