Sprache oder Was den Mensch zum Menschen macht
- Autor*in
- Nützel, Nikolaus
- ISBN
- 978-3-570-13027-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in / Sprecher*in
- –
- Umfang
- 220 Minuten
- Verlag
- –
- Gattung
- Digitale Medien
- Ort
- München
- Jahr
- 2007
- Altersempfehlung
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der Klappentext informiert zutreffend: “Der Autor geht dem Phänomen der Sprache ... humorvoll, originell und leicht verständlich auf den Grund... Verblüffendes, Witziges und Wissenswertes rund um die menschliche Kommunikation... Unterhaltsam aufbereitet, mit vielen anschaulichen Beispielen, übersichtlichen Tabellen, interessanten Internet - Verweisen, mit Chiffriertabellen im Kapitel >Geheimsprachen<, einem Jugendsprach - Quiz, vielen faszinierenden und informierenden Abbildungen... “
Beurteilungstext
Gewidmet ist das Sachbuch Kilian, Leonie,Simon, Laura und Julie... Einleitend formuliert der Autor für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen eine Entwarnung: “Obwohl Wissenschaftler zu Wort kommen, ist das hier kein wissenschaftliches Buch, sondern eine (hoffentlich!) interessante Sammlung von Tatsachen und Überlegungen rund um die Sprache”. Den Autor treibt gleichzeitig um, dass diese Herangehensweise “dem einem oder anderen sprachwissenschaftlich vorgebildeten Leser sauer aufstoßen könnte.” Letzteres ist unbegründet. Welcher Spezialist, egal ob Wissenschaftler oder Lehrer, sollte etwas dagegen haben, wenn in allgemein verständlicher und fachübergreifender Form Sprachwissen auf vergnügliche Art vermittelt wird?
Leseinteresse wecken zuerst die zum Teil verschlüsselten Kapiteltitel, z.B. “Wenn Digger endkrass dissen” oder “Francine sicher sein, dass Koko reden” oder “Das größte Rätsel der Sprachwissenschaft”.
Die insgesamt 15 Kapiteltitelüberschriften sind gleichzeitig mit Leitfragen untersetzt, die zum Mitdenken anregen und der Materialfülle Ordnung verleihen:
1. Seit wann spricht der Mensch?”
2. Können Tiere sprechen?”
3. Gab es eine Ursprache?
4. Wie viele Sprachen gibt es auf der Erde?
5. Werden irgendwann alle Menschen die gleiche Sprache sprechen?
6 .Gibt es Sprachen, die wertvoller sind als andere?
7. Lässt sich der Einfluss anderer Sprachen zurückdrängen?
8. Warum verändern sich Sprachen?
9. Seit wann schreibt der Mensch?*
10. Warum sich Deutschland mit einer Rechtschreibreform so schwertut.
11. Sprechen Jugendliche eine eigene Sprache?
12. Wie funktionieren Geheimsprachen?
13. Lässt sich eine künstliche Weltsprache schaffen?
14. Wie viele Sprachen kann ein Mensch lernen?
15. Kann man alles übersetzen?
Solche komplexen, problemhaltigen Fragen lassen sich mit Schubkastenwissen nicht beantworten. Darüber hinaus behandelt der Autor das Thema aus globaler Sicht. Er verfolgt das Werden der Sprache ausgehend von der Vor- und Frühgeschichte bis hinein in die Gegenwart in unterschiedlichen Kulturkreisen. Dabei stützt er sich auf abgesicherte und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, berücksichtigt aber auch umstrittene und in der Wissenschaft noch nicht ausgereifte Probleme. (“Kann sein, aber auch nicht sein; kommt drauf an!”) Das Verzeichnis über Sekundärliteratur im Anhang mit über 80 zeitnahen Veröffentlichungen ist eine Fundgrube für Nutzer verschiedener Interessengebiete. Interessante Internet - Adressen am Ende einzelner Kapitel ermöglichen einen Einblick in die aktuelle wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskussion oder laden zur weiterführenden Beschäftigung mit dem Inhalt ein. Eine Vielzahl staunenswerter Sprachphänomene überraschen den Leser. Der Klappentext erwähnt mit Blick auf junge Leser einige davon: Erzählt wird “in kleinen Geschichten ganz Erstaunliches vom Troja - Entdecker Heinrich Schliemann, der 30(!) Sprachen beherrscht haben soll, vom letzten Sprecher der alten Sprache Manx auf der Isle of Man, von einem geheimnisvollen Zauberbuch, das so raffiniert verschlüsselt ist, dass es die renommiertesten Geheim - Schriftexperten bis heute in den Wahnsinn treibt . Aber auch von Harry Potter und den Tücken des Übersetzens, vom keltisch sprechenden Asterix, und davon, warum die Rechtschreibreform wirklich ein wahrhaft heißes Eisen ist.” Der lockere, oft auch an Alltagserfahrungen der Leser anknüpfende journalistische Erzählstil des Autors ermöglicht ein durchgehendes Lesen der einzelnen Kapitel ohne Ermüdungserscheinungen beim Leser. Fotos von historischer Quellen, rot untersetzte tabellarische Übersichten und Zwischenüberschriften lockern den Text auf. An den Zwischenüberschriften wird zudem deutlich, dass sich der Autor bei aktuellen Sprachproblemen vor Wertungen und persönlichen Standpunkten nicht drückt. Im Kapitel “Orthographie, Orthografie, Ortigrafi, ortografi...spricht er Hindernisse für eine gelungene Rechtschreibreform schonungslos an:
1. Es reden furchtbar viele mit 2. Der richtige Zeitpunkt ist längst verpasst 3. Die deutsche Sprache ist nicht logisch - und ihre Schreibung kann es wohl auch nicht sein 4. Es tobt ein Glaubenskrieg 5. Die Zukunft der deutschen Rechtschreibung: eine bunte Vielfalt.
Interessante sprachpraktische Hinweise für das Übersetzens gibt der Autor als gelernter Fremdsprachenkorrespondent , Dolmetscher, Romanist und Diplomjournalist im letzten Kapitel.
Das Sachbuch kann besonders Deutsch- und Fremdsprachenlehrern, aber auch Geschichts- und Biologielehrern helfen, Unterrichtsinhalte mit interessanten Informationen zu untersetzen und fachübergreifend zu unterrichten.
Es könnte einen Platz als Standardliteratur in Schulbibliotheken finden.
* Kein Hinweis auf die alte deutsche Schrift, Warum? Mit handschriftlichen und gedruckten älteren Dokumenten werden Jugendliche doch konfrontiert. Es ist die Schrift und sind die Bücher iihrer Urgroßeltern)