Mein Bruder heißt Jessica
- Autor*in
- Boyne, John
- ISBN
- 978-3-7373-4219-3
- Übersetzer*in
- Zöfel, Adelheid
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 256
- Ort
- Frankfurt am Main
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Freizeitlektüre
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Sam hat einen tollen Bruder, ein echtes Vorbild. Doch dann eröffnet Jason der Familie eines Tages eine Neuigkeit, die nicht nur Sam ziemlich aus der Bahn wirft.
Beurteilungstext
Sams Eltern haben nie Zeit für den Dreizehnjährigen und seinen Bruder, denn seine Mutter ist Ministerin in Großbritannien und strebt das Amt der Premierministerin an. Alles, was die Familie tut und denkt scheint diesem Ziel gewidmet zu sein. Als Sams älterer Bruder Jason der Familie mitteilt, dass er erkannt hat, ein Mädchen zu sein, gerät das Familienleben in eine extreme Schieflage. Die Eltern reagieren panisch, denn sie fürchten sich vor negativen Schlagzeilen und einem Bruch in der Karriere der Mutter, Sam hat Angst, seinen Bruder zu verlieren und Jason selbst ist kaum in der Lage, das Thema sachlich zu verhandeln. So dreht sich die Eskalationsspirale, die durch gegenseitige Zurückweisungen, Kränkungen und Egoismus geprägt ist. Erst als es zum Äußersten kommt, Jason die Familie verlässt und die Ambitionen der Mutter zerstört zu sein scheinen, gelingt der Familie der entscheidende Schritt, die veränderte Situation anzunehmen und den eigenen Horizont zu erweitern. So endet das Buch in jeder Hinsicht versöhnlich – was aber angesichts des Themas auch tröstlich wirkt.
John Boyne nimmt in seinem neuen Jugendbuch das Thema Transgender auf und bearbeitet es aus der Sicht des frühpupertären Sam als extreme psychosoziale Krise. Sam und seinen Eltern fehlt es lange an der nötigen Toleranz, was viel Gründe hat, die oberflächlich zu kritisieren aber bei näherer Betrachtung sehr menschlich sind. Insofern gelingt es Boyne, die Geschichte authentisch und idealistisch gleichermaßen zu erzählen, was Mut macht und zum Weiterdenken einlädt. Das Buch eröffnet realistische Konfliktpunkt, zeigt aber auch, dass Entwicklung dennoch möglich ist.
Erzählt wird aus der Perspektive von Sam, der seine Verunsicherung und Zerrissenheit damit eindrücklich an die Lesenden vermitteln kann. Dicht an der Erlebnisdimension entlang, verhält er sich ambivalent, keineswegs als Held oder Antiheld gezeichnet, sondern eben als Junge in einer Lebensphase, in der die elementare Verunsicherung auch zu einer inneren Zerreißprobe wird. Das inszeniert John Boyne eindrücklich – sehr zu empfehlen!