Die Kirsche auf der Torte aller Katastrophen
- Autor*in
- Pavlenko, Marie
- ISBN
- 978-3-522-20270-1
- Übersetzer*in
- Panzacchi, Cornelia
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 415
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 18,00 €
- Bewertung
Teaser
Während des letzten Schuljahres vor dem Abitur ist man eigentlich sehr mit sich und seinen schulischen Leistungen beschäftigt. Doch was ist, wenn die Eltern Beziehungsprobleme haben, die Mutter einen Selbstmordversuch initiiert und man in jemanden verliebt ist, der einen nur als Kumpel betrachtet?
Beurteilungstext
Mit einem Feuerwerk an selbstironischen Aussagen, mit überraschenden Episoden, die sich überstürzen und im Grunde Lebensfreude ausstrahlen, beginnt dieser Roman. Und so beginnt auch das letzte Schuljahr der Protagonistin Deborah. Doch sehr rasch bauen sich Probleme auf: Ihre beste Freundin Eloise kommt in eine andere Klasse als sie, was Eloiuse nicht stört, denn dort ist der vielbegehrte Mädchenschwarm Erwann, dessen Herz sie bald erobert. Jetzt ist lange Zeit nichts mehr von ihr zu hören. Deborah freundet sich in ihrer Klasse mit Jamal an, der Vogelspinnen zu Hause hat und mit Victor, in den sie sich schnell verliebt. Doch er hat seit mehreren Jahren eine Fernbeziehung. Das nächste und viel ernst zu nehmender Problem ist das ihrer Eltern. Sie ertappt ihren Vater mit einer anderen Frau, registriert, dass ihre Mutter immer weiter in Depressionen verschwindet, bis sie an Silvester einen Selbstmord versucht. Noch rechtzeitig kommt sie in eine Klinik und kann gerettet werden. Deborahs Vater beichtet seiner Tochter, dass er zwar seine Ehefrau noch liebt, aber sie schon lange nicht mehr begreifen kann, da er eine unüberwindbare Mauer zwischen beiden fühlt. Deshalb sucht er Zuflucht in einer neuen Beziehung. Deborah muss mit der Rückkehr ihrer Mutter aus der Klinik alleine fertig werden. Diese versucht ein neues Leben zu starten, was ihr auch gelingt und sie in einer Kunstgalerie ihren Lebenstraum realisieren kann: eine eigene Ausstellung. Auch bei Deborah scheint sich alles zum besseren zu wenden und sie besteht ihr Abitur. Und Victor? Keine Angst. Es wird ein Happy End angedeutet.
Ein schneller, fröhlicher und flapsiger Roman über das letzte Schuljahr einer französischen Schülerin. Gleichzeitig ein Bild über zerrissene Verhältnisse, die sich neu strukturieren. Gelungen sind die nachdenklichen Szenen, in denen die Probleme der Protagonisten*innen offen dargelegt werden. Doch muss auch Kritik geübt werden: Die Abtreibungsszenen von Eloise sollten eindeutig differenzierter dargestellt werden. Es reicht nicht, dass Deborahs Mutter von ihrer eigen Abtreibung und ihren Problemen erzählt. Auch Eloises Gefühlsleben sollte hier verantwortungsvoller dargestellt werden. Hinterfragt werden sollte auch die unbekümmerte Flugbereitschaft. Ist die heute noch vertretbar? Und haben Abiturienten so viel Geld, dass man Flugtickets verschenken kann? Selbst bei Billigfluggesellschaften? Geld scheint hier keine allzu große Rolle zu spielen. Damit rutscht der Roman auf eine Bühne, die nicht allen in der Realität zugänglich ist.
Trotz allem ein gelungener Roman, der mit Überraschungen und Witz nicht geizt und streckenweise seine Personen mit ihren Gefühlen tief ausleuchtet. Ein Roman, der die Stärke von Freundschaft und eigenen Mut ohne pädagogischen Zeigefinger darstellt.
Schön ist auch die Liste der "geheimnisvollen Kapitel" am Ende. Nicht nur Victor Hugo geistert durch diesen Roman, auch zahlreiche Chansonsänger*innen werden zitiert und man wird aufgefordert selbst noch andere unerwähnte Zitate und Anspielungen zu finden. Eine Fundgrube für Leser*innen, die sich im Frankophilen auskennen. Und als Laie wird man neugierig.