Das verhexte Telefon

Autor*in
Kästner, Erich
ISBN
978-3-85535-619-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Trier, Walter
Seitenanzahl
64
Verlag
Atrium
Gattung
Buch (gebunden)Lyrik
Ort
Zürich
Jahr
2018
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Neuauflage des zeitlosen Gedichteklassikers kommt in altem Gewand ganz neu auf die literarische Bühne – und sorgt auch heute noch für heitere Unterhaltung.

Beurteilungstext

„Das verhexte Telefon“ ist Erich Kästners berühmtester Gedichtband für Kinder. Vielfach adaptiert und bis heute im festen Repertoire kinderkultureller Institutionen dokumentieren die Gedichte Kästners sprachliches Konzept einer heiter-moralisch erzählenden Lyrik und seinen aufklärerischen Blick auf Kinder. Es sind Kinder mit abweichendem und normbrechenden Verhalten, von denen hier erzählt werden, die ganz im Sinne des auch schon zu Kästners Zeiten klassisch gewordenen „Struwwelpeter“ über episodische Szenen eine moralische Thematik entfalten. Dabei greift Kästner durchaus auch typische Motive der Struwwelpetriaden auf. So erinnert die von Luftballons nach Afrika entführte Ursula durchaus an der Fliegenden Robert, der brutale Adolf – ist die Namenswahl 1930 Zufall? – und der Steine werfende Klaus an den bösartigen Friedrich und so weiter. Oder der Staub saugende Ferdinand lässt eindeutige Referenzen zu Goethes Zauberlehrlehrling erkennen; Ferdinand hat die entfesselten Geister nicht mehr im Griff und zerstört schließlich fast das ganze Haus. In den kleinen Episoden wird heiter und überzeichnet eine Zuspitzung oder kuriose Wendung eingeführt, die sich konsequent aus dem Fehlverhalten ableitet und dieses bestraft, mit zum Teil drastischen Maßnahmen – mitunter aber auch mit einiger jovialer Nachsicht, z.B. wenn der telefonterrorisierte Lehrer es mit einer Drohung gegenüber der dreisten Mädchenbande bewenden lässt.
Kästners Verse sind oft langzeilige und vielgliedrige Konstrukte, die eher erzählenden Charakter haben, aber durch Metrum und Reim strukturiert werden und damit eine große Leichtigkeit erlangen. Die einfache und schnörkelose Sprache der Neuen Sachlichkeit tut das Ihrige dazu und erzeugt einen speziellen Sound, der wiederum sehr typisch für Kästner ist.
Auch dieses Buch wurde von Walter Trier illustriert, in den charakteristischen reduzierten, fast comicartigen Schwarz-weiß-Bildern, die teils rahmenlose Szenen, teils eher ausschnitthafte Bildvignietten darstellen. So entsteht ein loser sequenzieller Charakter, der aber anders als beim Struwwelpeter keine geschlossene Bildfolge darstellt.
Dass auch die Neuauflage im Schweizer Atrium-Verlag erscheint, zeigt die starke Tradition, die den Kästnerschen Werken anhaftet. Dass dabei der alte Text auch mit seinen anachronistischen und stereotypen Momenten bestehen bleibt – Ursula landet bei einem „Negervolk“, das mit so ziemlich allen spätkolonialistisch-rassistischen Zuschreibungen markiert wird – ist sicherlich ein Streitpunkt, im Sinne der Kunst aber dankenswert und hoffentlich ein Anlass für die Entwicklung eines kritischen literaturhistorischen Bewusstseins. Auch 88 Jahre nach seinem ersten Ersterscheinen ist die vorliegende Anthologie daher immer noch wärmstens zu empfehlen!

Michael Ritter

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 24.12.2018

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