Verkauft

Autor*in
McCormick, Patricia
ISBN
978-3-596-85243-7
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
312
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Krimi
Ort
Frankfurt
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lakshmi ist eins der fast 12000 nepalesischen Mädchen, die Jahr für Jahr nach Indien in Bordelle gebracht werden, teils absichtlich, teils ahnungslos von ihren Familien verkauft. Die Unterdrückung von Frauen in den Familien wie in der Gesellschaft, besonders aber in der sklavenhaften Abhängigkeit des Bordells, aus der es kaum einen Ausweg gibt, wird thematisiert. Ein Hoffnungsschimmer steht am Ende von Lakshmis Geschichte.

Beurteilungstext

Es ist eine Geschichte, von der wir Erwachsenen wissen, aber die wir kaum zu lesen wagen, weil es so hoffnungslos wirkt, wie brutal Tausende von Mädchen missbraucht werden, auch von Sextouristen aus Europa.
Die Autorin schreibt im Nachwort, dass sie den Weg der nepalesischen Mädchen aus ihren Dörfern in die Rotlichtbezirke von Kalkutta verfolgt habe, mit Mitarbeitern von Hilfsorganisationen gesprochen habe, aber auch mit jungen Frauen, die selber diesen Weg gegangen sind und ihn überlebt haben und sich jetzt dafür einsetzen, dass ihnen nicht weitere Tausende folgen müssen.
Diesen realistischen Hintergrund des Buches muss man sich vor Augen halten, wenn die Autorin die Protagonistin in Ich-Form erzählen lässt, einer Form, die dieser Geschichte zunächst wenig gerecht zu sein scheint. Was denkt, fühlt, sieht, spürt eine solche junge Frau?
Doch die Autorin beginnt ihre Geschichte im Dorf, in dem Lakshmi bei Mutter und einem halb verkrüppelten Stiefvater aufwächst, der von der Arbeit der Frauen lebt, aber ohne dessen Existenz diese Frauen völlig rechtlos wären. Dies wird in kleinen Szenen aus dem arbeitsreichen Alltag geschildert. Die Armut, die wirtschaftliche Not, die Bedrohung durch den ausbleibenden Regen und durch den sintflutartigen Regen und die allgegenwärtige Unterdrückung werden so spürbar wie die liebevolle Beziehung zwischen Mutter und Tochter, in der es Lichtblicke und positive Elemente gibt. Zugleich werden Rituale, Sitten, Umgangsweisen in einer sowohl bildhaften wie leicht verständlichen Form geschildert, die dennoch oft schwer akzeptierbar ist. So wenn die Mutter etwa die Tochter darüber aufklärt, wie sie sich nach der ersten Menstruation besonders in der Gegenwart von Männern und gegenüber ihrem zukünftigen Ehemann zu verhalten hat (S. 25f).
Die Gefühle des Mädchens, als sie vom Stiefvater für einen Dienst in der Stadt verkauft wird, beschränkt die Autorin auf wenige Wörter, schüchtern, nervös und stolz (S.73), später ist es Verwirrung und Angst, wenn sie mit dem fremden Onkel die Grenze überquert, Scham, Furcht und das Gefühl, dass etwas falsch ist an ihrer Situation in dem “Haus der Heiterkeit”, in das man sie gebracht hat. Die Wahrheit, dass sie an ein Bordell verkauft wurde, wird ihr mit aller Brutalität klar gemacht, mit Hunger und Schlägen, und ihre Gefügigkeit wird mit einem Betäubungsmittel erzwungen.
In der Gruppe der Bordellmädchen findet sich die Dreizehnjährige nur langsam zurecht. Es gibt vereinzelt gegenseitige Unterstützung, aber die Situation bleibt für Lakshmi unverändert und anscheinend unveränderbar, da ihre Abhängigkeit von der Bordellbetreiberin wirtschaftlich begründet wird. Erst allmählich wird ihr bewußt, dass es nur einen Ausweg mit Hilfe einiger Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gibt. Hier bricht das Buch ab.
Der Text liest sich bei aller Brisanz einfach. Das Schriftbild deutet einen Rhythmus in der Diktion an. Die Kapitel sind meist sehr kurz, mit hinweisenden Überschriften versehen.
Bei aller Fremdheit der geschilderten Kultur überwiegt nach der Lektüre die Anteilnahme mit diesen jungen Frauen, die auch von ihren Familien verstoßen werden, wenn es ihnen tatsächlich gelingt, ihre “Schulden” bei der Bordellmutter abzuzahlen und heimzukehren.
Man wünscht dem Buch Verbreitung, aber zögert dennoch, es jungen LeserInnen in die Hand zu geben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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