Die Ausreißer

Autor*in
Stark, Ulf
ISBN
978-3-8251-5221-5
Übersetzer*in
Kicherer, Birgitta
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Crowther, Kitty
Seitenanzahl
128
Verlag
Urachhaus
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2020
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Junge erzählt von der Zeit, die er mit seinem schwerkranken Großvater verbringt. Dieser Großvater liegt im Krankenhaus, wo er Besucher und Personal mit seiner mürrischen und herrischen Art verärgert. Aber sein Enkel mag ihn trotzdem sehr und schafft es mit viel Einfallsreichtum, eine geheime Ausflugsfahrt zu organisieren. Und so reisen die beiden noch einmal zusammen auf Opas Schäreninsel. Dort findet der alte Mann seinen Frieden und kann vom Leben Abschied nehmen.

Beurteilungstext

Eigentlich wird hier eine sehr traurige Geschichte erzählt; ein alter unzufriedener Mann verbringt seine letzten Wochen im Krankenhaus. Dort fühlt er sich eingesperrt und unverstanden, von Tag zu Tag wird er wütender. Sein Sohn schämt sich für ihn und meidet Besuche, die Krankenschwestern werden beschimpft, Tabletten ausgespuckt. Aber sein Enkel, der die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt, mag den Großvater, durch ihn wird das Leben irgendwie spannender. Und auch durch den Namen „Gottfried“ fühlt er sich mit ihm verbunden, denn so wie der alte Mann heißt auch der Junge mit seinem zweiten Vornamen.

Heimlich macht sich der Junge, dessen Rufnamen man nicht erfährt, auf, um den Großvater im Krankenhaus zu besuchen. Mit Mut, Einfallsreichtum und der Unterstützung eines befreundeten jungen Erwachsenen schaffen die beiden es sogar, sich für ein ganzes Wochenende aus dem Staub zu machen. Zu gern möchte der Großvater noch einmal in sein Sommerhaus auf der Schäreninsel und sich an die wunderschönen Zeiten erinnern, die er früher dort mit seiner Frau verbracht hat. Großmutter ist zwar schon lange tot, aber sie fühlt sich auf der Insel irgendwie immer noch anwesend an. Und als Großvater im Keller des Sommerhäuschens ein Glas mit Preiselbeermus finden, das sie eingekocht hat, ist er selig und erklärt seinem Enkel: „Sie hat ihm (dem Mus) ihre Zeit geschenkt. Und ihre Gedanken. Darum steckt ein Teil von ihr darin. Begreifst du das?“

Mit diesem Glas Preiselbeermus und nach diesem Ausflug verändert sich Großvaters Wesen. Wieder zurück im Krankenhaus bemüht er sich nun um Freundlichkeit und ist bereit, sich mit seinem Sohn zu versöhnen und vom Leben Abschied zu nehmen. „Ich will, dass das Glas mein Leben lang reicht…“, sagt er und löffelt vorsichtig kleine Portionen von dem Mus. Zusammen mit dem Jungen denkt er darüber nach, ob es wohl einen „Himmel“ gibt und ob er die Großmutter nach dem Tod wiedersehen wird. Es sind Gespräche, die den Jungen intensiv beschäftigen und die ihm helfen, das Sterben des Großvaters zu verarbeiten.

Die letzte Zeichnung zeigt den Großvater auf seiner Schäreninsel, wo er zusammen mit Großmutter aufs Meer schaut. Und warum sollte das nur als Traum möglich sein, fragt sich der Junge. Vielleicht kommt man nach dem Tod ja wirklich „an einen Ort…, der von Licht nur so strahlt.“

Nicht nur mit diesem letzten Bild gelingt es der belgischen Illustratorin Kitty Crowther die Geschichte warmherzig und doch völlig kitschfrei zu ergänzen und weiterzuerzählen. Ihre farbigen Zeichnungen zeigen Situationen im Krankenhaus, die Personen und ihre Stimmungen, Traumbilder, traurige und auch komische Momente. Denn witzig und spannend geht es auch zu in dieser Erzählung - wenn der Junge sich für seine Eltern Lügengeschichten über das Fußballtraining und ein Zeltlager ausdenkt oder mit seinem Kumpel Benny-Adam Pläne schmiedet, auf welchem Weg sie zur Insel kommen können.

Der 2017 verstorbene Ulf Stark rührt mit seiner Geschichte an, erzählt mit Humor und Spaß am Abenteuer und erreicht Kinder und Erwachsene im gleichen Ausmaß. Mit diesem Buch hat er uns Lesern ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk hinterlassen. „Ulf Starks Bücher sind kleine Kostbarkeiten“, meint Klaus Humann in DIE ZEIT.

Das Buch „Die Ausreißer“ ist sehr empfehlenswert zum Selberlesen für Kinder ab etwa acht Jahren, jüngeren Schulkindern kann man es gut vorlesen. Auch für ältere Kinder und Erwachsene ist es eine empfehlenswerte Lektüre zum Thema Familie, Alter und Abschied. In der Schule kann es – auch auszugsweise - Verwendung bei Unterrichtseinheiten z.B. zum Thema „Tod“ finden. Als Klassenlektüre ist es für Klasse 4 und 5 geeignet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von htd; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 04.09.2020

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