Der Walfänger
- Autor*in
- Babendererde, Antje
- ISBN
- 978-3-87536-268-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 437
- Verlag
- Merlin
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- Gifkendorf
- Jahr
- 2019
- Lesealter
- 16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,80 €
- Bewertung
Teaser
Nach 86 Jahren wird der Indianerstamm der Makah zum ersten Mal wieder einen Wal erlegen. Walforscherin Irina Scolari will als Wissenschaftlerin vor Ort sein, doch sie macht auch eine Reise in ihre eigene Vergangenheit.
Beurteilungstext
Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Mittdreißigerin Irina Scolari. Während sie in ihrem Beruf als Wissenschaftlerin an einem Walforschungsinstitut Erfüllung findet, ist sie sich bei ihrer Partnerwahl weniger sicher. Ihr Freund Robert hat ihr zum wiederholten Mal einen Heiratsantrag gemacht, und sie weiß, er wird es kein weiteres Mal tun. In dieser Situation reist Irina von Kalifornien bis an die kanadische Grenze zu der bei den Makah geplanten Waljagd - aus wissenschaftlichem Interesse, wie sie sich selbst einredet. Doch schnell wird klar, dass dort mit Mica Mahone auch noch ein ungelöstes Beziehungsproblem aus ihrer Vergangenheit auf sie wartet.
Irinas Aufenthalt gibt Antje Babendererde die Gelegenheit, den inhaltlichen Schwerpunkt der Erzählung zu den Makah zu verschieben. Sie stellt deren aktuelle sozioökonomische Lage und die Rückbesinnung eines Teiles des Stammes auf traditionelle Werte dar, beziehungsweise auf das, was die Menschen vor Ort dafür halten. Vor allem in Traumszenen zeigt die Autorin zudem historische Alltagsszenen und Rituale. Babendererde entwirft ein differenziertes Bild von der Situation der Makah. In einer trostlosen Kleinstadt mit heruntergekommenen Häusern und perspektivlosen Menschen platziert sie den Fischer Micah Mahone und die Museumsleiterin Sally Kallappa. Die beiden eint ihr starker Familiensinn, ihr Respekt vor der Kultur der Makah, ihre Aufgeschlossenheit gegenüber übersinnlichen Erfahrungen und die Tatsache, dass beide längere Zeit im "weißen" Amerika gelebt haben. Irina, Micah und Sally stellen in der Erzählung die Bindeglieder zwischen den westlich geprägten Lesern und den Makah dar. Andere Protagonisten zeigen die Zerrissenheit des Stammes zwischen Resignation, der Anpassung an westliche Ideale und den Vor- und Nachteilen, die es mit sich bringt, eine verlorene Kultur aus einer anderen Zeit wiederaufleben zu lassen.
Antje Babendererde hat eine spannende Erzählung geschrieben, die einen guten Zugang zur aktuellen Situation der indigenen Völker in Amerika bietet und die kulturellen Wurzeln der Makah gut verständlich vermittelt. "Der Walfänger" ist kein Jugendbuch im engeren Sinne, zumal fast alle wesentlichen Protagonisten die Dreißig längst überschritten haben, aber es ist für Jugendliche absolut geeignet.