Bad Castro

Autor*in
Brooks, Kevin
ISBN
978-3-423-74074-6
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
205
Verlag
dtv
Gattung
Taschenbuch
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
13,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die junge Polizistin Judy begleitet während gewalttätiger Unruhen in Südlondon zwei korrupte Kollegen auf der Fahrt zu einer Verhaftung und wird dadurch in einen Strudel von Gewalt hineingezogen.

Beurteilungstext

Judy ist als Jugendliche dem quasi vorbestimmten Leben in einem der ghettoartigen Siedlungen in Südlondon entkommen, als ihre Mutter es schafft, von dort wegzuziehen. Anlass damals war, dass Judy vergewaltigt wurde und die Mutter den Täter getötet hat – ein Polizist hat ihr beim Umzug und beim Vertuschen der Tat geholfen. Warum, erfährt Judy in dieser Nacht: Der Polizist war ihr Vater. Das weiß Bad Castro, der wegen vieler Delikte gesuchte Gang-Anführer, noch keine 15 Jahre alt, und, wie er ihr erzählt, ihr Halbbruder.
All dies erzählt Castro in den kurzen Pausen auf der Flucht durch das von Unruhen zum rechtsfreien Raum gewordene Südlondon, meist in der Umgebung des Clapham Common, einer eher gutbürgerlichen Gegend. Die Unruhen, so vermutet Castro, wurden von korrupten Polizisten provoziert, um den Gangs zu ermöglichen, ihre Machtkämpfe auszutragen. Judy und Castro sind auf der Flucht, seit die beiden älteren Polizisten erschossen wurden. Weder die Polizistin noch der in Machtkämpfe verstrickte Castro können sich sicher fühlen. Am Ende dieser beängstigenden Flucht entkommen die Halbgeschwister mit einem Auto dem zerstörten Londoner Süden in eine ungewisse Zukunft – das Ende bleibt aber offen.
Brooks erzählt authentisch aus Judys Perspektive und baut die Enthüllungen und wachsenden Erkenntnisse Judys so auf, dass Spannung entsteht und Vermutungen über die Zusammenhänge wachsen. Judys Blick auf Castro ist geprägt von widerstreitenden Gedanken und Gefühlen. Ja, Castro ist ein Mörder, der gnadenlos sein kann, aber muss er das nicht auch, um sich (und jetzt auch sie) zu schützen? Wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie im von einer Gang dominierten Viertel Cane Town geblieben wäre?
Der Hintergrund, die extremen Unruhen mit Zerstörung und brutaler Gewalt gegen Menschen, hat ein dystopisches Element. Wir verbinden Unruhen dieses Ausmaßes mit Vierteln wie den Banlieues in Paris, dem Londoner Stadtteil Brixham und anderen Vierteln mit heruntergekommenen Plattenbauten, nicht aber mit dem netten Clapham und seinen Stadthäusern, kleinen Cafés und Läden. Die sich entwickelnde Beziehung der Protagonist*innen steht im Mittelpunkt, die Unruhen zeigen als Hintergrund die Korrumpiertheit der städtischen Umgebung auf. Dieser hoffen die beiden am Ende zu entkommen.
Das Buch endet mit Judys Gedanken: „Er war jetzt nicht mehr Bad Castro. Er war einfach nur ein Junge. Er war mein Bruder.“
Die Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn ist gelungen, und das Buch liest sich wie in einem Sog. Die beunruhigende Situation der Unruhen, in denen Judy und Castro sich durch einen großen Park und über Hausdächer, durch Hinterhöfe und Nebenstraßen vorsichtig fortbewegen müssen, wird fast schon zu lebendig, obwohl retrospektiv erzählt. Kurze Blitzlichter auf Mitglieder von Gangs, die, teils unter Drogen, einfach nur Gewalt ausüben, ohne ein tatsächliches Ziel zu verfolgen, die Ausweglosigkeit für Heranwachsende, die unter dem Einfluss von Gangs aufwachsen: All das wird bedrückend deutlich. Wie diese Nacht für unbeteiligte Anwohner zu überstehen ist, wird nicht erwähnt – Judy und Castro erscheinen wie herausgenommen aus der Normalität. Castro hat schon fast Superhelden-Fähigkeiten, die ihn und Judy in jeder Gefahr retten. Das offene und vielleicht auch märchenhafte Ende korrespondiert mit dieser übermenschlichen, fantastischen Qualität der Figur Castro.
Störend sind leider Fehler, die dem Lektorat nicht aufgefallen sind: An mehreren Stellen heißt das Viertel nicht "Cane Town", sondern "Cape Town" (S. 152 z. B.).

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 06.06.2022

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