Verkauft

Autor*in
McCormick, Patricia
ISBN
978-3-596-85243-7
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
312
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Frankfurt
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lakshmi lebt mit ihrer Familie in ärmlichsten Verhältnissen in Nepals Bergen. Eines Tages kommt eine wohlhabende Frau in das kleine Bauerndorf. An sie wird die 13-jährige von ihrem Stiefvater verkauft. Nun soll sie als Haushaltshilfe das Geld für die Familie verdienen, was es in den Bergen nicht zu verdienen gibt. Doch leider gehören Putzen und Kochen nicht zu Lakshmis Tätigkeit in der großen indischen Stadt Kalkutta.

Beurteilungstext

Lakshmi, 13 Jahre alt, lebt mit ihrer Mutter und dem kleinen Bruder in ärmlichsten Verhältnissen. Während sich immer mehr Dorfbewohner ein Blechdach leisten können, tropft der Regen bei ihnen in das kleine Feuer. Der Stiefvater taugt nichts, um diese Situation zu verbessern. Ist ein wenig Geld da, nimmt er das bisschen Hoffnung und verspielt sie. Da erscheint die fremde Frau wie eine Rettung. Und obwohl Lakshmi nicht von ihrer Mutter und ihrem Bruder getrennt werden will, geht sie doch mit. "Diese Neuigkeit ist wie ein kleines Erdbeben, das den Boden unter meinen Füßen erschüttert. Aber um Amas (Lakshmis Mutter, m.A.) willen bleibe ich ruhig und aufrecht stehen. (...) Wenn ich gehe, wirst du genug Geld für Reis und Quark haben, für Milch und Zucker. Genug für eine Jacke für das Baby und einen Pullover für dich. (...) Genug (...) für ein Blechdach."
Sie geht mit der Frau. Zu Fuß laufen sie eine weite, weite Strecke. Lakshmi hat nicht viel mehr dabei, als sie am Körper trägt. Und ein neues Kleid. Sie fragt sich, wie sie in diesem Kleid putzen soll. Die Füße stecken in feinen Schuhen, die ihr viel zu klein sind. Auch sie ungeeignet für die Hausarbeit. Hinter ihr liegt alles, was sie kennt. Vor ihr eine unbekannte Zukunft. Sie nimmt nichts mit außer einem Schal, einer Haarbürste und einem Notizbuch, einem Geschenk ihrer Lehrerin, weil sie die beste Schülerin war. "In meinem Kopf trage ich: meine kleine Ziege, meinen kleinen Bruder, das Gesicht meiner Amas, die Zukunft unserer Familie. Mein Bündel ist leicht. Meine Last ist schwer."
Der Handel mit jungen Mädchen, Kindern noch, in Nepal ist bekannt. Fast 12.000 Mädchen werden für nicht einmal je 300$ von ihren Familien an Bordelle nach Indien verkauft. Wissentlich oder nicht - für die Mädchen spielt das keine Rolle. Sie werden unter falschen Versprechungen einem unvorstellbar grausamen Schicksal zugeführt, dem die meisten nicht lebend entkommen. Mädchen sind nichts wert in diese Kultur. "Ein Sohn wird immer ein Sohn sein. Aber ein Mädchen ist wie eine Ziege. Sie ist so lange gut, wie sie dir Milch und Butter gibt. Aber keiner weint ihr eine Träne nach, wenn die Zeit zum Schlachten gekommen ist." Lakshmi vergöttert ihre Mutter und verachtet ihren Stiefvater. Doch das darf sie nicht zeigen. "Ama sagt, es ist ein Glück, dass wir überhaupt einen Mann haben." Egal wie nichtsnutzig, wie brutal, wie grausam er auch immer sein mag. Er ist ein Mann. Und er verkauft sie.
Was die junge Lakshmi in dem "Haus der Heiterkeit" in Kalkutta erdulden muss, ist unerträglich. Unvorstellbar. Mit Drogen wird sie ruhig gestellt um die ersten Freier nicht abzuwehren. Eingesperrt. Misshandelt. Gedemütigt. Gebrochen? Niemals wird sie die "Schulden" abarbeiten können. Egal wie sehr sie rechnet, wie sparsam sie auch sein mag - sie wird niemals wieder frei sein. Doch dann kommt ein Amerikaner, hinterlässt ihr eine Visitenkarte und ein Funken Hoffnung könnte erlaubt sein.
Die amerikanische Schriftstellerin Patricia McCormick hat sich auf eine lange Reise begeben. Sie ist durch Nepal und Indien gereist, die Wege der Verschleppten gegangen, hat Interviews geführt mit Opfern, Überlebenden, sprach mit Mitarbeitern der Hilfsorganisationen. Entstanden ist ein tief erschütterndes, berührendes Dokument über die Grausamkeit in einer Welt, die nur scheinbar mit der unsrigen nichts zu tun hat. Ein Buch, dass dem Leser den Atem nimmt und doch durch seine Poesie die Grausamkeiten erträglich werden lässt - man kann das Buch nicht beiseite legen, so sehr man sich wünscht, dieser Brutalität zu entfliehen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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