Die wundersame Reise des Edward Tulane

Autor*in
DiCamillo, Kate
ISBN
978-3-7915-2802-1
Übersetzer*in
Seuß, Siggi
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Ibatoulline, Bagram
Seitenanzahl
137
Verlag
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2006
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschichte eines Porzellanhasen, der verloren gehen musste, um die Liebe zu entdecken.

Beurteilungstext

Kate DiCamillo erzählt die liebevolle Geschichte des eleganten Porzellanhasen Edward Tulane, den Abilene Tulane von ihrer Großmutter zum siebten Geburtstag bekam. Edward ist ein verwöhnter Hase, blasiert, in Seidengewändern, mit einer goldenen Taschenuhr und einem Hut auf dem Kopf. Jeden Abend darf Edward beim Dinner am Tisch sitzen, und danach wird er liebevoll zu Bett gebracht.
"Ich hab dich ganz ganz lieb", flüstert Abilene jeden Abend, aber Edward antwortet nicht und schaut teilnahmslos aus seinen Knopfaugen. Natürlich kann Edward gar nicht reden, aber wenn er es könnte, so würde er auch nicht antworten, weil das unter seiner Würde wäre. Edwards einzige Hasen-Gedanken und Gefühle kreisen um ihn selbst, voller Selbstzufriedenheit über seine außerordentliche Vornehmheit, als ein Paradebeispiel seiner Art.
So ist ihm nicht wichtig, was die anderen zu ihm sagen, und Abilene mit ihrer heißen Liebe zu ihm ist ihm gleichgültig. Deshalb versteht er auch nicht die Frage, als Pellegrina, die Großmutter, eine traurige Gute-Nacht-Geschichte erzählt und mit der Frage endet, "Wie kann eine Geschichte glücklich enden, wenn es keine Liebe gibt?"
So bleibt es bis zu Abilenes elftem Geburtstag, als ihre Eltern mit ihr auf einem Schiff nach London fahren. Da reißen Abilenes wilde Brüder Edward, der sie natürlich begleitet, die Kleider herunter und werfen ihn sich gegenseitig zu. Verzweifelt versucht Abilene, das grausame Spiel zu stoppen - vergebens. Edward geht überbord, fällt in die See.
Damit beginnt eine lange schmerzhafte Odyssee für den Hasen. Von dem demütigenden Aufenthalt im Schlamm des Seebodens wird er durch den derben Fischer Lawrence gerettet, der ihn seiner Frau Nellie mitbringt. Und Nellie liebt Edward bald ebenso wie Abilene und spricht zu ihm. Und Edward hört zu, überrascht über sich selbst. "Die Geschichten, die Nellie erzählte, berührten ihn, als seien sie das Wichtigste auf der Welt, und er hörte zu, als hinge sein Leben davon ab." Bis zu dem Tag, an dem Nellies Tochter kommt.
Diese kann nicht verstehen, dass Edward wie ein Kind für ihre Eltern ist, und sie nimmt ihn auf einen Spaziergang - auf die Müllhalde. "Edward spürte einen schmerzhaften Stich irgendwo tief drinnen in seiner Porzellanbrust. Zum ersten Mal hörte er sein Herz rufen. Es sagte nur zwei Wörter: Nellie. Lawrence."
Hier, in der Einsamkeit und dem Schmutz, beginnt Edward über Pellegrina nachzudenken und er versteht auf einmal den Satz mit der Liebe. "Er hatte Abilene nicht genügend geliebt. Und dann hatte er sie verloren. Und er konnte es nie wieder gutmachen. Und Nellie und Lawrence hatte er auch verloren. Er vermisste sie so sehr. Ob das wohl Liebe war?"
Nun ist es ein Landstreicher mit seinem Hund, der Edward findet, und fortan begleitet er die beiden auf ihren Wanderungen, und in seinem Inneren erwacht eine tiefe Zärtlichkeit. Aber wieder geht Edward verloren, ohne sich verabschieden zu können.
"Eine einsame Grille begann ihr Lied zu singen. Edward lauschte. Tief in seinem Inneren tat etwas weh. Wenn er nur weinen könnte!"
Seine Odyssee geht weiter, und bald steht er als Vogelscheuche auf dem Acker; von dort wird er von Bryce gestohlen, der ihn mit nimmt für Sarah Ruth, seine kranke Schwester, die im Bett liegt und hustet. Wieder wird Edward geliebt, aber "an einem strahlenden Septembermorgen hörte Sarah Ruth auf zu atmen." Und Edward begibt sich mit Bryce auf Wanderschaft, wo beide schlimme Zeiten erleben, ohne Heimat, ohne Essen. Bis Edward verletzt wird und Bryce ihn zum Puppendoktor bringt, wo der Preis für die Reparatur des gespaltenen Kopfes in Edward selbst liegt. Fortan sitzt er - meisterhaft repariert, aber ohne Liebe - auf der Verkaufsbank, ohne Hoffnung, regungslos, verschlossen. "Die Jahreszeiten zogen vorüber, Herbst und Winter und Frühling und Sommer. Blätter wurden durch die Ladentür geweht und Regentropfen und das grüne, unerhört hoffnungsvolle Licht des Frühlings." Edward sitzt. Und er denkt an die Worte der alten Puppe neben ihm: "Jemand wird kommen. Jemand wird dich mitnehmen."
Jemand kommt. Eine Frau mit ihrer Tochter. Abilene. Edwards schmerzhafte Reise hat ein Ende gefunden.
"Es war einmal - oh, dieses wundervolle Es war einmal! - es war einmal ein Hase, der seinen Weg nach Hause fand."
Kate DiCamillo hat mit ihrem nicht-menschlichen "Helden", der menschlicher ist, als je ein Mensch es hätte sein können, ein Buch geschaffen, das zum Klassiker werden wird, in seinem altmodisch anmutenden Charme, der durch die feinen einfühlsamen Zeichnungen von Bagram Ibatoulline vollkommen erscheint. Text und Bilder entrücken die immer gültige Geschichte von Freundschaft und Liebe in eine zeitlose Dimension. Und so, wie Edward im Laufe seines Lebens verwandelt wird durch die Momente der Liebe, so wird es der Leser während der Lektüre.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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