von skinheads keine spur

Autor*in
Dijk, Lutz van
ISBN
978-3-570-30013-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
189
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Ort
München
Jahr
2002
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zwei ineinander verschränkte berichte der jahre 1988 bis 1990 beschreiben das leben des südafrikaners Jim und des deutschen Sören und wie sie in der katastrofalen nacht zum 1.mai 1990 aneinander geraten.

Beurteilungstext

So gegensätzlich die beiden lebensläufe auch sind, eines haben sie gemeinsam: beide jungen haben erfahren, was es heißt, einem totalitären sytem ausgesetzt zu sein, sich gegen verhöre und repressalien nicht wehren zu können. Jim kann sich nach reichlichen erfahrungen mit der brutalität des südafrikanischen rassismus nach Namibia retten und wird schließlich in die DDR ausgeflogen, wo er eine ausbildung bekommen soll und studieren kann. Dass dem nicht so ist, liegt u.a. auch an dem unglücklichen zeitpunkt. Die DDR liegt schon in der agonie, die jungen afrikaner bekommen zwar eine wohnung und arbeit, die aber hat mit einer ausbildung nichts mehr zu tun. Stupide, sinnlos erscheinende arbeit und ein leben in einem ausländerghetto, zwar mitten in einer wohnsiedlung, aber isoliert von der deutschen bevölkerung. Offene ausländerfeindschaft bläst ihnen entgegen und bei einem discobesuch kommt es zur katastrofe: eine rempelei führt zu einer puren lynchaktion, deren opfer lebenslange folgen davonträgt, immerhin aber überlebt.
Die verschränkung mit dem parallel erzählten leben des Sören lässt nachvollziehen, was von deutscher seite aus passierte. Sören war nur mittelbar an der tat beteiligt, mit dem haupttäter aber befreundet. Während Sörens leben exemplarisch belegt, wie ein junge in den letzten jahren der DDR drangsaliert und gegängelt werden soll und was geschieht, wenn er sich dem widersetzen will, gerät sein freund immer tiefer in den neonazi-sumpf, selbst eine freundin, die nichts mit den skins zu tun haben will, kann ihn nicht da heraus reißen. Die disco-katastrofe ist eine reine provokation der skins, die sofort die stimmung anheizen und zur lynchaktion aufrufen. Erschreckend nüchtern beschreibt van Dijk, wie willig ein großer haufen der bevölkerung mit mischt.
Mit seinen beiden helden hat Dijk vermieden, scheinbar objektiv den neonazifreund in den mittelpunkt zu stellen. Viel glaubhafter ist Sörens rolle als eines jungen, der zwar in gefahr gerät, zu den nazis zu stoßen, diesen schritt dann aber doch nicht vollzieht. Mit sicherheit könnte er das nicht begründen, so wie Dijk schreibt, geschieht vieles aus dem bauch heraus. Dazu hat er auch die mutter Sörens beschrieben, die ganz feste überzeugungen hat und eine überaus sympathische haltung an den tag legt. Selbst seine kleine schwester, die anfangs noch sehr von ihrer DDR überzeugt ist, wird nachdenklich und lernt und bleibt dennoch engagiert.
Dieses buch überzeugt in beiden handlungssträngen. Zum einen wird deutlich, warum es junge ausländer in Deutschland gibt und welche verantwortung wir für sie tragen und zum anderen zeigt es, dass toleranz eine der wichtigsten menschlichen errungenschaften ist und bleiben muss.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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