Das Nibelungenlied - Neu erzählt von Franz Fühmann

Autor*in
Fühmann, Franz
ISBN
978-3-423-62258-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
/
Illustrator*in
Wiesmüller, Dieter
Seitenanzahl
224
Verlag
dtv
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
München
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Vom Hort der Nibelungen, von Kriemhild, Brünhild, von Siegfried und den anderen Recken wird erzählt und in einigen Bildern farbenprächtig dargestellt.

Beurteilungstext

Das als “Nibelungenlied” in die Literaturgeschichte eingegangene Versepos, das von einem unbekannt gebliebenen Verfasser stammt und um 1200 entstand, hat immer wieder zu lieterarischen Neuformungen geführt. Der von Franz Fühmann neu erzählte Nibelungenstoff geht laut Anmerkung auf die letzte Übertragung von Helmut de Boor (1959) und auf die der Prosagestaltung von Manfred Bierwisch (1960) zurück. Fühmann erzählt unter dem Titel “Das Nibelungenlied” und zeigt gleichzeitig auf, dass der Sagenkreis nach den Schlussworten der ursprünglichen Strophe auch der “Nibelunge Not” genannt wurde.

In einzelnen Episoden wird von Siegfrieds Werbung um die Königstochter Kriemhild berichtet, von König Gunthers Vermählung mit Brünhild, von Siegfrieds Ermordung durch Hagen von Tronje, von Kriemhilds furchtbarer Rache und von der Versenkung des Nibelungenschatzes in den Rhein. Den einzelnen Kapiteln sind in Mittelhochdeutsch verfasste Nibelungenverse vorangestellt, bestehend aus vier Langzeilen, deren jede in zwei Halbzeilen zerfällt. Leser erhalten dadurch einen Eindruck von der ursprünglichen Darstellung des Geschehens. Die Sprache von Franz Fühmanns Neuerzählung vermittelt ein lebendiges Erleben der dramatischen Ereignisse. Indem sie Altertümliches und Höfisches vereint, gibt sie dem Text die Atmosphäre tradierter Überlieferung. Zugleich aber schafft sie durch Einbeziehung einiger umgangssprachlicher Wendungen auch die nötige Distanz zu den heroisch dargestellten Gestalten der Geschichte. So wirkt es fast spaßig, wenn Siegfried, der Held aus Xanten, von König Gunther zunächst wie ein “hergelaufener Flegel” empfunden wird und im legendären Streit der Königinnen auf den Stufen des Münsters die Worte fallen, “nimm es mir bitte nicht krumm.” Die in der Reihe Hanser erschiene Neuerzählung der alten Geschichte von Liebe, Treue und Verrat bezieht aber ihren besonderen Reiz durch die von Dieter Wiesmüller ikonografisch gestalteten farbenprächtigen Bilder, die einzelne Szenen aus dem Heldenepos veranschaulichen. Für Leser ist die Geschichte nicht nur “spannend bis zum letzten Schwerthieb”, wie der Klappentext betont. Vor allem bietet sie eine reizvolle Annäherung an den alten Sagenstoff, der zur ersten Blütezeit deutscher Dichtung gehört und in Literatur und Musik immer wieder zur Neugestaltung angeregt hat.

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Diese Rezension wurde verfasst von Wie.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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