Blutsverdacht
- Autor*in
- Murail, Marie-Aude
- ISBN
- 978-3-596-85451-6
- Übersetzer*in
- Scheffel, Tobias
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 253
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- Krimi
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 14-15 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 13,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Eine fantastisch verwickelte Mordgeschichte zwischen drei Generationen in Südfrankreich. Zwei fantasiebegabte 14-Jährige lösen mit gedankenlosen gefakten Internetnachrichten eine turbulente und letztlich bedrohliche Kriminalgeschichte aus, in der einer dummer als der andere erscheint, manche Wendung der Handlung auch die Sicht auf die Handelnden verändert.
Beurteilungstext
Murails Stärke ist die Beschreibung von Kindlichkeit: die fünfjährige Jüngste ist die lebendigste und glaubwürdigste aller Charaktere. Aber der Leser geht der Autorin ebenso auf den Leim, wie die beiden Halbwüchsigen an ihre eigene Fantasiegeschichte glauben. Gekonnt lenkt sie den Verdacht auf einen Protagonisten, dann auf den nächsten und so weiter, bis sie selbst das Rätsel löst und damit einen wirklichen Thriller konstruiert: Überraschend, schlüssig, gekonnt und mit vier Toten, allesamt junge Frauen. Aber der Weg dahin ist weit und voller Klischees. Hausbesetzer sind gewalttätig, aber gutmütig, der Polizist primitiv, gewalttätig und dumm, die junge Kommissarin ist gewaltig auf dem Holzweg, erkennt das fast zu spät, aber noch rechtzeitig, und der Hauptverdächtige wird zu einem Traummann. Jedenfalls für’s Personal.
Die beiden 14-Jährigen sind selten blöd. Glaubhaft sind noch ihre anfänglichen Spinnereien, die facebook-Aktionen, die Hysterien, die diese auslösen. Aber ganz so naiv sind Halbwüchsige nun doch nicht, ich traue ihnen eher zu, dass sie rechtzeitiger die Notbremse zu ziehen imstande sind.
Den glaubwürdigen Hintergrund bilden die unausgesprochenen Vorbehalte, Gerüchte, Verdächtigungen, die einem offensichtlich nicht ganz korrekt gelösten Mordfall in einer Kleinstadt folgen. Noch Jahre später halten sich die Gerüchte hartnäckig. Der Vater der ersten Ermordeten bricht deswegen den Kontakt zu seinem Schwiegersohn ab - aber dass er nie versucht, Kontakt zu seinen Enkelinnen aufzunehmen - ist das glaubwürdig? Diese beiden nehmen schließlich in der größten Not Kontakt zu ihm auf und er, jetzt ganz Großvater, nimmt sie natürlich auf. Die Geschichte der Rückkehr des verlorenen Sohnes?
Die ältere Enkelin schließlich löst ihr Trauma durch eine instinktiv richtige Gewalttat - das erscheint sogar glaubhaft, weil sie das Leben ihrer kleinen Schwester damit retten kann. Dass aber Traumata so einfach funktionieren?
Zuviel an Küchenpsychologie, zuviel Spiel mit simplifizierten Charaktereigenschaften und der alles beherrschenden Dramatik über viele Jahre hinweg. Cjh12.13