Sprachzauber
- Autor*in
- Nützel, Nikolaus
- ISBN
- 978-3-8458-3062-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 142
- Verlag
- arsEdition
- Gattung
- Buch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Teaser
Der Autor spannt einen weiten Bogen von den Anfängen der menschlichen Sprache, Zaubersprüchen, ritueller Sprache über Kunst- und Jugendsprachen bis hin zu Sprachspielen, politisch korrekter Sprache und Gendern.
Beurteilungstext
Nikolaus Nützel knüpft mit seinem neuen Buch „Sprachzauber“ an sein früheres Werk „Sprache, oder was den Menschen zum Menschen macht“ an. Dass ein Sachbuch über Sprache nicht langweilig und trocken sein muss, beweist er auch hier. In zwölf Kapiteln schreibt er über die Magie der Sprache. Was können Zaubersprüche bewirken, was Flüche und Verwünschungen? Sprache kann ja durchaus als Waffe verwendet werden, wenn man Menschen sprachlich abwertet, sie bspw. als „Untermenschen“ oder „Schädlinge“ bezeichnet, fällt es leichter, sie dann auch nicht „menschlich“ zu behandeln. Sprache kann also eine große Macht haben, auch indem man andere ausschließt und sich abgrenzt in bestimmten Gruppen, sei es im Dialekt oder im Soziolekt. All diese Aspekte der Sprache beleuchtet Nützel ausführlich. Dazu greift er auch die sogenannten Conlangs auf, die Spracherfindungen bspw. bei Tolkien, aber auch in den Starwars-Filmen. Er beschreibt die angewendeten grammatischen Formen, deren Logik und stellt ihnen die „Unlogik“ der tatsächlich gesprochenen Sprachen gegenüber. So zeigt er: Sprache lebt, sie lässt sich nicht konservieren, ist einem steten Wandel unterworfen. Sprachliche Missverständnisse können oft zu komischen Situationen führen, aber unter Umständen auch Katastrophen herbeiführen, Verständigung ist also für Menschen zwingend notwendig. Wie unsere Sprache auch unser Denken, unsere Weltsicht beeinflusst zeigt Nützel an etlichen Beispielen auf. Er bleibt gerne im Konkreten, schreibt leicht verständlich und häufig auch mit Sprachwitz und Ironie. So ist die Lektüre meist kurzweilig. Manchmal aber übertreibt er es für meinen Geschmack mit der Ausführlichkeit. Muss wirklich nahezu jede Kunstsprache analysiert werden, würde hier nicht ein Beispiel reichen? Auch im Kapitel „Sprache als Waffe“ hätten mir einfache Nennungen von Beleidigungen genügt, es muss doch nicht mehrmals ein Wort wie „Fotze“ wiederholt werden. Das hat mich schon erstaunt, denn sonst legt der Autor größten Wert auf politisch korrekte Sprache, auch beim Gendern, worüber man gerne geteilter Meinung sein darf. Durch viele, sehr übersichtliche Tabellen, großflächige Illustrationen und Fotografien spricht das Buch auch optisch an. Die Kapitel sind nicht zu lang, man kann gut auch nur einzelne Aspekte betrachten, muss das Buch nicht gleich von Anfang bis Ende lesen, denn das dürfte gerade für jüngere Leser doch ermüdend sein. Da sehe ich auch ein Problem: die Zielgruppe. Ein Jugendlicher muss sich schon sehr stark für Sprachen interessieren, um dieses Buch zu lesen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, es in Teilen im Unterricht zu verwenden, es ist in jedem Fall interessant geschrieben. Auch gut belegt und mit Sicherheit sachlich korrekt, aber ich finde es ein wenig überfrachtet. Zwei Aspekte, die nicht recht zusammenpassen wollen in meinen Augen: erstens der Zauber der Sprache, ihre Magie, die sie im Lauf der Jahrhunderte entwickelt hat , dann zweitens die neue, politisch korrekte Sprache, die sich ja nicht entwickelt hat, sondern die einem –wenn vielleicht auch aus gutem Grund- aufoktroyiert wird. Das hinterlässt bei mir ein zweischneidiges Gefühl.