Straßenblues

Autor*in
Feher, Christine
ISBN
978-3-7941-7026-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
152
Verlag
Gattung
Ort
Düsseldorf
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 14-jährige Maxi haut ab, denn der neue Freund ihrer Mutter Constanze versucht nicht nur ihre Mutter ganz auf sich einzuschwören, sondern auch das Mädchen “umzuerziehen”. Nun lebt sie auf der Straße, spürt aber schnell, dass es dort mit der Freiheit auch nicht weit her ist, denn hier ist sich jeder selbst der nächste, auch Ronny, in den sie sich verliebt hat.

Beurteilungstext

Auch wenn Maxi es mit ihrer Mutter nicht leicht hat (es ist keine heile Welt in der sie leben), ist es doch ihre kleine Familie, in der sie sich halbwegs sicher und geliebt fühlt. Ihre gutaussehende Mutter bringt sie mit Auftritten in kleinen Bars über die Runden und hat Maxis so erzogen, dass sie sich nichts gefallen lässt und selbstbewusst auftritt. Durch die Beziehung zu dem “schmierigen Opa-Typen” Eberhard, dem neuen Freund der Mutter, gerät diese in eine Abhängigkeit, die sie hinnehmen lässt, was sie nicht hätte hinnehmen dürfen: Dass dieser Typ ihre Tochter Maxi drangsaliert, herumkommandiert, belästigt und sogar verpfügelt. Maxi fühlt sich nicht zu Unrecht von ihrer Mutter verraten und haut ab - sie lebt auf der Straße, schläft draußen oder bei irgendwem, der ihr etwas Wärme oder Nähe verspricht. Es dauert nicht lange und sie prostituiert sich für ein paar Euro, für ein paar Kippen, ein warmes Bad oder den Alkohol, den sie bald braucht, um sich selbst und ihr Leben zu ertragen. Auch wenn sie ein paar Freunde findet, muss sie verletzt und gedemütigt erkennen, dass in diesem Milieu echte Freundschaft kaum möglich ist und wirklich jeder um sein eigenes Überleben kämpft. Immer wieder versucht sie Kontakt zu ihrer Mutter herzustellen, muss aber mitansehen, wie diese immer mehr in den Bann dieses Typs gerät, ja ihn sogar heiratet und ein Kind von ihm bekommt. Ob es einen Weg zurück zu ihrer Mutter gibt, bleibt offen. Maxi muss neben all den Demütigungen und schlimmen Erfahrungen, auch der Verwahrlosung (Sie bekommt nicht nur Filzläuse, sondern magert ab, fiebert und wird ernstlich krank in ein Krankenhaus eingeliefert, von wo sie in ein Kinderheim kommt, aus dem sie wieder abhaut.) und des Ekels gegenüber dem eigenen Körper, den sie um zu überleben, verkauft, erkennen, dass sie nur mit eigener Kraft und Willen und mit Unterstützung von außen zurück kann in ein halbwegs normales Leben.
Ch. Fehér beschreibt das Leben auf der Straße schonungslos, da gibt es nichts an dem man sich romantisch wärmen könnte, keine Clochard-Seligkeit und die wenigen schönen Momente, in denen sich die Heldin halbwegs wohl fühlt, zum Beispiel anfangs an Ronnys Seite und mit ihm, gehen so schnell vorbei, weil man weiß, dass es immer ein böses Erwachen geben wird. Insbesondere die Prostitution der Jugendlichen und die damit einhergehenden Persönlichkeitszerstörungen schildert sie drastisch und warnend. Nicht von ungefähr macht es auch bei Maxi klick, als sie die kleine, unschuldige und schüchterne Schulfreundin Lene auf der Straße antrifft, wo diese sich schon im Gespräch mit einem anderen Straßenmädchen befindet, die sie vom Strich verjagen will.
Wenn auch durch die Lehramtsreferendarin Mirjam, die sich mit ihrem Freund Leon um Maxi kümmert und der es vielleicht gelingt, sie wieder von der Straße weg zu bringen, eine eindeutig pädagogische Figur eingeführt wird und die pädagogischen Absichten und Hoffnungen hier allzu deutlich aufscheinen, ist es doch das Verdienst der Autorin einen spannenden, realistischen und lesenswerten Blick in den Alltag und die Erfahrungen von jugendlichen Trebern zu gewähren. Wer den Alltag unserer Referendare heute kennt, weiß aber auch, dass diese kaum die Chance und die Zeit haben, neben all ihren schulischen und Seminarpflichten etwas anderes zu tun, wie sich um solche schwierigen Fälle mit großem persönlichen Engagement zu kümmern, was nicht nur ihre Professionalität gefährden würde, sondern sie auch in disziplinarische Schwierigkeiten bringen könnte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Feher, Christine

Feher, Christine

Wie Brausepulver im Bauch

Weiterlesen
Feher, Christine

Wie Brausepulver im Bauch

Weiterlesen
Feher, Christine

Wie Brausepulver im Bauch

Weiterlesen
Feher, Christine

Wie Brausepulver im Bauch

Weiterlesen
Feher, Christine

Wie Brausepulver im Bauch

Weiterlesen
Feher, Christine

Weil ich so bin

Weiterlesen