Ein Sommernachtstraum - Ein Märchen nach Shakespeare

Autor*in
Fühmann, Franz
ISBN
978-3-356-01190-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gleich, Jacky
Seitenanzahl
48
Verlag
Hinstorff
Gattung
BilderbuchFantastikSachliteratur
Ort
Rostock
Jahr
2007
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die berühmte Liebes- und Verwechslungskomödie Shakespeares, in der brillanten Nacherzählung von Franz Fühmann: Im Auftrag von Elfen-König Oberon holt Puck die blume Liebnurmich, um damit zwei Liebesgeschichten zu einem guten Ende zu führen. Nur leider irrt sich der gute Puck bei den Personen ...

Beurteilungstext

Franz Fühmann, einer der bedeutendsten und bekanntesten Schriftsteller der DDR, verfasste neben seinen großen Erzählungen auch immer wieder Kinderbücher, darunter Nachdichtungen und Märchen für Kinder und Jugendliche. Hierbei favorisierte er in seinen großartigen Nachdichtungen oftmals die bekannten Stoffe der Weltliteratur, Werke wie Reinecke Fuchs (1964), Das Nibelungenlied (1971) und Shakespeare. Märchen (1968).
Nach 40 Jahren hat der Hinstorff Verlag eines dieser Shakespeare Märchen von Fühmann in die neue Rechtschreibung übertragen und zugleich von Jacky Gleich neu illustrieren lassen. Herausgekommen ist ein unvergleichlich individuelles, brillantes Bilderbuch, das alles Menschen ab 6 Jahren nachdrücklich zu empfehlen ist.
Franz Fühmann erzählt in diesem Buch die unsterbliche Geschichte der Verwechslungen: "Die große liebt den Schwarzen, doch der Schwarze liebt sie nicht; der Schwarze liebt die Kleine, doch die Kleine mag ihn nicht; die Kleine liebt den blonden, und der endlich erwidert ihre Liebe, doch gerade den will der Vater nicht!" - eine "ganz verzwickte und verzwackte, verstrickte und vertrackte" Verwechslungskomüdie, die nicht einmal vor der Welt der Elfen halt macht. Liebende und Verschmähte, Zankende und Kriegerische tummeln sich in beiden Reichen, und die Verwirrung geschaffen hat nur einer: der Puck mit seiner Blume Liebnurmich, von Jacky Gleich übermütig mit einer frechen Sonnenbrille auf der Nase dargestellt. Überhaupt sind ihre Zeichnungen nicht anders als skurril zu bezeichnen, gerade so, als mache sie sich lustig über ihr eigenes Werk. Und nie entspricht sie mit ihren Interpretationen den gängigen Vorstellungen. Die Elfen sind so gar nicht elfenhaft leicht, eher pummelig ungeschickt, und die liebenden Damen sind keineswegs von zarter Statur, eher moppelig rund die eine und bohnenstangengleich die andere, und als sie am Ende über ihre untreuen Liebsten in einen argen streit geraten, da stehen sie sich wie keifende Waschweiber gegenüber. Als die Geschichte schon zu Ende ist, kommt noch ein Bild. Da verneigen sich die Hauptfiguren, die beiden Liebespaare und der Puck - aber gezeichnet hat sie Jacky Gleich von hinten, wie sie sich in einer Reihe als Schauspieler verbeugen, mit herausgestreckten dicken Hintern ...
Zu diesem zeichnerischen Meisterwerk fügt sich grandios die Erzählung des Franz Fühmann. Oft wendet er sich an sein Publikum, spricht es direkt an, ermahnt es, weist es hin, erklärt ihm etwas und schafft so ein ganz besonders enges Band. Schilderungen von großer Eindringlichkeit beschwören eine seltsam dichte Atmosphäre herauf: "Bedenkt, es ist Nacht, da ist's schaurig im Wald, da heulen die Eulen und rufen die Käuzchen kuiwitt, kuiwitt und flattern die Fledermäuse mit ihren nackten Flügeln, und blaue Irrlichter gaukeln und schaukeln den schummrigen Tann! Luchsaugen glühen, und Fuchsaugen sprühen; die Weltkatze wetzt ihre Krallen an dem borkichten Eichbaum scharf, und schwarze hauerbewehrte Schweine durchtrotten schmatzend den Buchengrund." Endlos lange, verschachtelte Sätze, rhythmisierend, in Teilen bisweilen reimend, in denen vor allem von Kindern das eine oder andere Wort nicht verstanden wird, tragen dazu bei, den Text durch Sprache und Stil der Wirklichkeit zu entheben und in eine ferne unbestimmte Zeit zu einem Elfenvolk zu versetzen. Vor allem Kinder mit unvoreingenommenen Fantasie erden ihre Freude haben an den Vorstellungen, die Fühmann heraufbeschwört, wenn etwa der Leibdiener Senfsamen beim Gastmahl Oberon fragt, was er trinken wolle: "die Kühle der Mitternacht oder das Rauschen von Taubengefieder oder ... vielleicht einen Fingerhut voll Tau aus Lilienkelchen?"
Ein wunderbares Buch, das zugleich Kindern einen der größten Klassiker der Weltliteratur nahe bringt. Und fast braucht der Leser am Ende auch die Berührung der Blume Vergisswaswar, um sich in der Realität wieder zurechtzufinden.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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