Die Insel Eine tägliche Geschichte

Schlagwörter

• Flucht
• Rassismus

Teaser

Ein nackter Mann wird mit seinem Floß am Strand einer Insel angespült, aber die Inselbewohner weigern sich, ihn aufzunehmen. Am Ende schicken sie ihn fort, nackt wie er ist.

Beurteilungstext

Eine ausgesprochen realistische Parabel auf den Umgang der Satten mit dem Hunger eines Hungrigen. Sie mögen ihn nicht. Sie wollen ihn nicht. Sie kerkern ihn ein. Sie füttern ihn mit dem, was übrig bleibt. Sie haben Angst vor ihm. Sie hassen ihn. Und sie verjagen ihn. Wer den Umgang mit Gestrandeten (das Wort „Flüchtling“ kommt im Text nicht vor) für eine Frage des Charakters, nicht aber für eine des Kalküls, für eine der Interessen und des politischen Machtmissbrauchs hält, wird mit diesem Buch zufrieden sein. Eine homogene Gesellschaft beziehungsweise eine, die nach Homogenität verlangt, wird Fremdes nicht zulassen. Homogen ist die gezeichnete Inselgesellschaft in ihrer Korpulenz, ihrer Dummheit, ihrer Brutalität und ihrer Gnadenlosigkeit. Wie sie fressen. Wie sie saufen. Wie sie zittern. Wie sie predigen und schulmeistern und ihre Kinder zum Hass erziehen. Da ist PEGIDA nicht mehr weit, da treten auch Figuren auf, die als bayerischer Ministerpräsident oder als bundesdeutscher Innenminister die Herzen des dumpfdeutschen Kleinbürgertums höher schlagen lassen. Das zielt ins Herz und trifft ins Herz und das ist gut. Bloß keine Bücher mehr, in denen Gute Gutes tun, damit die Welt wieder gut wird. Die Welt ist nicht gut. Sie ist ein kalter Ort und ihre Insassen sind, wenn es an die Substanz geht, kaltherzig und böse. Mit einer solchen Einsicht ist noch nichts erklärt. Doch eine solche Einsicht ist auch genug für ein so dünnes Buch.