Der Totenkopf

Autor*in
Klassen, Jon
ISBN
978-3-314-10657-6
Übersetzer*in
Bodmer, Thomas
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
105
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/Sage
Ort
Zürich
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesenFreizeitlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als Otilla wegläuft, trifft sie in einem Haus im Wald einen Totenkopf, der jede Nacht von einem Gerippe verfolgt wird. Otilla beschließt, ihm zu helfen und ihn vor dem Gerippe zu beschützen. Eine wundersame Freundschaft entsteht.

Beurteilungstext

Bei dem Buch „Der Totenkopf“ handelt es sich, wie der Autor Jon Klassen in der Nachbemerkung beschreibt, um seine eigene Version einer alten Tiroler Sage. Dabei betont Klassen in der Nachbemerkung des Buches auch, dass sich die hier erzählte Version an einigen Stellen von der ursprünglichen Version der Sage unterscheidet.
Klassens Version der Sage handelt von dem Mädchen Otilla, die wegläuft und dabei im Wald auf ein verlassenes Haus stößt. In dem Haus wohnt nur ein Totenkopf, der sie zu sich hereinbittet. Er zeigt Otilla das Haus und bietet ihr Unterschlupf für die Nacht an. Jedoch erzählt er Otilla auch von dem Gerippe, welches jede Nacht kommt und versucht, ihn zu fangen. Otilla beschließt, bei dem Totenkopf zu übernachten und ihm zu helfen, dem Skelett zu entkommen.
Als das Gerippe in der Nacht tatsächlich erscheint, nimmt Otilla den Totenkopf und lockt mit ihm das Gerippe auf den Turm des Hauses. Dort stellt sie dem Gerippe eine Falle und stößt es vom Turm herunter. Während der Totenkopf wieder schlafen geht, geht Otilla raus, sammelt die Knochen auf und zerschlägt sie mit einem Nudelholz. Anschließend verbrennt sie die Knochenreste und schmeißt die Asche in das bodenlose Loch im Kerker des Hauses. Nachdem sie das getan hat, geht auch sie wieder ins Bett. Am nächsten Morgen frühstücken Otilla und der Totenkopf gemeinsam und der Totenkopf bittet Otilla, bei ihm zu wohnen, worauf das Mädchen mit „Gut“ antwortet.
Die Geschichte von Otilla und dem Totenkopf ist durchaus düster und an einigen Stellen auch schaurig, aber kaum gruselig oder beängstigend. Dazu trägt auch die Protagonistin Otilla mit ihrer Furchtlosigkeit bei. Sie handelt im Verlauf der Geschichte nie so, als hätte sie Angst. Stattdessen zeigt sich das Gegenteil, als sie fast moralisch fragwürdig handelt, indem sie, ohne mit der Wimper zu zucken, das Gerippe nicht nur vom Turm stößt, sondern auch seine Knochen zerstößt, verbrennt und anschließend die Asche in das bodenlose Loch wirft.
Durch ihr Verhalten, welches an vielen Stellen mit den Erwartungen, zumindest der erwachsenen Leser*innen bricht, eröffnen sich im Verlauf des Buches immer wieder neue Fragen. Darüber hinaus lässt Klassen im Verlauf der Geschichte, ähnlich wie in seinem Buch „Das ist nicht mein Hut“ auch immer wieder Informationsleerräume. Auch hier entstehen Fragen, die im Verlauf des Buches unbeantwortet bleiben. So erfahren Lesende zum Beispiel nicht, wieso bzw. wovor Otilla wegläuft oder warum das Gerippe versucht, den Totenkopf zu fangen. Diese Fragen lassen Raum für eigene Spekulationen und regen gemeinsam mit den Fragen, die sich aus Otillas Handeln ergeben, zum Gespräch über die Geschichte und die ihr innewohnenden Wunderlichkeiten an.
Auf der gestalterischen Ebene ist besonders Klassens geschicktes Spiel mit dem Verhältnis zwischen Bild und Text zu betonen. Ein prägnantes Beispiel hierfür findet sich auf den Seiten 32/ 33 und den daran anschließenden Seiten. Hier ist abgebildet bzw. beschrieben, wie der Totenkopf Otilla seine Sammlung alter Masken zeigt und ihr sagt, dass diese nicht zum Tragen gemacht seien. Auf der nächsten Seite sieht man jedoch sowohl Otilla als auch den Totenkopf Masken dieser Sammlung tragen. Otilla scheint sich wohl über den Willen des Totenkopfes hinweg gesetzt zu haben.
Darüber hinaus gelingt es Klassen durch die mit Grafit und Tinte geschaffenen Illustrationen, die teilweise die gesamte Seite einnehmen, auch auf visueller Ebene die Stimmung der Geschichte einzufangen. So wirken die Illustrationen aus verschiedenen Grau-, Schwarz-, Weiß- und Blautönen zwar düster und schaurig, während die in Rottönen gesetzten Akzente dem entgegenwirken.
Insgesamt ist es ein wunderbares Buch, dessen ein wenig schaurige Geschichte zum Nachdenken und Diskutieren einlädt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von edr; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 30.09.2023

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