Zebraland

Autor*in
Röder, Marlene
ISBN
978-3-473-35301-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
223
Verlag
Ravensburger
Gattung
Krimi
Ort
Ravensburg
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Judith, Anouk, Philipp und Ziggy treffen sich zufällig auf einem Reggea-Festival und beschließen, gemeinsam mit dem Auto nach Hause zu fahren. Plötzlich überfährt Anouk eine Mopedfahrerin. Die vier begehen Unfallflucht, weil sie glauben, dass dem Opfer nicht zu helfen ist. Danach erfahren sie, dass man das Mädchen hätte retten können. Das Buch zeigt, wie die Vier versuchen, mit dieser Schuld zu leben. Die Handlung spitzt sich zu, als sich ein anonymer Mitwisser zu erkennen gibt.

Beurteilungstext

Nach ihrem Romandebüt "Der Fluss" legt die junge Autorin Marlene Röder mit "Zebraland" einen neuen und brisanten Jugendroman vor. Es ist ein Buch, welches psychologisch interessant den Umgang mit Schuld thematisiert. Auch wenn der Schluss ein wenig verwundert, ist es ein Buch, das sehr nachdenklich macht. Dies zeigen auch die Preise und Nominierungen, auf die dieser Roman verweisen kann.
Im Zentrum der Handlung steht eine Gruppe von 17- und 18jährigen Jugendlichen. Da ist zum einen der aus gutbürgerlichem Hause stammende Philipp. Philipp ist in der Schule geschätzt, sein Rat ist gefragt. Seit der Kindheit ist er mit Judith befreundet, ein selbstbewusstes und sportliches Mädchen. Judith ist heimlich in Philipp verliebt, kann aber wegen der langen Freundschaft dies nicht zugeben, sich selbst und Philipp gegenüber. Und außerdem ist Philipp mit der bildhübschen Anouk zusammen, eine Tatsache, die Judith mit brennender Eifersucht erfüllt.
Ziggy kommt aus ganz anderen Verhältnissen. Er bevorzugt alternative Lebensformen und liebt Reggea-Musik. Er spielt selbst Gitarre und ist ansonsten eher ein Außenseiter.
Die vier Jugendlichen treffen sich zufällig, als sie ein Reggea-Festival verlassen wollen. Während der gemeinsamen Autofahrt überfahren sie mit dem geborgtem Auto eine Klassenkameradin. Panisch verlassen sie den Unfallort, weil sie glauben, dass man dem Mädchen nicht mehr helfen kann. Am nächsten Tag erfahren sie, dass das Opfer noch gelebt hat.
Das Buch zeigt nun, wie die vier versuchen, mit dieser Schuld zu leben. Philipp löst das Problem sehr pragmatisch und ist vor allem bemüht, das Geschehene zu vertuschen. Die beiden Mädchen leiden zwar, ordnen sich aber unter und schweigen. Am schwierigsten hat es Ziggy. Ziggy hat aus der Tasche des toten Mädchen heimlich ein Tagebuch genommen. Jetzt liest er viel darin, sucht die Orte auf, die das nun tote Mädchen auch geliebt hat, und ist nicht in der Lage, sein bisheriges Leben fortzuführen.
Die Auseinandersetzung wird forciert, als plötzlich ein scheinbarer Mitwisser auftaucht, der in anonymen Briefen Taten von den vier Jugendlichen fordert. Die Taten sind so angelegt, dass der jeweils Betroffene etwas machen muss, das seine eigenen Träume zerstört. Die Vier sind gezwungen, sich zur Lösung der Aufgaben als Gruppe zu organisieren, obwohl sie sich immer weiter auseinanderleben. Als letzte Aufgabe soll Ziggy ein Zebra erschießen, welches ihm sehr ans Herz gewachsen ist. An dieser Aufgabe zerbricht die Solidarität der Gruppe. Und es zeigt sich, dass es Judith war, die als anonyme Briefschreiberin so versucht hat, die Sühne in der Gruppe zu provozieren.
Das Buch ist interessant konzipiert. Erzählt wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven heraus, aus der Perspektive von Judith und von Ziggy. Sehr gut gelingt es der Autorin dadurch, eine erweiterte Perspektive zu eröffnen. Dabei macht sie auch zwei unterschiedliche Erzählzeiten auf. Judith erzählt chronologisch und so, als ob die Handlung gerade passiert, während Ziggy aus einer Perspektive berichtet, die weit hinter den Geschehnissen liegt. Dies macht das Buch interessant, aber es erschwert natürlich auch das Verständnis. Außerdem sind die in wörtlicher Rede wiedergegebenen Dialoge zwischen Ziggy und seinem Freund Elmar sprachlich kein Genuss. Hier wäre weniger wohl mehr gewesen.
Am Ende bleibt der Leser oder die Leserin nachdenklich und zwiespältig zurück. Dies ist natürlich durch die Autorin so gewollt. Die Auseinandersetzung mit der Bewältigung von Schuld ist ein vielschichtiges Thema, und die Autorin hat diese Vielschichtigkeit durch die Konzeption des Buches nachempfunden.
In der Konzeption des Buches ist allerdings auch einiges nicht stimmig, und dies ist von der Autorin wohl nicht gewollt. So wirkt der Schluss nicht sehr realistisch, wenn wir erfahren, dass Judith, aus deren eigene Perspektive wir erzählt bekommen haben, wie sie unter den Forderungen des anonymen Briefschreibers gelitten hat, selbst die Briefschreiberin ist. Keine ihrer Aussagen weist vorher darauf hin. Diese unnatürliche Wendung kann von den Lesern nicht verstanden werden. Man würde sich wünschen, dass die Erzählperspektiven der Logik der Handlung entsprechen würden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ns.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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