Mein Bruder heißt Jessica
- Autor*in
- Boyne, John
- ISBN
- 978-3-7373-4219-3
- Übersetzer*in
- Zöfel, Adelheid
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 256
- Verlag
- MeyersDuden
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Frankfurt/Main
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Teaser
Eigentlich hat die Familie von Sam nur Probleme. Die Eltern sind ambitionierte Politiker mit wenig Zeit für Zuhause. Sam selbst leidet unter seiner Leseschwäche. Und schließlich noch der große, bewunderte Bruder, der plötzlich preisgibt, dass er sich eigentlich eher wie ein Mädchen fühlt. Nichts ist also „normal“. Da wundert es nicht, dass Sam alles zurückdrehen will.
Beurteilungstext
Sagen wir einmal so: Wer sich mit dem Thema Transgender noch nicht beschäftigt hat, wird mit dem Zugang des Autors gut zurechtkommen. Die Perspektive des kleinen Bruders ermöglicht schließlich, dass Unterhaltung und Humor nicht zu kurz kommen. Mehr als eine erste Konfrontation ist aber nicht zu erwarten, weil die Komplexität der Aspekte von Transgender und sexueller Selbstbestimmung auf wenige Standardargumente reduziert ist. Daher gibt es auch kaum Einblicke in das Innere der Beteiligte. Das ist beim kleinen Sam zu beobachten, der nur immer wieder die Frage nach dem Penis stellt und seine Beobachtungen so an Äußerlichkeiten festmacht. Auch die Eltern wiederholen nur die Stereotype von der kurzfristigen Verwirrung eines Pubertierenden und bestätigen so das plakative Bild von uninformierten Politikern. Überzeugend wirkt das Buch allerdings bei der Darstellung von Folgen des „Outings“. Die emotionalen Belastungen, die durch Mobbing, Streitereien, Ignoranz und Vorurteile aufkommen, werden recht deutlich. Aber auch hier gilt, dass sie mit dem Thema, unter dem der Verlag das Buch vermarktet, nur bedingt etwas zu tun haben. Sie bleiben letztlich zu unspezifisch. Und wenn sich schließlich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst, dann wirkt dies auch eher wie ein Marketingerwartung, denn wie eine in sich stimmig entwickelte Story.
Wohl gemerkt: Das Buch ist aufgrund seiner flott entwickelten Geschichte nicht schlecht. Und es ist auch wichtig, dass eine breite Schicht von Leser*innen zu Thema finden und durchhalten. Aber die Besonderheiten von Transgender und sexueller Selbstbestimmung werden – auch mit Blick auf die Zielgruppe – nur angerissen. Es dominiert der Wunsch zu unterhalten statt differenziert zu informieren.