Die Verschwörung der Dichter

Autor*in
Pelz, Monika
ISBN
978-3-7026-5770-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2005
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Frankreich, Mitte des 18. Jahrhunderts: Die ca. 17-jährige Marguerite de Vichy wird im Haushalt ihrer deutlich älteren Halbschwester wie eine Dienstbotin behandelt. Als sich eine entfernte Tante ihrer erinnert und sie nach Paris holt, um das Mädchen zum Mittelpunkt einer Verschwörung zu machen, ändert sich für Marguerite viel: Sie gelangt in die gehobene Gesellschaft aus Adel und Bürgertum inmitten von Aufklärern und Literaten.

Beurteilungstext

Monika Pelz hat mit „Die Verschwörung der Dichter“ eine interessante Erzählung verfasst, in der sie die Geschichte eines Mädchen erzählt, das eher zufällig vom Lande in hohe gesellschaftliche Kreise gelangt und dort in der Rolle einer aus dem Kloster geflohenen Nonne Bekanntschaft mit führenden Denkern der Zeit in Kontakt kommt.
Sehr gründlich hat Pelz sich über die zeitgenössischen Besonderheiten wie die Salonkultur oder die französischen Aufklärer informiert und dieses Wissen gekonnt verarbeitet. Hinsichtlich der Figuren stehen neben fiktiven Charakteren mehrheitlich historisch verbürgte Persönlichkeiten, darunter auch große Namen wie Denis Diderot oder Montesquieu, so dass sich die Erzählung gelegentlich wie ein „Who's who der Aufklärung“ liest. Dabei wird aus Marguerites Perspektive mehrfach eine kritische Distanz zu der vordergründig heilen, aber letztlich unglaublich verlogenen und an strikten Konventionen orientierten Salonkultur aufgebaut, in der man die Ideen der Aufklärung vielfach als „modischen Gag“ denn als ernst gemeinte Gedanken auszumachen vermeint. Gesellschaftskritik in größerem Maße wird darüber hinaus durch Marguerites zum Anwalt avancierten Jugendfreund Fernand eingebracht, die sich vornehmlich gegen politische und soziale Missstände richtet.
Allerdings muss auch gesagt werden, dass gegenüber der so ausführlichen und gut recherchierten Darstellung des gesellschaftlichen Lebens der Adligen und des hohen Bürgertums die eigentliche Handlung eher schwach ist. Der erfahrene Leser vermag bereits zu Beginn des Buches zu erkennen, dass sich Marguerite und der Steuerpächtersohn Fernand nicht nur erneut begegnen werden, sondern dass sich, was auch der Fall ist, mehr zwischen ihnen ergibt. Damit tritt noch eine Liebesgeschichte neben die „Verschwörung der Dichter“, die als solche zwar immer wieder aufgenommen wird, aber letztlich den Anschein erweckt, als Vehikel für eine ausführliche Darstellung des o.a. gesellschaftlichen Lebens in Frankreich zur Zeit der Aufklärung zu fungieren und die abgesehen von den Verstrickungen der „Dichter“ untereinander ein völlig banaler Scherz ist.
Inhaltlich ergänzt wird die Erzählung um eine Vorgeschichte und einen Epilog. Die Vorgeschichte informiert den Leser im Zeitraffer über das Leben Marguerites bis zum Einsetzen der eigentlichen Handlung. Der Epilog klärt darüber auf, was aus den zentralen Figuren nach dem Abschluss der Erzählung geworden ist.
Dem Verstehen sehr dienlich sind ein Glossar und ein ausführliches Personenverzeichnis, auf die der Leser zu Beginn des Erzählung hingewiesen wird. Der weiteren Informationsvermittlung dienen Fußnoten, in denen die Autorin in aller Kürze zum Verständnis wichtiges Hintergrundwissen unterschiedlicher Themenbereiche liefert, ohne dieses Mittel zu überstrapazieren.
Insgesamt ist „Die Verschwörung der Dichter“ als „sehr empfehlenswert“ zu bewerten. Allerdings ist anzumerken, dass das Buch vornehmlich für sehr leseinteressierte Jugendliche und Erwachsene geeignet ist. Die relative Handlungsarmut gegenüber der detaillierten Gesellschaftsbeschreibung sowie das komplexe Figurenensemble setzten eine hohe Lesemotivation fernab einer auf Spannung ausgelegten Erwartungshaltung voraus.
Darüber hinaus ist zu betonen, dass ein Einsatz von Ausschnitten der Erzählung im Geschichtsunterricht gewinnbringend sein dürfte, denn schließlich wird das Geschehen in den Salons sehr anschaulich geschildert, so dass sich Anknüpfungspunkte für Perspektivwechsel ergeben oder eine solide Grundlage für die Konstruktion von Phantasiereisen besteht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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