Die wundersame Reise von Edward Tulane - Audio-CD

Autor*in
DiCamillo, Kate
ISBN
978-3-935036-95-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
Weinheim
Jahr
2010
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Edward Tulane, der Porzellanhase, geht unverschuldet verloren und erlebt eine abenteuerliche Irrfahrt, auf der ihm viel Leid geschieht, er aber auch begreifen kann, wie tröstlich es ist, geliebt zu werden und wieder zu lieben. Am Ende kommt er wieder nach Hause, und das Kind, dessen Spielzeug er einst war, gibt es noch immer.

Beurteilungstext

Die zehnjährige Abilene hat von ihrer Großmutter einen Porzellanhasen geschenkt bekommen, den sie sehr liebt. Sie sagt ihm immer wieder, dass sie ihn nie verlassen wird und legt ihm die goldene Taschenuhr auf das Knie, damit er die Zeit kontrollieren kann, die vergehen muß, bevor sie wieder aus der Schule kommt. Der Hase kann nicht sprechen, hat aufgemalte Augen, die sich nicht schließen lassen, aber er scheint denken zu können. Und so erfahren wir alles, was nun geschieht, aus dem Blickwinkel des Porzellanhasen Edward Tulane.
Er ist zu Beginn der Geschichte eine verwöhnter Hase mit seidenen Anzügen und eleganten Hüten und einem eigenen Schlafbett. Als die Familie auf eine gr0ße Schiffsreise aufbricht, darf er selbstverständlich mitreisen. Abilene achtet sorgsam auf ihn, aber sie kann doch nicht verhindern, dass zwei wilde Jungen ihn übermütig packen und über Bord schleudern. Hier beginnt die eigentliche Leidensgeschichte des Porzellanhasen, die ihn nicht nur in die Meerestiefe befördert, sondern auch in die Tiefen und Abgründe menschlicher Schicksale. Als Zuhörer glaubt man zunächst, da es sich ja um eine Kindergeschichte handelt, dass das Leid nur eine vorübergehende Episode sein könne . Aber es kommt anders. Es geht - und das hatte die Autorin ja ihrer Geschichte vorangestellt - um ein Herz, das bricht, und wieder und wieder bricht und durch Düsternis und Nacht gehen soll…
Bedrückend und rätselhaft klingt das, und böse ist ja auch die kleine Anfangsgeschichte von der Prinzessin, die in ein Warzenscheein verwandelt wird, weil sie nicht lieben kann. Unerlöst bleibt sie, und über das Unerlöste, Böse und Gemeine muß auch der Porzellanhase immer öfter nachdenken. So begegnen ihm der alte Fischer und seine rührend liebevolle Frau, die ihn neu ausstaffieren. Aber die böse Tochter des Ehepaares wirft ihn rigoros auf den Müll. Er gehr verloren und trifft Verlorene: den Landstreicher mit seinem Hund, der ihm die Mädchenkleider wieder auszieht und ihn mitnimmt auf seine bittere Wanderschaft. Als er sich gerade wieder wohlfühlt, wird er aus seiner Geborgenheit erneut gerissen und landet im Straßengraben. Die alte Frau, die ihn findet, benutzt ihn grob als Vogelscheuche für ihren Garten. Ein kleiner Junge ist es, der ihn aus seiner Qual errettet und weiter verschenkt an seine kleine Schwester, und die ist - wieder geschieht das Schlimme - todkrank . Die Autorin lässt das kleine Mädchen tatsächlich sterben und Edward Tulane zieht mit dem traurigen Bruder in die Stadt. In einer Kneipe wird er durch den Raum geschleudert und scheint endgültig zerbrochen und tot.
Aber der Puppenreparaturmeister flickt ihn zusammen und setzt ihn zum Verkauf in seinen Puppenladen. Und nun, endlich, wird der Zuhörer nach alle den traurigen Ereignissen mit einem happy end versöhnt: Ausgerechnet die kleine Tochter des Mädchens vom Geschichtenanfang trifft auf den Porzellanhasen und der Kreis kann sich schließen, die lange und wundersame Reise des Porzellanhasen ist zu Ende.
Manche Kritiker des Buches sprechen von einer zu traurigen und kitschigen Geschichte. Andere loben die poetische Sprache und die wundersamen Schilderungen der märchenhaften Reise. Mit scheint, dass in dem Text der amerikanischen Autorin, die in den letzten Jahren einige sehr erfolgreiche, sehr gute Kinderbücher geschrieben hat, viel mehr steckt, als beim ersten Lesen zu erfassen ist.
Erzählt wird eine klassische Irrfahrt eines Spielzeugtiers, und damit steht es in der Tradition vieler Kinderbuchklassiker . Beim genaueren Hinsehen entdeckt man immer wieder Zitate: erinnert der Sturz über Bord hinunter zur Meerestiefe nicht auch an den armen Pinnoccio? Und hat nicht schon der Standhafte Zinnsoldat im Märchen von Hans Christian Andersen durch die Kanalisation treiben müssen? Wenn der Hase als Vogelscheuche an den Baum genagelt wird, erinnert man sich unwillkürlich an das Bild des ans Kreuz geschlagenen Christus.
Gute Menschen retten den Hasen und versuchen, ihm ein neues Zuhause zu geben, aber die Bösen, die ihn auf den Müll werfen oder aus dem fahrenden Zug schmeißen gibt es eben auch, und sie werden nicht beschönigt oder verharmlost. Kann man das Kindern zutrauen? fragt sich der erwachsene Leser. Ich denke schon, denn so, wie Kate deCamillo es erzählt, wirkt es zutiefst wahrhaftig . So bleibt nicht nur Edward Tulane, der Porzellanhase, am Ende nachdenklich und dankbar zurück, sondern hoffentlich auch die erwachsenen und kindlichen Leser und Zuhörer. Eine alte Puppe- wieder ein Gruß aus dem Geschichtenland von Nußknacker und Mausekönig - rät am im Puppengeschäft, immer die Hoffnung zu bewahren und darauf zu vertrauen, dass jemand kommen wird. Und jemand kommt. Ganz am Ende der wundersamen Reise von Edward kehrt er an seinen Anfang zurück. Das Kind des Kindes beginnt die Geschichte, wenn man so will, wieder von vorn.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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