Die Welt, von der ich träume

Autor*in
Pavlenko, Marie
ISBN
978-3-522-18557-8
Übersetzer*in
Panzacchi, Cornelia
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
176
Verlag
Thienemann
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2021
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Eine spannende Utopie über eine Zeit in einer Zukunft, in der Bäume so selten geworden sind, dass Jäger wegen des Holzes monatelang unterwegs sind. Ein zum Nachdenken anregendes Plädoyer für die Achtsamkeit gegenüber unserer Natur und eine literarische Liebeserklärung an die Bäume um uns herum!

Beurteilungstext

"Hindere sie daran, die Bäume zu töten, Samaa! [...] Eine Zukunft wird es nur mit Bäumen geben, Kleine!" (S. 43) Mit diesen klugen Worten der Ältesten kann das 12-Jährige Mädchen Samaa zunächst nichts anfangen. Die Ich-Erzählerin Samaa lebt in einer Zukunft, in welcher der Klimawandel die Welt zu einer grauen, beängstigenden Wüste mit einer "grausam[en]" (S. 35) Luft gemacht hat und in der der Sauerstoff knapp geworden ist. Samaa möchte sich aber nicht damit abfinden, dass nur Männer zur Baumjagd dürfen, denn auch sie möchte sich nützlich machen und die letzten Bäume aufspüren ("Ich werde eine Jägerin sein", S. 49). Durch diese Dimension, dass Frau nicht jagen dürfen, fließt auch die Genderthematik in das Buch ein und sie veranschaulicht, dass es bei der Ungleichbehandlung von Frau und Mann geblieben ist; nur, dass es jetzt keine Tiere sind, die gejagt werden („Die Älteste behauptet, dass die Menschen früher Tiere aßen“, S. 78), sondern Bäume. Heimlich schließt sich das Mädchen daher einer Jagdgruppe an. Doch irgendwann verliert sie die Spur und sie ist von nun an auf sich alleine gestellt. In spannenden, atemberaubenden Textabschnitten wird ihr Kampf um Leben und Tod episch ausführlich dargestellt.
In ihrem tragischen Alleinsein verändert sich mehr und mehr aber auch ihre Sichtweise auf die Natur – und im Speziellen auf die Bäume. Geht sie zunächst noch davon aus, der Ältesten beweisen zu wollen, dass Bäume nur den einzigen Sinn und Zweck haben, verkauft zu werden, damit „wir leben können“ (S. 66), so ändert sich dies im Laufe des Romans sukzessive. Zum ersten Mal in ihrem Leben sieht sie einen „lebende[n]“ (S. 65) Baum, der steht und nicht gefällt ist und den sie zunächst für ein „Monster“ gehalten hat: „Ein Baum, ein echter Baum, den ich ganz alleine gefunden habe“ (S. 64). Traurig und merkwürdig, sich vorzustellen, dass es irgendwann in naher Zukunft vielleicht so sein könnte, dass man nicht mehr weiß, wie ein Baum überhaupt aussieht...
Die Ich-Erzählerin merkt zunächst, dass der Baum Schatten spendet, dass sich der Stamm lauwarm anfühlt, dass man sich an ihn anlehnen kann und er Geborgenheit spendet: „Er ist stabil. Wie ein Fels. Über mir flüstern und singen seine Blätter, sie filtern das Sonnenlicht. Ich hebe mein Gesicht an. Die Sonne spielt mit den Blättern, die sich im Wind wiegen. Manchmal dringt ein Sonnenstrahl schnell wie ein Wimpernschlag zwischen den Blättern hindurch“ (S. 67).
In einer wunderschönen poetischen Sprache fängt die Autorin die Lebendigkeit, die Kraft und die Schönheit, die von den Bäumen ausgeht, ein und Samaa lernt, dass sie den Menschen eine Botschaft vermitteln muss; nämlich, dass Bäume Lebewesen sind, die gepflegt und beschützt werden müssen.
Das Buch veranschaulicht, wie wichtig ein ökologisches Fachwissen ist, dass an nachfolgende Generationen weitertradiert werden muss. Denn Samaa muss erst lernen, was man tun muss, damit aus Samen Bäume werden. Und die Leser:innen werden mit Blick auf unsere gegenwärtige Welt vielleicht auch etwas ‚mitnehmen‘: Wollen wir nicht gemeinsam hier und jetzt etwas dafür tun, dass diese Utopie eine Utopie bleibt? Literatur hat hier sicherlich eine ganz besondere Wirkungsmacht: Aufgrund der Ich-Erzählperspektive werden wir zur literarischen Perspektivübernahme und zum Fremdverstehen angeregt. Vielleicht sind solche literarischen Mittel wirksamer als die immer gleiche sachliche 'Belehrung', auf die Natur zu achten...

(njs)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 170; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 01.04.2021

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