Zebraland

Autor*in
Röder, Marlene
ISBN
978-3-473-35301-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sind es nicht meistens Zufällige, spontane Entscheidungen, die das Leben grundlegend verändern? Das sind die Gedanken, die Anouk, Judith, Pilipp und Ziggy seit diesem Abend immer wieder bewegen. Warum sind sie nicht auf dem Festival geblieben, sondern haben sich von Elmars Verhalten dazu verleiten lassen? Warum musste Yasmin ausgerechnet in dieser Nacht unterwegs sein? Warum haben sie keine Verantwortung übernommen?

Beurteilungstext

Ziggy, der eigentlich Fridolin heißt, und Elmar, sein Cousin, sind eingefleischte Bob-Marley-Fans und erhalten die Gelegenheit zum ersten Mal öffentlich aufzutreten. Sie haben zwar nur eine der Nebenbühnen zugewiesen bekommen, aber vielleicht ist dies doch die Chance ihres Lebens. Während Ziggy alles für den Auftritt vorbereitet, seilt sich Elmar kurz ab - für eine Gang zur Toilette, wie er vorgibt. Doch dann kehrt er nicht mehr zurück und Ziggy begibt sich wütend auf die Suche nach ihm. Als er zurückkommt, ist die Show gelaufen, Elmar trommelt völlig betrunken auf seine Bongos ein. Doch das ist nicht genug, er macht ein Mädchen an, das aber nicht mit ihm tanzen will und zu Philipp, ihrem Freund, und Judith läuft. Ziggy will nicht länger auf dem Festival bleiben, durch Zufall trifft er auf die drei Freunde und kann mit ihnen noch in der Nacht nach Hause fahren. In einer Kurve passiert es - sie stoßen mit einer Rollerfahrerin zusammen, Yasmin, ebenfalls ein Mädchen ihrer Schule. Panik bricht aus, sie glauben, dass Yasmin tot ist und verlassen, ohne Hilfe zu holen, den Unfallort. Judiths Mahnungen, die Polizei zu verständigen, werden von Philipp, der Annouk, die den Wagen gefahren hat, schützen will, unterdrückt. In Elmars Autogarage beseitigen sie die Spuren des Unfalls und werden von Philipp, der plötzlich ‚Führungspotential' demonstriert, eingeschworen, nichts zu sagen. Doch sie können mit der Belastung nicht umgehen. Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Judith und von Ziggy in ihrer Entwicklung wiedergegeben. Während Ziggy eher das ‚vierte' Rad am Dreirad ist und damit eine eher außen stehende Position einnimmt, kämpft Judith zum einen mit der Belastung durch den Unfall, zum anderen mit dem immer enger werdenden Verhältnis zwischen Anouk und Philipp, den sie immer als ihren Freund gesehen hat. Die Polizei wird auch auf sie aufmerksam, es hat doch Zeugen gegeben, die ihr Auto in der Nähe des Unfallortes gesehen haben. Yasmin verstirbt auf dem Weg ins Krankenhaus, sie hätte gerettet werden können, wenn rechtzeitig Hilfe eingetroffen wäre.
Als plötzlich anonyme Briefe und Zettel mit dem Kennzeichen ihres Autos auftauchen, fühlen sie sich immer mehr unter Druck gesetzt. Doch der Erpresser wird konkret: Er verlangt von ihnen allen, genau dies aufzugeben, das zu verändern oder zu zerstören, was ihnen vor dem Unfall wichtig war. Er geht sogar so weit, dass Ziggy, der Yasmins Tagebuch gefunden und aufbewahrt hat und deshalb eine besondere Beziehung zum Zebra im Streichelzoo entwickelt, dieses Tier erschießen muss. Philipp und Ziggy sind zur Tat bereit, sie haben sich eine Waffe von Philipps Opa besorgt und begeben sich zu dem Gehege. Doch dann platzt der Knoten, der Erpresser gibt sich zu erkennen - aber die Last des Schweigens und die damit verbundenen Schuldgefühle verschwinden nicht. Während Philipp, Anouk und Judith die Stadt nach dem Abitur verlassen, dem Platz des ‚Verbrechens' entfliehen, harrt Ziggy dort aus, plan- und orientierungslos, denn er war am Unfallabend bereits mit Yasmin vor ihrem Wohnblock zusammengestoßen und hat nach ihrem Tod durch das Tagebuch eine sehr enge Beziehung zu ihr entwickelt. Eines Tages kann er den Druck nicht mehr aushalten und offenbart sich seinem Cousin Elmar. Am Ende bleibt die Einsicht, dass es Dinge gibt, die nicht wieder gut zu machen sind, auch wenn man sie verdrängt, vor ihnen davonläuft oder Gras darüber wachsen lässt. Doch sich jemandem mitteilen zu können, erleichtert in vielfacher Weise.
Die Geschichte zeichnet sehr genau nach, wie individuell die vier Jugendlichen mit der Belastung dieser Tat umgehen, wie sie sich ihr stellen oder sie verdrängen, welche bis dahin unterdrückten Verhaltensmuster zum Vorschein kommen, welche Rolle die Gefühle und das Miteinander spielen. Die Autorin zeichnet dies mit feinen Strichen nach, vielleicht, weil sie selbst noch der Altersgruppe ‚altersmäßig' nahe steht. Sie erhebt nicht den moralischen Zeigefinger, sondern versucht die Vielschichtigkeit der Situation und der Handlungsweisen deutlich zu machen. Interessant ist die Wahl der beiden Erzähler: Ziggy, dessen Künstlerseele sich immer mehr mit Yasmin verbindet und deren zartes Geheimnis in sich verschließt, und Judith, die Athletin, die eine zweite Persönlichkeit entwickelt, um nicht nur die anderen, sondern auch sich an den Pranger zu stellen - um sich zu läutern(?).
Die Verschiedenheit der Personen und Handlungsweisen machen das Buch für eine Erarbeitung in der Klasse interessant. Bedauerlich ist, dass die Thematik nicht nur in vielen Filmen, sondern auch in vielen Jugendbüchern besprochen worden ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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