Das ganz und gar unbedeutende Leben der Charity Tiddler

Autor*in
Murail, Marie-Aude
ISBN
978-3-596-85443-1
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Dumas, Philippe
Seitenanzahl
576
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die fiktive Autobiografie der englischen Kinderbuchautorin Beatrix Potter (1866-1943), bekannt durch die Bilderbuchklassiker “Peter Rabbit” u.a. ; die ermutigende Beschreibung der Emanzipation einer Frau aus der Enge der viktorianischen Gesellschaft Englands

Beurteilungstext


Vorne auf dem Cover auf dem Kanapé ein verlorenes, in sich versunkenes Kind mit einem lebendigen Kaninchen auf dem Schoß - hinten vor einer Staffelei eine aufrechte, gestraffte kleine Person, die konzentriert ein Aquarell herstellt,. Zwischen den Buchdeckeln über 570 Seiten lang eine "fiktive Autobiografie", frei inspiriert vom Leben der englischen Kinderbuchautorin Beatrix Potter (1866-1943). An ihren Bilderbüchern von "Peter Rabbit" und "Benjamin Bunny" freuen sich noch heute Kinder in aller Welt.
Marie- Aude Murail nennt ihre Heldin "Charity Tiddler" und lässt sie aus ihrem Leben erzählten: von ihrer Kindheit im viktorianischen England, wo sie als einsames, nicht attraktives Kind aufwächst. Die Eltern, die ihr Kind siezen(!), erlebt sie nur bei schweigsamen Mahlzeiten gefühlskalt und ständig maßregelnd; alles ist "nicht schicklich", überall gibt es Regeln, Verbote, Zwänge, unerfüllbare Anforderungen.
Das Kind verbringt ihre Zeit in eigenen abgelegenen Räumen, von einer Köchin und einem traumatisierten Kindermädchen betreut, das später in der Psychiatrie landet.
Aber sie überlebt! Sie findet ihren Weg mit Hilfe von kleinen Tieren, die sie in ihren Räumen versorgt, beobachtet, untersucht, zeichnet und die ihr naturwissenschaftliches Interesse wecken.
Sie findet ihren Weg mit Hilfe von Literatur - sie kann Shakespeare deklamieren, später findet sie zum Theater, hört von Oscar Wilde und Bernhard Shaw.
Sie findet ihren Weg mit Hilfe von "einfachen" Menschen voller Empathie, die ihr helfen, eigene Wege zu gehen, gegen den Strom zu schwimmen.
Die Handlung fließt gleichmäßig dahin, es gibt keinen Spannungsbogen und doch mag man das Buch nicht aus der Hand legen. Das ist der großartigen Kunst der Autorin zu verdanken - nicht umsonst ist es ihr Name, der mit den größten Buchstaben auf dem Buchdeckel prangt. Marie-Aude Murails Romane bürgen für Qualität! Ihre Sachkenntnis, ihre Gefühlstiefe, der trockene Humor und die Ironie sorgen für Kurzweiligkeit
Detailversessen wird die Epoche des dekadenten Großbürgertums um 1900 geschildert, vielschichtig sind die Figuren gezeichnet, und es wird deutlich, dass keinesfalls ein "ganz und gar unbedeutendes Leben" geschildert wird, sondern in Gegenteil ein sehr bedeutsames, das sich gegen alle Widrigkeiten Unabhängigkeit erkämpft.
Ein ernsthaftes, lebendiges Buch für nachdenkliche Jugendliche, die Interesse an ihren Wurzeln haben und Geduld, sich auf Ungewohntes einlassen können.

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Diese Rezension wurde verfasst von .
Veröffentlicht am 01.01.2010

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