Die Insel

Autor*in
Greder, Armin
ISBN
978-3-7373-5378-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Greder, Armin
Seitenanzahl
32
Verlag
MeyersDuden
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2015
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

""Ich baute Mauern, eine Festung um meine Welt"" (Paul Simon, 1966): Als das Buch ""Die Insel"" 2002 in Deutschland erschien, da konnte man nicht so recht glauben, dass eine solche Situation auf der ""Insel Europa"" je entstehen könnte. ""Pessimist! Wir haben christliche Nächstenliebe gelernt!"", mochte man damals rufen. Die Wirklichkeit hat das Buch leider eingeholt. Gut, dass es wieder zu kaufen ist.

Beurteilungstext

Ein Mann steht am Strand, kahlköpfig, nackt. Im Hintergrund sehen wir ein kleines Floß aus nur 11 dünnen und kurzen Stämmen, einer steht fast aufrecht. An ihm ist ein Stück Stoff befestigt. Unser erstes Gefühl: Der Mann hat es geschafft! Dann sehen wir die anderen, große und starke Männer. Sie haben ihre Harken, Hacken, Forken dabei. Sie wollen diesen Mann nicht hier haben. Er sieht anders aus als sie selbst - und überhaupt! Er soll dahin zurück auf die See, wo er herkam, auch wenn die dunklen Wellen so bedrohlich wirken. Hier bleiben soll er jedenfalls nicht.
Der Fischer der Insel ist anders. Er kennt die See, das Draußen. Er bittet darum, dem Ankömmling eine Chance zu geben. Die Bewohner sperren den Fremdling also in den Ziegenstall. Für eine Arbeit scheint er eh nicht geeignet. Und belästigen soll er sie auch nicht.
Wieder erst auf Fürbitten des Fischers geben sie dem Fremden etwas zu essen: die Reste aus dem Gasthaus, die sonst die Schweine erhalten.

Rund 60 Millionen Flüchtlinge gibt es zurzeit auf der Erde, schreibt Heribert Prantl in seinem beeindruckenden Nachwort, das für etwas mehr Gelassenheit bezüglich der Ängste vor diesen Menschen plädiert und deutlich mehr Hilfsbereitschaft fordert. Wenigstens so sein wie der Fischer auf der Insel. Lieber sein Boot verbrennen lassen als genauso zu sein oder zu werden wie die anderen Menschen der Insel!
Gehen wir ebenso mit den Menschen um, die ungefragt zu uns kommen? Beäugen wir sie misstrauisch, geben ihnen keine Arbeit, dulden nur vorübergehend ihren Aufenthalt bei uns? Haben wir Angst vor dem Unbekannten, rotten wir uns zusammen und ergreifen gar unsere Waffen gegen die, die vor den Waffen flohen? Halten wir unsere Albträume für kommende Wirklichkeit, der es entschieden entgegenzutreten gilt. Der Fremde muss weg? Auf keinen Fall sollen weitere kommen?

Derart eindringlich wie die Geschichte sind die Bilder, die Armin Greder in Pastell und Kohle zeichnet: dicke, fast feiste Bewohner; Kinder, die ihre Eltern nachahmen, wie man gegen Ausgestoßene vorgehen soll; dämonisch oder ängstlich aufgerissene Augen und immer wieder Zusammenrottung hier und nackter abgemagerter Mann dort.
Seine Bilder sind so düster, dass man sich fragen muss, ab welchem Alter wir sie unseren Kindern zumuten wollen: Weit ist das Meer und dunkel wie der Horizont. Und hoch sind die Mauern um die Insel, riesig und schwarz.
Die Nachrichten in den Medien zeigen, dass das Buch mit seiner Botschaft immer noch wichtig ist, auch wenn sich die ""Nachfolger des Fischers"" deutlich vermehrt haben und eine ""Willkommenskultur"" sich immer breiteren Weg bahnt. Die anderen gibt es jedoch auch.
Denen könnten wir dieses Buch widmen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.07.2015

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