Wer hat Angst vor Jasper Jones?
- Autor*in
- Silvey, Craig
- ISBN
- 978-3-499-21613-8
- Übersetzer*in
- Münch, Bettina
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 416
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- –
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Jasper Jones führt seinen Freund Charlie zur toten Laura. Wer hat sie umgebracht? Bei der Klärung des Falles lernt Charlie viel über sich, seine Eltern und die Bürger der Kleinstadt.
Beurteilungstext
Craig Silvey stellt mit dem Titel seines Romans die Frage „Wer hat Angst vor Jasper Jones?“ Antwort: Fast jeder in der australischen Kleinstadt Corridan. Auch der fast vierzehnjährige Charlie Bucktin, denn der ca. zwei Jahre ältere Jasper kommt aus einer kaputten Familie und ist für die Stadtbewohner der Sündenbock für alles. Um so verwunderter ist Charlie, als Jasper eines nachts aufgeregt an sein Fenster klopft, um ihm ein Geheimnis zu zeigen. Er führt ihn an einen See, wo an einem Baum die tote Laura Wishart, seine Freundin, hängt. Da Jasper sofort der Verdächtige wäre, beseitigt er mit Charlie die Leiche und gemeinsam wollen sie den Mord aufklären.
Was dann kommt, hat allerdings mit einem Kriminalroman nur am Rande zu tun. Die Klärung des Verbrechens gerät zwar nicht zur Nebensache, stellt aber in erster Linie das Vehikel für einen erstklassigen Adoleszenzroman dar, der auf den Abgründen hinter den Fassaden einer bieder anmutenden Kleinstadt im australischen Hinterland fußt. In dem Sommer 1965, in dem die Handlung spielt, gelingt es Charlie, sich von seinen Eltern zu emanzipieren und er ist das erste Mal verliebt. Dass es sich bei dem Mädchen um die kleine Schwester der Toten handelt, macht es für ihn nicht leichter, denn immer wieder wird er von Schuldgefühlen über die Richtigkeit seines Tuns geplagt. Diese Reflexionen sind ebenso wie die mit seinem besten Freund Jeffrey, einem Flüchtling aus Vietnam, äußerst tiefgründig und sprachlich anspruchsvoll. Überhaupt ist die sprachliche Gestaltung des Romans sehr gelungen (ein Lob ein die Übersetzerin Bettina Münch), auch wenn stellenweise eine durchaus derbe Ausdrucksweise vorhanden ist. So machen sich die beiden Jungen, beides gute Schüler, unter anderem einen Spaß daraus, sich über die hirnlosen Footballmuskelprotze zu amüsieren, indem sie bei Gesprächen mit diesen gerne Fremdwörter benutzen. Thematisch betreffen die Unterhaltungen von Charlie und Jeffrey sowie Jasper, altersangemessene Überlegungen über Schuld, Verantwortung, aber auch das „große Ganze“ und den Glauben. Freilich kommen auch genügend Albernheiten vor, so dass es nicht todernst wird.
Ohne hier zu viel vorwegnehmen zu wollen, klärt sich erst zum Ende, dass der Mord gar keiner war, aber in seinem Umfeld viele Geheimnisse von Corridans Einwohnern zu Tage treten, die manch einem Glück bescheren und in anderen Fällen sehr tragisch sind. Insgesamt bleibt „Wer hat Angst vor Jasper Jones?“ bis zum Ende ein spannendes Buch, das immer wieder verblüffende Wendungen nimmt. Überwiegend wird aus der Sicht Charlies in der Ich-Form erzählt, allerdings ändert sich das an zwei zentralen Punkten. Hier wird der Hobbyschriftsteller Charlie selbst zum Erzähler, indem die Geschichten von Jasper Jones Großvater sowie Laura anhand seiner Notizen berichtet werden.
Ein im Umfang großer, aber sehr lesenswerter Jugendroman, der hoffentlich seinen Weg in die Schule und auf die Auswahlliste der deutschen Jugendliteraturpreises schafft.