Baby & Solo

Autor*in
Posthuma, Lisabeth
ISBN
978-3-446-27119-7
Übersetzer*in
Zeitz, Sophie
Ori. Sprache
Englisch
Sprecher*in
Umfang
432  Minuten
Verlag
Hanser
Gattung
AudioErzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2021
Alters­empfehlung
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Jugendlicher mit einem Rucksack voller psychischer Probleme hat nach Jahren der Therapie einen Wunsch: normal sein. Er sucht sich eine Beschäftigung in einer Videothek und lernt dort Baby kennen, eine junge Frau mit eigenen Problemen...

Beurteilungstext

Joel, ein 17-jähriger junger Mann mit psychischen Auffälligkeiten und einer früh erlebten „schlimmen“ Erfahrung („Das Schlimme, das passiert war, war eine Atombombe gewesen, die mitten im Zentrum meines Lebens explodiert war und alles in Schutt und Asche gelegt hatte.“), erhält von seinem Therapeuten die Aufgabe, sich einen Job zu suchen. Seine Eltern bemühten sich, den schwierigen therapeutischen Weg mit ihm gemeinsam zu gehen, konnten ihm aber nicht wirklich helfen. Sein Wunsch nach Normalität führt ihn nun in eine kleine Videothek, wo er Teil einer Gruppe von ganz besonderen Menschen wird. Wie alle Mitarbeiter:innen der Videothek muss er sich nach einer Filmfigur nennen und wird so in seinen Schichten in der Videothek zu Solo, nach Han Solo aus der StarWars-Saga. Eine besondere Beziehung und Freundschaft baut er auf zu Baby (benannt nach der weiblichen Hauptfigur aus Dirty Dancing), die selbst auch große Probleme hat.
Bald stellt sich die Frage, welche Art Beziehung hier entsteht und wie sich beide gegenseitig helfen können.
Das Genre Young Adult, dem „Baby & Solo“ zugeordnet werden kann, liefert oft mehr oder weniger romantische, oft auch bittersüße Liebesgeschichten. Auf den ersten Blick kommt die hier besprochene Geschichte ebenfalls als solche daher, entwickelt sich aber anders als erwartet. Zentrale menschliche Fragen, die nicht nur in Zeiten des Erwachsenwerdens besonders wichtig erscheinen, werden aufgeworfen und sowohl über viele innere Monologe als auch Dialoge angestoßen: Was ist normal/nicht normal/psychisch krank? Was macht Freundschaft und Beziehung aus? Wieviel Nähe brauche ich und wieviel Vertrauen kann und will ich geben? Es geht um Identitätsfindung auf vielen Ebenen, auch sexuelle Orientierung spielt eine wichtige Rolle. Einen einfühlsamen Einblick erhält man in die Innenwelt eines Teenagers in einer psychischen Notlage und in verschiedene Maßnahmen, die die Umwelt unternimmt, ihm zu helfen (Klinikaufenthalte, Gruppentherapien). Dabei gelingt es Lisabeth Posthuma, sich diesem schwierigen Thema mittels eines warmen, oft witzigen Erzählstils zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit anzunähern. Wenn Solo von „der Macke“ spricht, wirkt das dann auch nicht herabwertend, sondern aus seinem Blickwinkel heraus befreiend, verarbeitend. Lebensweisheiten gibt Solo gern an die Kolleg:innen der Videothek weiter, dem Leseenden wird aber die ironische Brechung dabei deutlich: „Der einzige Mensch, der dich glücklich machen kann, bist du selbst, fügte ich hinzu. Auch diesen Rat borgte ich mir von einem Poster aus der Praxis meines Psychiaters.“
Die Bühne für die Figuren wirkt mit dem Mikrokosmos „Videothek der 90er Jahre“ vielleicht etwas aus der Zeit gefallen, durch die erwähnten Filme und Filmfiguren wird aber zumindest für filmliebende Leser:innen, die erst nach dem Jahr 2000 geboren wurden, eine schöne Brücke gebaut. Gerade dieses aus der Zeit gefallene Setting Videothek macht es aber auch glaubhaft möglich, dass sich so viele verschiedene junge Menschen, die auf der Suche sind, treffen können, Zeit haben, ihre Probleme besprechen und aneinander und miteinander wachsen können. Lisabeth Posthuma, bekannt geworden als Übersetzerin aller Jugendromane von John Green, legt hier ein sehr ansprechendes Jugendbuchdebüt vor.
Im hinteren Innenteil finden sich auf zwei Seiten deutsche, österreichische und schweizerische Telefonnummern und Emailadressen für Menschen in Krisensituationen, junge Menschen in Suizidgefahr und Anlaufstellen rund um sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kbm; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 01.04.2022

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