Doppelpoker
- Autor*in
- Linker, Christian
- ISBN
- 978-3-423-78214-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 224
- Ort
- München
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 7,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der 15-jährige Julius erwacht nach einer durchzechten Nacht in einer unbekannten Wohnung. Er stellt fest, dass der Familienring, den er am vorherigen Abend bekam, nicht mehr da ist. Stattdessen findet er ein Geldbündel mit einer Handynummer. Eine spannende Suche nach dem Ring beginnt.
Beurteilungstext
Der Leser wird bei "Doppelpoker" unmittelbar in die Handlung gezogen: Nach der durchzechten Nacht ordnet der 15-jährige Ich-Erzähler seine Gedanken: Er erinnert sich an die Ereignisse des letzten Abends, bevor er die unmittelbaren und recht unverblümt geschilderten physischen Folgen übermäßigen Alkoholkonsum bewältigen muss - nur um anschließend festzustellen, dass er den kostbaren Ring nicht mehr besitzt, den er am Vorabend von seinem Vater bekommen hat und auf dessen Suche er sich unbedingt machen muss.
Neben den männlichen Ich-Erzähler tritt ab dem zweiten Kapitel die in etwa gleichaltrige Ich-Erzählerin Joe. Insofern ergeben sich für den Leser kapitelweise Perspektivwechsel, die sich z. T. überschneiden, teilweise aber auch isolierte Ereignisse wiedergeben, in denen nur einer der Erzähler anwesend ist. Ein weiterer Reiz neben der wechselnden Perspektive Junge - Mädchen besteht zudem noch in der Beziehung zwischen den beiden: Sie ist diejenige, die den Ring gestohlen hat. Dazu kommt - der zwar nicht neue, aber immer tragende - Gegensatz zwischen Arm und Reich. Während es sich bei Julius um ein Söhnchen aus "gutem Hause" handelt, dessen Mutter eine erfolgreiche Anwältin und der Vater Professor für Wirtschaftsmathematik ist, kommt die Kleinkriminelle Joe aus schwierigen Verhältnissen: Die alkoholkranke Mutter ist alleinerziehend und lebt von Sozialhilfe, Joe selbst hat die Schule bereits vor zwei Jahren geschmissen und hält sich mit kleinen Diebstählen über Wasser.
Bei einer ihrer kriminellen Aktionen ist Joe auch an zwei Deutschrussen geraten, denen sie nun eine Menge Geld schuldet und die der Anlass sind, weshalb sie Joe den Ring gestohlen hat. Zwar hätten hier auch beliebige andere Ethnien stehen können, der Autor weist aber auf ein gesellschaftliches Problem hin: "Für die Kasachen waren sie die Scheißrussen gewesen, für die Russen waren sie die Scheißdeutschen und hier in Deutschland schrieb man ihnen die Vornamen Waldemar und Michael in die Pässe [...], wo sie für die andere doch nur wieder die Scheißrussen waren." (S. 114) Insgesamt ist die Jagd nach dem Ring spannend und überzeugend, abgesehen davon, dass Julius nicht den richtigen Ring zurückbekommt: Nicht Waldemar, der Gläubiger Joes, hat den Ring vertauscht, sondern sein alter Onkel, ein Goldschmied. Er hat in dem Ring ein altes Erbstück wiedererkannt, dass seine Vorfahren während der Inflation in den 1920er Jahren versetzen mussten. Diese Auflösung mit anschließender finanzieller Einigung scheint aufgesetzt und allzu zufällig.
Was das Verhältnis zwischen den beiden Jugendlichen angeht, so ist alsbald vorhersehbar, dass zwischen Joe und Julius mehr besteht als nur das Interesse an dem Ring. Glücklicherweise endet die Geschichte aber nicht in trauter Zweisamkeit, sondern Joe wandert nach einer gemeinsamen Nacht zu ihrem in Portugal wohnenden Vater aus.
Insgesamt handelt es sich bei "Doppelpoker" um einen unterhaltsamen Jugendkrimi, der nicht nur durch die Handlung und Figuren überzeugt, sondern auch durch den Perspektivwechsel an Qualität gewinnt.