Der Mann, der lieber tot sein wollte

Autor*in
Rosenlöcher, Thomas
ISBN
978-3-356-01389-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gleich, Jacky
Seitenanzahl
24
Verlag
Hinstorff
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Rostock
Jahr
2010
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Einem todunglücklichen Mann, dem die Frau fortgelaufen ist, ist zum Sterben zumute und er versucht auf absurde und komische Weise, sein ungeliebtes Leben loszuwerden. Am Ende erscheint die verloren geglaubte Frau wieder und erlöst Herrn Schimpfkäse aus einer unbequemen Lage. Die doppeldeutige und hintersinnige Geschichte von Thomas Rosenlöcher wird von großformatigen, expressiven Illustrationen von Jacky Gleich begleitet, die in die skurilen Details der Geschichte hineinleuchten.

Beurteilungstext

Einem Mann ist die Frau fortgelaufen, in ihrem Abschiedsbrief behauptet sie, er sei nicht lieb genug und sie habe einen anderen, viel lieberen Mann gefunden. So beginnt die Bilderbuchgeschichte des Dresdner Lyrikers und Erzählers Thomas Rosenlöcher und der Grafikerin Jacky Gleich. Der Autor nimmt seinen literarischen Helden beim Wort. Wenn der Mann so todunglücklich, dann sollte er auch Ernst machen mit dem Sterben. Sterbensmüde, wie der Mann ist, macht er sich an Sterben. Aber der Tod gilt nicht umsonst als das Schwierigste im Leben, und so gehen alle Versuche des Herrn Schimpfkäse, einfach mal so zu sterben, gründlich daneben. Die Uhr tickt ihm die Zeit weiterhin ins Ohr, die Lampe an der Decke hängt weiterhin gut sichtbar über ihm und das ferne Fliegensummen nähert sich und kitzelt ihn schließlich am Nasenloch. Die Folge ist eine Niesexplosion des Mannes, die ihn wiederum dazu bringt, der armen Fliege das Leben zu retten und sie an die frische Luft zu befördern. Er hört die Kinder im Hof Fußball spielen, mag aber nicht mitspielen, sondern beschäftigt sich weiterhin mit dem schwierigen Plan des Sterbens. Vielleicht könnte ihm ein passender Sarg dabei helfen? Der Mann vom Bestattungsinstitut versteht seinen Kunden nicht. Warum will der den Sarg ausprobieren und legt sich selbst hinein? Aber dann versteht er doch. Es handelt sich offenbar um einen wirklich schweren Trauerfall und er rät Herrn Schimpfkäse, sich nach einer neuen Frau umzusehen. Aber würde die auch so eine gute Nudelsuppe kochen können? Herr Schimpfkäse ist skeptisch und hält an seinem Sterbevorsatz fest. In einer alten Wäschetruhe macht er sich lang und schließt die Augen… bis ihn ein sanfter Lichtschein und seine heimkehrende Frau wecken und er ins Leben zurückkehrt und in die Arme seiner Frau. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sind sie wohl heute noch zusammen.

Die Geschichte von Thomas Rosenlöcher ist dem im Insel-Verlag 2002 erschienenen Band "Liebst du mich ich liebe dich. Geschichten zum Vorlesen" entnommen und tritt einmal mehr den Beweis an, dass der Adressatenkreis der Bilderbücher sich gründlich gewandelt hat. Die Geschichte vom todunglücklichen Mann ist im Verständnis der erwachsenen Leser eine skurile, mit dem Wortwitz gekonnt jonglierende komische kleine Geschichte, die man mit einem heiteren Staunen und fröhlichen Kopfschütteln liest und in der man sich möglicherweise selbst wiedererkennt.
Wie Kinder die Geschichte auffassen mögen, kann ich nur schwer einschätzen. Sicher wird es Kinder geben, die den Wortwitz verstehen oder erahnen und sich von der Komik und Absurdität der Erzählung ins Staunen versetzen lassen. Jedenfalls kann ich mir gut vorstellen, dass Kinder sich mit den Details der Grafiken von Jacky Gleich beschäftigen und zum Beispiel entdecken, dass auf jeder Seite mindestens ein Fußball oder ein fußballähnliches Gebildes vorkommen. Ist der Herr Schimpfkäse ( auch an diesem Namen werden sich Kinder erfreuen) vielleicht ein Fußballfan und hat das vielleicht Auswirkungen auf das Verhältnis zu seiner Frau? Immerhin deuten auch die kleinen Bilderzählungen auf der zweiten Buchseite so etwas an.
Es lässt sich also sowohl in den Bilderzählungen als auch der Worterzählung des Bilderbuches eine Menge an Hintersinn und Doppeldeutigkeit entdecken und hinterfragen. Und das ist auch für ein kindliches Publikum allemal eine anspruchsvolle Herausforderung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Rosenlöcher, Thomas

Rosenlöcher, Thomas

Der Mann, der noch an den Klapperstorch glaubte

Weiterlesen
Rosenlöcher, Thomas

Das Gänseblümchen, die Katze und der Zaun

Weiterlesen
Rosenlöcher, Thomas

Der Mann, der noch an den Klapperstorch glaubte

Weiterlesen
Rosenlöcher, Thomas

Das langgestreckte Wunder

Weiterlesen
Rosenlöcher, Thomas

Der Mann, der noch an den Klapperstorch glaubte

Weiterlesen
Rosenlöcher, Thomas

Das langgestreckte Wunder

Weiterlesen