Being

Autor*in
Brooks, Kevin
ISBN
978-3-423-71345-0
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
368
Verlag
dtv
Gattung
Fantastik
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bei einer Magenspiegelung entdecken Ärzte, dass der 16-jährige Robert in seinem Inneren nicht wie ein normaler Mensch aus Fleisch und Blut besteht, sondern aus Metall, Plastik und Drähten, das seinen Bauch wie eine Maschine aussehen lässt. Augenblicklich beginnt die Jagd auf diese außergewöhnliche Erscheinung. Und während Robert eigentlich selbst erst verarbeiten muss, dass er kein "Mensch" ist, muss er sich mit allen Mitteln vor seinen Verfolgern in Sicherheit bringen.

Beurteilungstext

Dem Briten Kevin Brooks ist hier ein außergewöhnliches, schwierig einzuordnendes Werk gelungen. Er beschäftigt sich einerseits mit der Frage, was einen Menschen zum Menschen macht: Das "Material", aus dem er besteht? Dies scheint das Hauptkriterium für die Ärzte und Offiziellen zu sein, die von Roberts anorganischem Innenleben wissen. Sie halten ihn für eine Maschine und schrecken deshalb vor nichts zurück. Oder definiert sich der Mensch durch seine Gefühle und sein Verhalten? Robert selbst jedenfalls entdeckt eine breite Spanne an Gefühlen und Emotionen in sich: Wut, Schmerz, Verzweiflung, Freude, Liebe, Geborgenheit, Vertrauen. All das fühlen weder Maschinen noch Tiere, sondern nur Menschen.

Weiterhin geht es darum, was mit Menschen passiert, die anders sind als die Norm: Sie werden verfolgt, gejagt, gehetzt, bis sie gefunden sind. Roberts Verfolger wollen Experimente an ihm durchführen, sehen ihn in erster Linie als hervorragendes Wissenschafts- und Forschungsexemplar.

Gleichzeitig zeigt das Buch auf, was mit solchen gejagten Menschen passieren kann: Robert versucht, sich zu wehren, und kann sich teilweise nur noch unter Einsatz brutaler Gewalt schützen, um zu überleben. Dabei hat er weiß Gott genug andere Probleme: Wie soll er verarbeiten, was er erfahren hat? Sein ganzes vorheriges Leben bricht zusammen, er stellt alles Bisherige in Frage und weiß nicht mehr, wer oder was er ist und wie er mit seinem Wissen umgehen soll.

In dieser schwierigen Situation lernt er Eddi kennen, eine Passfälscherin und Betrügerin, die er um Hilfe bittet. Sie ist der erste Mensch in Roberts Leben, dem er voll und ganz zu vertrauen lernt. Eddi erwidert dieses Gefühl und flieht zusammen mit Robert vor seinen Verfolgern. Die beiden entkommen zunächst, bauen sich ein neues Leben ohne Lügen und Betrug auf, finden Jobs und schmieden Zukunftspläne, als Robert erneut entdeckt wird.

Alles ist wieder zerstört. Robert gelingt am Ende die Flucht; abgeschlossen hat der Leser jedoch mit der letzten Seite des Buches den Roman noch lange nicht. Während Robert am Anfang sehr mit seiner physischen Besonderheit hadert, scheint es am Schluss fast, als habe er sein anorganisches Inneres bereits vergessen und wie ein "normaler" Mensch zu leben begonnen. Das Ende bleibt offen und lässt viele Fragen unbeantwortet: Wie kann Robert sein Leben mit seinem Wissen fortsetzen? Wohin geht er, ohne einen Menschen, dem er vertrauen kann? Diese psychologisch interessanten Fragen bleiben leider unbeantwortet.

Durch die Form der Ich-Erzählung bekommt der Leser hervorragenden Einblick in Roberts vielschichtigen Charakter und seine Gefühlswelt. Seine Gedanken, Gefühle, Zweifel und Erlebnisse werden in sehr anschaulicher und flüssig übersetzter Sprache geschildert und der Leser kann vor Spannung das Buch an einigen Stellen nicht mehr aus der Hand legen.

Vor einem müssen potentielle Leser jedoch gewarnt werden: Der Roman spielt in einem kriminellen Milieu: Betrügereien und Drogen sind Alltag für Eddi, Gewalt und Tod werden zur Tagesordnung in Roberts Leben, woran der Leser detailreich teilhat. Aus der Lebenswelt der Leser ist also - wie aber für Science-Fiction- oder Fantasy-Thriller üblich - an vielen Stellen nicht mehr viel zu erkennen. Deshalb ist das Buch auch erst für Jugendliche ab 16 oder 17 Jahren geeignet. Im Unterricht kann es - wenn nicht zu viele sensible Mädchen oder Jungen in der Klasse sind - durchaus besprochen werden; die Lehrkraft sollte dies aber je nach Klasse individuell entscheiden.

Sprachlich und erzählerisch ist - bis auf den viele Leser vielleicht unbefriedigt zurücklassenden Schluss - nichts auszusetzen; Autor und Übersetzer schaffen es, vor dem Leser eine imaginäre Welt aufzubauen, innerhalb derer er sich - trotz der ungewöhnlichen Situation, in der Robert sich befindet - gut in den Protagonisten hineinversetzen kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von CJB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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