böse

Autor*in
Pauli, Lorenz
ISBN
978-3-7152-0720-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schärer, Kathrin
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Bauernhoftiere blicken dem Leser vom Buchcover her direkt ins Gesicht und nehmen ihn mit auf ihren Hof, wo das Ringen um das Recht des Stärksten, Gemeinsten, Hinterhältigsten in die letzte Runde geht. So schwebt die arglos Futter suchende Maus unwissend in Lebensgefahr. Ein Pferd als Lebensretter – unwahrscheinlich; für die Hofbewohner gilt einzig und allein der Buchtitel: BÖSE! Oder?

Beurteilungstext

Das Setting ist konventionell: Ziege, Hund, Taube, Katze, Hahn und Schweine leben miteinander auf einem Bauernhof. Der Bauer versorgt sie alle gleichermaßen gut und ihr Miteinander ist sorgenfrei. Allerdings eint sie eines: Hinterhältigkeit, wenn es nicht auffällt. Ob nun der Hund den Hahn erschrickt, die Ziege absichtlich über den Garten des Bauern herfällt, der Hahn sie mies verpetzt oder die Taube voller Absicht den Hut des Bauern bekleckert, ob nun das Schwein seine Artgenossen frech belügt und sie gegeneinander aufbringt – Hauptsache, es fällt nicht auf; kommt nicht raus; richtet Schaden an! Da ist das gutmütige Pferd im Wettbewerb nicht weiter ernst zu nehmen, während die Katze ihren Final-Strike plant. Das Glück bevorzugt sie, denn eine außenstehende Maus sucht arglos Futter direkt vor ihrer Nase. Der Ausgang scheint gewiss, da retardiert die Handlung.

Alle Tiere schauen farbig, groß und doppelseitig im Portrait ins Gesicht des Lesers, Spannung und Betroffenheit stehen ihnen ins Gesicht geschrieben. Aber bereits Vierjährige scheinen sich des Ausgangs gewiss: Die Katze wird alles toppen und die harmlose Maus zu einem unschuldigen Opfer machen – einfach so. Bis an diese Stelle folgt ein Leser, ob nun Kind oder schon erwachsen, ungeniert, denn das menschliche Phänomen ist bekannt: Die Macht des Stärkeren, irgendwie Überlegenen, richtet Schaden an, und der Täter kann seinen Anteil vertuschen. Das findet Parallelen in Kindergarten oder Schule ebenso wie in der Weltpolitik. KLACK! Aber auch dieser Schauer ist zu toppen, denn das gutmütige Pferd tritt mit seinem Huf überraschend zu. Nein, nicht die Katze setzt es außer Gefecht, sondern die Maus verschwindet unter seinem Huf.

„Niemand ist dauernd lieb und nett. Aber diese Gemeinheit ist zu gemein.“, lautet der Ehrenkodex dieses Bauernhofs. Der Leser bleibt ebenso verwirrt zurück. Ein Pferd – aber das hat doch nicht einmal einen Jagdtrieb. Kann es so viel Willkür geben? Das Happy End, das sich vielleicht Pädagogen viel mehr wünschen als die kindliche Leserschaft, gerät in Gefahr. Die Bauernhoftiere erkennen, welche Gefahr von einem mächtigen Pferd ausgehen könnte und verlassen die Szene. Da hebt das Pferd ganz bedächtig seinen Vorderhuf: Die Maus hat sich unbemerkt in dem Hufeisen verstecken können und wird nun zurück in die Freiheit entlassen.

Das Autorenteam Pauli/ Schärer stattet die Handlung mit opulenten, großformatigen Tierillustrationen aus, die die Gefühlswelt der Figuren aufs kreativste wiedergeben (einzigartig geglückt die zusammengekauerte und zugleich hoffnungsvolle Maus). Gesichtsausdrücke leiten Leserinnen und Leser an, sich in die Gedankenwelt und Gefühlslage der Figuren hineinzuversetzen und geben so Anlass, Empathie zu schulen, wo es in der Handlung gerade an Empathiefähigkeit fehlt.

Eine geschickte Leserführung gestützt durch eine interessante Auswahl einzelner Bildmotive, auch in Ausschnitten, bricht die vermeintlich eindeutig vorgezeichnete Handlung mehrfach und dient dem Spannungsaufbau. Das Happy End, herbeigeführt in einer ungewöhnlichen Pointe, beglückt das Pädagogenherz und lässt den altväterlichen Ton des Superpädagogenpferdes schnell vergessen. Junge Leserinnen und Leser werden ihre Freude in der Auseinandersetzung mit lieb und böse haben und durch die fantastischen Illustrationen einen Anlass erhalten, das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen.

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Diese Rezension wurde verfasst von 18gast; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.03.2017

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