Der Fotograf von Auschwitz
- Autor*in
- Engelmann, Reiner
- ISBN
- 978-3-570-15919-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 190
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2015
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Wilhelm Brasse, ein 23jähriger junger Mann, hat sein Leben noch vor sich. Er arbeitet als Fotograf in einer polnischen Kleinstadt, liebt seinen Beruf und träumt von einem ganz normalen Leben.
Es ist das Jahr 1940. Der Mann ist Pole. Nach der Besetzung seiner Stadt durch die Deutschen hat er die Chance, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Er lehnt das ab, versucht zu fliehen, wird verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert. Dort bleibt er bis zum Kriegsende.
Beurteilungstext
Der Einband des Buches und der Titel sind eindeutig: Das Tor von Auschwitz mit dem berühmt-berüchtigten Satz: Arbeit macht frei.
Die Geschichte beginnt mit der Schilderung des zunächst sorglosen, unbeschwerten Alltags von Wilhelm Brasse. Die Ahnung von heraufschleichendem Unheil ergreift ihn, als er junge Mädchen kennenlernt, die im Medaillon um ihren Hals Hitlers Konterfei tragen.
Fast minutiös genau wird der weitere Verlauf seines Lebens geschildert: die Verhaftung, der Transport in Viehwaggons, die Ankunft im Lager Auschwitz, der Beginn seines unglaublichen Leidensweges.
Wilhelm Brasse hat Glück. Er ist Fotograf und kann in seinem Beruf arbeiten, entgeht dadurch schwerer, körperlicher Arbeit und der Gefahr einer willkürlichen Tötung durch das Wachpersonal. Denn die
SS lässt mit preußischer Pedanterie alle Häftlinge fotografieren und katalogisieren, stellt obskure Rassenvergleiche fest, legt Fotoalben an!
Wilhelm Brasse muss täglich die Not, die Angst, die Verzweiflung dieser Häftlinge hilflos mit ansehen, die Erniedrigung mittragen, die ihnen angetan wird und muss dabei mitwirken.
Er hat dadurch auch engen Kontakt zu einigen SS-Leuten. Er schildert zahlreiche Episoden aus seiner Erinnerung: z.B. die Begegnung mit Mengele, der als Lagerarzt bestialische Experimente bevorzugt mit Zwillingen, mit ""Zigeunern"" und Kleinwüchsigen durchführte, bevor er sie ins Gas schickte. Brasse schildert ihn als betont lässig, Opernarien pfeifend, jovial im Auftreten - und absolut unberechenbar.
Die Geschichte von Wilhelm Brasse wird sachlich, mit fast nüchternen Worten erzählt.
Auch seine Hilflosigkeit nach der Befreiung des Lagers, seine Unfähigkeit, wieder in seinem Beruf zu arbeiten - die Blicke der Häftlinge in seine Kamera haben ihn nie mehr losgelassen.
Am Ende des Buches gibt es einen kurzen Abriss über einige ""Nazigrößen"", auch mit dem Hinweis darauf, dass einige von ihnen (darunter auch Mengele) nie verurteilt wurden, manche in der BRD sogar weiterhin politische Karrieren machen konnten.
Im Glossar werden heute unbekannte Begriffe erläutert wie Kapo, Blockschreiber, Effektenkammer u.a.
Vor einigen Jahren gab es ein Buch einer deutschen Jugendlichen aus Nordrhein-Westfalen, die ein Schuljahr an einer amerikanischen Schule verbracht hat. Dort hat sie - 16jährig! - das erste Mal vom Holocaust gehört und ist fassungslos aus dem Unterricht gerannt.
Angesichts solcher unglaublichen Geschichtslücken sind Bücher wie dieses immer wieder dringend nötig,
sollten zur Schulpflichtliteratur gehören.
""Mit meinem Beitrag möchte ich aufzeigen, was passiert ist, damit sich so etwas Schreckliches nicht noch einmal wiederholt"" schließt Wilhelm Brasse seine Erzählung ab.