Baby & Solo

Autor*in
Posthuma, Lisabeth
ISBN
978-3-446-27119-7
Übersetzer*in
Zeitz, Sophie
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
431
Verlag
Carl Hanser Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Der 17jährige Ich-Erzähler Joel ist in psychotherapeutischer Behandlung. Sein Arzt empfiehlt ihm, damit er sich in die Gesellschaft eingliedern kann, einen Job anzunehmen. Joel bewirbt sich mit Erfolg bei einer Videothek. Dort lernt er Nicole kennen, mit der er sich anfreundet. Aber bis zur schlussendlichen Liebeserklärung müssen die zwei eine Menge Hindernisse beiseite räumen.

Beurteilungstext

Die Autorin packt so ziemlich alles in diesen Roman, wovon sie denkt, dass Jugendliche damit existentielle Schwierigkeiten haben können: Liebesbeziehungen und Liebeskummer, Sexualität und Teenager-Schwangerschaft, psychische Krankheit (Paranoia) und Anstaltseinweisungen, Homosexualität und jugendlicher Suizid, Familienprobleme und Elternscheidung, Halloween und Weihnachtsfeier. Es ist so viel, dass sie über 400 Seiten braucht, um alles zu vermischen und wieder aufzudröseln bis zum glücklichen Happy End. Mehr als einmal hat der Rezensent gedacht: Hier wäre jetzt eine schöne Gelegenheit, einen versöhnlichen Schlusspunkt zu setzten. Aber nein, ein neuer Konflikt tut sich auf. Der Roman beginnt mit einer Szene bei einem Jugendpsychiater, bei dem Joel, der 17jährige Ich-Erzähler, in Behandlung ist. Er leidet an Paranoia und hat ein Großteil seiner Jugend in Heilanstalten verbracht. Seit „dem Schlimmsten, was passiert ist“, erscheint ihm als regelmäßige Begleiterin die 16jährige Cristal, die ihn tröstet, die ihn berät und von deren Erscheinen er fast abhängig ist. Die Anspielung auf das „Schlimmste, was passiert ist“, zieht sich durch den ganzen Roman, und erst gegen Ende wird geklärt, dass dieses Schlimmste der Selbstmord seines homosexuellen 16jährigen Bruders war. Nach langen Jahren der Therapie gilt Joel als einigermaßen „normal“ und beginnt in einer Videothek zu jobben. Zu den Spielregeln dieser Video-Ausleihstation gehört, dass sich die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach einer Person aus ihrem Lieblingsfilm nennen müssen. Joel nennt sich Han Solo nach einer Figur aus „Star Wars“. In dieser Videothek arbeitet auch die wenig ältere Nicole. Sie nennt sich Baby und ist, was man später erfährt, schwanger. Zwischen Solo und Baby entstehen gegenseitiges Interesse, Sympathie, ja Zuneigung und Freundschaft. Viele Verwicklungen und Missverständnisse liegen auf ihrem gemeinsamen Weg. Alle nachzuerzählen bis zum endgültigen „Ich liebe dich!“- „Ich dich auch!“ würde hier zu weit führen. Aber trotz aller umständlichen und ausführlich geschilderten Probleme der beiden Protagonisten Baby und Solo (Titel!) und anderer Personen: Der Roman liest sich spannend, fesselt den Lesenden bis zum Schluss, weniger wegen der eigentlichen Handlung als wegen der Schwierigkeiten, mit denen sich die jungen Menschen auseinandersetzen müssen. Und hier liegt auch das eigentliche Problem dieses Jugend(?)-Romans. Viele der beschriebenen
Konflikte sind sicher auch Konflikte der Adressatengruppe. Der Selbstmord von Joels Bruder ist aber keine Lösung, könnte aber für den oder die andere Jugendliche „attraktiv“ sein. Das einkalkulierend, hat der Verlag auf den letzten Seiten Adressen abgedruckt mit „Hilfs- und Informationsangeboten in Krisensituationen“. Andererseits kann die Lektüre dieses Buches aber auch sensibel machen für angeblich „nicht ganz normale“. Menschen und ihr Schicksal. Die Lesenden werden immer wieder vom Erzähler direkt angesprochen ( „Wie ihr wisst…“ oder „Wahrscheinlich habt ihr es kommen sehen“) Die Sprache ist einem 17jährigen durchaus angemessen, sehr salopp, grenzt gelegentlich ans Vulgäre, hat aber auch eine ganze Menge humorvoller und geistreicher Akzente. Für ältere deutsche Leserinnen und Leser gibt es insofern einige Schwierigkeiten, alle Anspielungen zu verstehen, weil sehr viel von amerikanischen Filmen und Schauspielrinnen sowie Schauspielern die Rede ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 15.03.2022

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