Eine Sache unter Brüdern
- Autor*in
- McCormick, Patricia
- ISBN
- 978-3-596-85172-0
- Übersetzer*in
- Ohnemus, Günther
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 195
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- –
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 11,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Toby ist wirklich nicht zu beneiden. Der 13Jährige leidet nicht nur unter seinen pigmentstörungsbedingten grauen Haaren, den Hänseleien einiger Mitschüler und dem Verlust seines Vaters , der die Familie verlassen hat. Tobys Bruder Jake zieht der Schule und einer Karriere beim Baseball das leichte Leben mit Drogen vor, und droht das Leben in der Familie gänzlich aus den Fugen zu reißen.
Beurteilungstext
Es ist eine leise, sehr einfühlsame Geschichte, die Patricia McCormick erzählt.
Toby sehnt sich nach einer "normalen" Familie, sehnt sich den Vater herbei, der alles richten kann, dessen Namen im Hause zu nennen, aber verboten ist. Dabei versucht er doch alles, um den Frieden in der Familie aufrechtzuerhalten. Er kümmert sich um seinen kleinen Bruder, damit die Mutter zu ihrem neuen Date kann. Er verwischt die Spuren des Drogenkonsums seines Bruders, um Normalität vorzutäuschen. Und die vielen Rechnungen, die seiner Mutter Sorgen bereiten, lässt er lieber gleich verschwinden.
Sogar als sein Bruder seine heiß geliebte und wertvolle Sammelkarte seines Baseballhelden klaut und versetzt, hält er ruhig.
McCormick spielt wunderbar mit diesem fragilen Gleichgewicht in der Familie. Mal lässt sie es nach der einen Seite, mal der anderen ausschlagen, nie zu fest, aber immer deutlich spürbar.
Dieser Blick für Details, kleine Gesten und Bilder sind die Stärke dieses Buches.
Natürlich ist es auch ein "Anti-Drogen"-Buch, aber unaufgeregt, ohne dicken Zeigefinger. So will Toby eines Nachts aus Neugier wissen, wie es ist, Rauschgift zu nehmen. Die Antworten seines Bruders machen ihm da einiges Kopfzerbrechen, da sie nicht mit den Inhalten der Anti-Drogen-Videos aus der Schule kompatibel sind. Und er macht sich weiterhin große Sorgen, von denen sein "Yoda-mäßiger" väterlicher Freund behauptet, sie seien nur Zeitverschwendung. "Es nimmt dem morgigen Tag nicht seinen Stachel. Es nimmt bloß dem heutigen Tag seine Kraft."
Solche Sätze sind selten in diesem Buch, das in einer knappen, schnörkellosen Sprache abgefasst wurde, die umso eindringlicher wirkt, je nüchterner sie ist. Ein besonders schönes Beispiel ist das Gespräch zwischen Toby und seinem kleinen Bruder, über die Möglichkeit , ob ihr Vater noch einmal zurückkehre. Als Toby dies verneint, erwidert sein Bruder nur, dass es schon okay wäre: " Es ist wie mit dem Osterhasen. Man kann immer noch an ihn glauben."
Ein Buch , das neben der Familiengeschichte nicht die übrige Welt eines Dreizehnjährigen ausblendet, sondern die pubertäre Ambivalenz ebenso schildert, wie auch die Leidenschaft für das Baseballspiel.
Ein Buch, dem man wünschte, dass sich der deutsche Titel mehr an das amerikanische Original "My brother's keeper" anlehnte.