Damals, das Meer

Autor*in
Rosoff, Meg
ISBN
978-3-551-58196-9
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
236
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 16-jährige Hilary ist bereits von zwei Internaten geflogen, als er nach St Oswald an der Küste von Suffolk kommt. Wir schreiben das Jahr 1962, ein Regiment zwischen Härte und Gleichgültigkeit herrscht. Hilary läst alles über sich ergehen - bis er am Strand den Jungen Finn kennen lernt. Er ist frei, dazu sportlich, selbstbewusst: Hilary bewundert ihn. Immer öfter schleicht er sich aus dem Internat zu ihm, bis es eines Tages zur Katastrophe kommt - und zu einer erstaunlichen Erkenntnis.

Beurteilungstext

Auf diesen Jugendroman, immerhin von der Trägerin des Deutschen Jugendliteraturpreises 2008, muss man sich einlassen wollen. Er bedient verschiedene Ebenen, wirft Fragen auf, die er dann nicht beantwortet. Am eindrucksvollsten und Raum einnehmendsten ist sicher die sprachliche Ebene, mit der Hilary in Ich-Form das Meer beschreibt, die Hütte von Finn, die Fahrten mit dem Kajak, die versunkene Stadt im Meer, die zerklüftete Küstenlandschaft, Himmel, Ebbe und Flut. Das Meer als Sinnbild des Lebens, steigende Flut für wachsende Leidenschaft und Gefahr ist keine unbekannte Allegorie. Aber Rosoff bedient sich dabei einer ausnehmend klaren, schnörkellosen Jugendsprache, die brillant ist und für sich einnimmt. Und das nicht nur in beschreibender, sondern auch in reflektierender Hinsicht.
Komplizierter ist die Liebesebene, denn allmählich wird klar, dass Hilary den Jungen Finn nicht nur bewundert, weil er in ihm sieht, was er selbst nicht ist, sondern ihn liebt. Eine mehrfach interpretierbare Liebesszene in einer Grotte findet statt, in der nicht ganz klar ist, was eigentlich geschieht, wohl aber, wie heftig das Erlebte auf Hilary wirkt. Es ist eine vermeintliche Homoerotik, die dem Leser in wenigen, aber schönen Worten präsentiert wird. Denn am Ende, das sei hier verraten, werden wir ebenso wie Hilary von der Erkenntnis überrumpelt, dass Finn keineswegs ein Junge, sondern ein Mädchen ist. Zu diesem späteren Zeitpunkt steigt Hilary aus der Gesellschaft aus, zieht in Finns Strandhütte und wird zu Finn - nicht zu dem Mädchen, sondern zu dem, was er in dem Jungen Finn gesehen und bewundert hat.
Unterbrochen wird der Erzählfluss immer wieder von Regeln, die Hilary sich scheinbar dann aufstellt, wenn seiner Meinung nach etwas schief gegangen ist. Insgesamt zehn Regeln finden sich in dem Gesamttext, und obwohl sie immer auch etwas mit der Handlung zu tun haben, wirken sie doch statisch, starr und irgendwie überflüssig.
Und noch eine Ebene finden wir, die am wenigsten Sinn macht: Im Vorwort gibt sich der Erzähler zu erkennen - ein 100-jähriger Mann. Wenn er also 1962 16 Jahre alt war, schreiben wir nun das Jahr 2046. Warum? Warum werden wir Leser ohne Erklärung in die Zukunft geschickt, in der wir erzählerisch nicht ankommen? Rätselhaft.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von krä.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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