Der Junge im gestreiften Pyjama

Autor*in
Boyne, John
ISBN
978-3-596-85425-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
De Conno, Gianni
Seitenanzahl
236
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2010
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Welt ist verwirrend - umso mehr, wenn man gerade erst 9 Jahre alt ist. So geht es Bruno, der mit seiner Familie von Berlin nach ‚Aus-Wisch' zieht, weil sein Vater dort Kommandant einer seltsamen Stadt geworden ist. Bruno sieht den Holocaust mit den Augen eines Kindes… und die Leser des Buches sind eingeladen, auch diese Perspektive einzunehmen. Eine Herausforderung!

Beurteilungstext

Bruno ist 9 Jahre alt, seine Schwester Gretel ist 12. Mit Vater und Mutter leben sie in einem schönen Haus in Berlin, als eines Tages der Furor, wie Bruno ihn nennt, zu Besuch kommt. Er hat großes mit Brunos Vater vor, und so muss die Familie ins seltsame ‚Aus-Wisch', wo ein großer Zaun das Haus von Brunos Familie von einer seltsamen Stadt trennt. Alle Menschen dort haben seltsame gestreifte Pyjamas an, und es gibt überall Soldaten. Bruno hasst diesen Ort, doch nur deshalb, weil er nicht mehr in Berlin ist. Hier hat er keine Freunde, keine Beschäftigung, keine Hobbys, nichts. Eines Tages spaziert er aber am Zaun entlang, und dort trifft er Schmuel, einen Jungen auf der anderen Seite. Die beiden freunden sich an und treffen sich über einen langen Zeitraum fast täglich am Zaun. Bruno befremdet vieles, was er von Schmuel hört, aber nie kommt er auf die Idee, die Rolle seine Vaters und seiner Soldaten in diesem grausigen Schauspiel zu hinterfragen. Als die Familie zurück nach Berlin soll, entschließt sich Bruno, eine einzige geheime Expedition ins Lager zu machen, was ihm natürlich streng verboten ist. Er will Schmuel helfen, nach seinem Vater zu suchen, der seit einigen Tagen verschwunden ist. Schmuel besorgt ihm einen Häftlingsanzug und so erkunden sie das Lager. Zwar finden sie den Vater nicht, doch Bruno ist erstaunt über das, was sich seinen Augen hier zeigt. Als er sich auf den Heimweg machen will, gerät er mit Schmuel in eine Gruppe, die in ein Gebäude getrieben wird. Hand in Hand mit seinem Freund begibt sich Bruno nichtsahnend in sein Schicksal, das er nun mit den 900 000 Opfern der Auschwitzer Gaskammern teilen wird.
Brunos Geschichte ist nicht einfach eine neue Geschichte des Holocaust, es ist die Geschichte eine Jungen, die aus kindlicher Beobachterperspektive erzählt wird. Bruno versteht nicht, was um ihn passiert, doch er hinterfragt auch nicht. Brunos Naivität, die schon fast autistische Züge aufweist, ist schwer auszuhalten. Gerade die offensichtlich konträren Lebenssituationen von Schmuel und Bruno, die gerade in unglaublich vielen scheinbaren Parallelen - beide haben den gleichen Geburtstag, beide sind unfreiwillig in Auschwitz, etc. - zu Tage treten, scheinen für Bruno nicht von Belang zu sein. Und dennoch zeigt Bruno eine Ehrlichkeit, die ihn sympathisch macht. In diesem Spannungsfeld, das ein Kenner der Geschichte ins Verhältnis mit den tatsächlichen Geschehnissen setzen kann, entsteht ein völlig ungewohntes Bild des Holocaust. Gerade die vielen Leerstellen in der Darstellung bieten dabei viel Raum für eigene Gedankengänge.
Wem die historischen Details allerdings nicht bekannt sind, dem dürfte der Stoff wenig bieten, denn zu viel wird nicht einmal angedeutet, sondern vorausgesetzt. So versucht das Buch, den Blick auf das Furchtbare zu kontrastieren und zu verändern, es setzt aber einen geübten Blick voraus. Das gelingt John Boyne auf erschreckende Weise. So lässt das Buch nicht kalt, sondern es schockiert und fasziniert, und ist als Ergänzungslektüre zum Holocaust nachdrücklich zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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