Anders als wir

Autor*in
Kromhout, Rindert
ISBN
978-3-95854-122-1
Übersetzer*in
Erdmann, Birgit
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Seitenanzahl
267
Verlag
Mixtvision
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Angelica, die Nichte von Virginia Woolf, erinnert sich an die Jahre ihrer Kindheit. Umgeben von Schriftstellern und Malern lebt sie weitab bürgerlicher Konventionen. Doch eigentlich sehnt sich Angelica danach, einfach so zu sein wie alle anderen.

Beurteilungstext

Angelica wächst im Charleston Farmhouse in Sussex auf. Ihre Mutter Vanessa Bell ist Malerin, und das Haus ist Zentrum und regelmäßiger Treffpunkt der Bloomsbury Group, einer Gruppe befreundeter Intellektueller, zu denen auch Vanessas Schwester Virginia Woolf gehört. Als Kind kann Angelica den ganzen Tag machen, was sie will. Sie geht zunächst nicht zur Schule, alle Arbeiten in Haus und Garten werden von Personal erledigt. Doch Angelica fühlt sich nicht frei, sie fühlt sich einsam. Die Mutter interessiert sich nicht für sie und bleibt auf Distanz. Ihre beiden älteren Brüder schließen sie von ihren Spielen aus, und Freundinnen hat sie keine. Angelica setzt durch, dass sie eine öffentliche Schule besuchen darf, doch letzten Endes bleibt sie auch in den folgenden Jahren in ihre Sonderrolle gedrängt. Sie ist das merkwürdige Mädchen, das wegen seiner berühmten Herkunft jede Menge Extrawürste gebraten bekommt.
Im Jahr 1941 verschwindet Virginia Woolf zunächst spurlos. Ihre Nichte Angelica, inzwischen 23 Jahre alt, und ihr Neffe Quentin, 30 Jahre alt, erinnern sich gemeinsam an die Jahre ihrer Kindheit. Erstaunt stellen die Geschwister fest, dass sie ihr damaliges Leben vollkommen unterschiedlich wahrgenommen haben. Quentin fand die scheinbar grenzenlose Freiheit und die Förderung seiner schriftstellerischen Ambitionen durch Virgina wundervoll. Angelica liebte Virginia, fühlte sich in Charleston jedoch ungeliebt und ausgeschlossen.
Ich-Erzähler Quentin beginnt seine Spurensuche 1941, an dem Tag, als Virginia verschwindet. Angelica bittet ihn darum, ihre Geschichte aufzuschreiben, weil sie selbst nicht die richtigen Worte finde. Die Gespräche der beiden erwachsenen Geschwister sind im Buch kursiv gedruckt. Angelica erzählt rückblickend, und Quentin ist überrascht, dass vieles, was sie erlebt hat, ihm völlig neu ist. Nach und nach lässt Quentin das intellektuelle und das private Leben im Charleston Farmhaus wieder auferstehen. Der Alltag der Künstler unterscheidet sich massiv von dem der britischen Durchschnittsbevölkerung. Homosexualität, körperliche Nacktheit, außereheliche Beziehungen, Kunst und Literatur sind in ihrem Leben selbstverständlich. Aber sie sind eben auch arrogant, borniert und voreingenommen, und Virignia ist psychisch krank. Viele der Künstler profitieren von ihrer Herkunft aus wohlhabenden Familien. Sie beschäftigen Hauspersonal, auf das sie herabblicken. Niemals machen sie sich Gedanken, wie es anderen Menschen geht. Sie kreisen um sich selbst. Angelica dagegen fühlt sich zur Küche und zum Hausmädchen Grace hingezogen. Sie träumt davon, Köchin zu werden, ein Wunsch, der ihrer Familie so abartig scheint, dass niemand ihn ernst nimmt.
Rindert Kromhouts fiktive Autobiographie Angelica Bells versetzt die Leser ins Großbritannien der 30er Jahre. Er ermöglicht ihnen einen differenzierten Blick auf die zeitgenössische Intellektuellenszene, indem er die Menschen hinter den bekannten Künstlern zeigt. Und auch für Leser, denen Virginia Woolf nichts sagt, ist "Anders als wir" eine absolut lesenswerte Geschichte.

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Veröffentlicht am 21.09.2018

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