Der Mann, der noch an den Klapperstorch glaubte

Autor*in
Rosenlöcher, Thomas
ISBN
978-3-356-01225-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Gleich, Jacky
Seitenanzahl
32
Verlag
Hinstorff
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Rostock
Jahr
2010
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Mann, der Kinder so sehr mag, möchte auch gern ein Kind haben. Aber er weiß nicht, woher die Kinder kommen und macht sich auf den Weg, Antworten zu bekommen. Am Ende ist es wohl doch nicht der Klapperstorch gewesen, der das Kind gebracht hat, denn die dicke Frau von Gegenüber schenkt dem Mann ein Kind, dass er ihr erst selbst geschenkt hat- wie sie erfreut verkündet.

Beurteilungstext

Das Bilderbuch beginnt mit einem klassischen Märchenmotiv, das wir aus dem Märchen vom Rapunzel zu kennen scheinen, wo eine Frau sich so sehr ein Kind wünscht, und keines bekommt und der schier unerfüllbare Kinderwunsch dann die Märchenhandlung vorantreibt. Im modernen Märchen von Thomas Rosenlöcher ist es ein Mann, der so gern ein Kind hätte und keines bekommt, denn er mag Kinder doch so sehr . Und so macht er sich - auch das ist noch ähnlich dem alten Märchen - auf den Weg um herauszufinden, woher denn eigentlich die Kinder kommen. Und genau hier verlässt die Erzählung den alten Märchenton und wird eine moderne Märchenparodie. Die Frage ist zu einfältig, als dass sie aus den Grimm`schen Hausmärchen oder gar einem Kunstmärchen der Romantiker entstammen könnte. So eine Frage ist allerdings eine der klassischen Kinderfragen, und der Lyriker und Erzähler Thomas Rosenlöcher hat diese Frage ja auch ursprünglich nicht zum Erzählauftakt einer Kindergeschichte gemacht, sondern sie in einem Bändchen des Insel-Verlages mit dem schönen Titel "Liebst du mich ich liebe dich. Geschichten zum Vorlesen" für Erwachsene als raffinierte Erzählperspektive eingesetzt.

Naivität und Kindlichkeit prägen die skurile Geschichte von einem, der offenbar nicht zu wissen scheint, wie Kinder gezeugt werden und den eine Frau, und zwar die Nachbarin von Gegenüber, erst ins Bett locken und an ihren dicken Körper schmiegen muss, damit ein kleines Kind entsteht und dem Mann schließlich geschenkt werden kann. Weil, so sagt die Frau lächelnd, er es ihr ja zuerst geschenkt hat. Der Mann kommt aus dem Staunen nicht heraus, scheint es, und der Leser staunt über den staunenden Mann und schmunzelt über den Hintersinn und hat sein Vergnügen an der erzählten Geschichte.

Zum Text des Dresdner Lyrikers und Erzählers Thomas Rosenlöcher kommen im Bilderbuch noch die großformatigen und manchmal comicartigen, manchmal expressiv farbigen Illustrationen von Maja Bohn, die dem Bilderbuch geben, was man von einem guten Bilderbuch für Kinder erwartet. Die Bilder erzählen die Geschichte mit, oder weiter oder konterkarieren sie sogar, bei Maja Bohn ist von allem etwas zu finden und man entdeckt manches witzige Detail auch erst beim wiederholten Hinschauen und bekommt Lust, die Bilder weiterzuerzählen.
Mit den Bildern, so vermute ich, ist es hier wie bei dem anderen jüngst erschienenen Bilderbuch von Rosenlöcher, das mit Jacky Gleich ebenfalls bei Hinstorff publiziert wurde und wo von einem Mann erzählt wird, dem die Frau weglief und der so unglücklich darüber war, dass er am liebsten sterben wollte. Hier wie da geben die Bilder den kindlichen Lesern und Zuhörern einen Raum für Imaginationen und bieten viel Gesprächsstoff.
Die Texte, vorgelesen oder selbst gelesen, brauchen vermutlich eine kräftige Portion Neugier auf Wortwitz und Sinn für Komik bei den kindlichen Adressaten, um genussvoll aufgenommen werden zu können.
Lust auf Wortwitz und Komik ist bei Kindern sicher vorhanden, nur wird er wesentlich direkter und gröber eingefordert als bei Erwachsenen. Bleibt also zu hoffen, dass die feine hintersinnige und skurile Bilderbuchgeschichten nicht nur die staunenden Erwachsenen erreicht, sondern auch die Kinder. Und am schönsten wäre es ja, wenn sich zwischen Kindern und Erwachsenen ein Dialog beim gemeinsamen Bilderbuchgenuss entspinnen könnte, der die Geschichten weitererzählt und bebildert. Die Tochter der Illustratorin hat jedenfalls den Anfang gemacht und die Porträts des Autors, der Grafikerin und der kindlichen Leserein
( sich selbst) auf der letzten Seite des Bilderbuches beigesteuert. Eine schön Zugabe!

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Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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