Die Welt, von der ich träume

Autor*in
Pavlenko, Marie
ISBN
978-3-522-18557-8
Übersetzer*in
Panzachhi, Cornelia
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
176
Verlag
Thienemann
Gattung
Buch (gebunden)DystopieErzählung/Roman
Ort
Stuttgart/Wien
Jahr
2021
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einer dystopischen Zukunft will Samaa Jägerin werden, wie die Männer ihres Stammes, die sich regelmäßig aufmachen, um nach den letzten Bäumen in der Wüste zu jagen. Als das junge Mädchen die Männer heimlich auf der Jagd verfolgt, verirrt sie sich und landet in einer Doline, einem tiefen Loch, in dessen Mitte ein Baum wächst. Nun hat sie viel Zeit um den Baum zu beobachten und nachzudenken. Sie erkennt, dass die Bäume mehr als nur Jagdobjekte sind.

Beurteilungstext

Wir befinden uns in einer dystopischen Zukunft, die aber aufgrund der aktuellen Klimaveränderungen gar nicht sooo weit entfernt scheinen. Hier ist die Schere zwischen Arm und Reich groß. Zu den Armen gehört auch die 12-jährige Samaa, die mit ihrer Mutter in einem Stamm in der Wüste lebt. Der Stamm lebt davon, dass die Männer in der Wüste nach Bäumen jagen, die sich in Löchern, sogenannten Dolinen, verstecken. Wird ein Baum gejagt und gefällt, verkauft der Stamm das „Oltz“ an die reichen Menschen in der Stadt und sie können von dem Geld Wasser und Essen für einen längeren Zeitraum besorgen.
Auch Samaa will Jägerin werden, obwohl das im Stamm keine Arbeit für eine Frau sei. So verfolgt sie heimlich die Jäger. Doch sie kann das Tempo nicht halten und verliert ihre Spur. Das Mädchen gerät in einen Sandsturm und wird von einem Raubtier angegriffen. Auf der Flucht vor dem Angreifer fällt sie in eine Doline und entdeckt ihren ersten Baum, ein Ereignis, das ihr Leben grundlegend ändern wird. Zunächst ist sie verletzt und kann im Schatten des Baums Schutz und in der Doline selbst auch Wasser finden. Sie fängt an, sich Seile zu knüpfen und versucht sich aus der Doline zu befreien, doch aus eigener Kraft schafft sie es nicht. Mit ihren Essensvorräten reicht sie ca. zwei Monate und sie gibt bis zum Schluss die Hoffnung nicht auf, doch noch gerettet zu werden.
Der fantastische Kinderroman ist unheimlich eindringlich und einfühlsam erzählt. Insbesondere die Innenwelt von Samaa und auch ihre sich verändernden Gefühle gegenüber dem Baum werden anschaulich und bildhaft dargestellt. Vom Objekt, das das Überleben ihres Stammes sichert, bis zur behütenden Mutter wandelt sich Samaas Blick auf den Baum, den sie Naina tauft. Sie erkennt, dass der Baum selbst Leben spendet und so das Überleben viel langfristiger sichern kann. Die Erkenntnis wirkt authentisch und fast naheliegend. Als Lesende fragt man sich vielmehr manchmal, wie denn genau diese Einsicht jemals in Vergessenheit geraten konnte.
Die Geschichte erinnert ein wenig an Marlen Haushofers Roman „Die Wand“, der ebenfalls den Überlebenswillen einer einzelnen Frau in einem von einer Wand begrenzten Raum aufzeigt. Dieses Prinzip wird hier auf ein junges Mädchen und die Doline übertragen. Gleichzeitig kommt man als Lesende auch ins Nachdenken über das Überleben auf unserem Planeten. Wie wird hier mit Rodungen und Baumbeständen umgegangen? Solche Fragen können auch beim Lesen des Buches diskutiert werden. Der Einsatz im Unterricht ist unbedingt zu empfehlen.
Die dystopische Szenerie ist im Detail sehr anschaulich und ungewöhnlich in der Handlung, denn die meiste Zeit wird von Samaa in der Doline erzählt, also mit einem sehr kleinen Figurenpersonal und wenig Handlung. Auch die Sprache sticht durch ihre Verfremdungen heraus. So sprechen die Menschen nicht von „Holz“, sondern von „Oltz“. Die Verfremdung schafft Distanz und führt gleichzeitig zu einer genaueren Wahrnehmung des Textes. Das Buch wurde 2022 für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch nominiert. Es bearbeitet das wichtige Thema des Umweltschutzes und regt zur Empathiebildung an. Es ist unbedingt zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Alexandra Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 26.11.2022

Weitere Rezensionen zu Büchern von Pavlenko, Marie

Pavlenko, Marie

Die Welt, von der ich träume

Weiterlesen
Pavlenko, Marie

DIE KIRSCHE AUF DER TORTE ALLER KATASTROPHEN

Weiterlesen
Pavlenko, Marie

Die Kirsche auf der Torte aller Katastrophen

Weiterlesen
Pavlenko, Marie

Die Welt, von der ich träume

Weiterlesen
Pavlenko, Marie

Die Welt, von der ich träume

Weiterlesen