Seit gestern ist Frieden

Autor*in
Günther, Herbert
ISBN
978-3-8369-5661-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2018
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Nach Kriegsende muss sich Hanne wie so viele Jugendliche nach ihrer durch den Nationalsozialismus geprägten Kindheit neu orientieren. Das fällt nicht gerade leicht in einem zertrümmerten und hungernden Land mit unsicherer Zukunft. Dank einer liebevollen und unterstützenden Familie gelingt es ihr in der neuen Welt Fuß zu fassen.

Beurteilungstext

Das Buch erzählt fiktive Geschichte vor einem realen Hintergrund. Die geschichtliche Bedeutung ist dabei nicht so brisant wie die Zeit des Dritten Reiches, doch die jungen Menschen der Nachkriegszeit spielen eine große Rolle für die Zukunft Deutschlands. Das Trauma des Weltkrieges wird von jedem Menschen unterschiedlich verkraftet und nicht jeder kann es bewältigen.
Das Buch ist in Kapitel gegliedert, die jeweils den Jahren 1945 bis 1949 untergeordnet sind. Zu jedem Jahr gibt es eine Überschrift, die das für Hanne wichtigste Ereignis des Jahres beinhaltet.
Der Ich-Erzähler berichtet aus Sicht der Protagonistin Hanne. Diese Form der Darstellung bringt dem Leser die Figur sehr nahe. Hannes Zerrissenheit zwischen den alten Lehren und der neuen Welt wird so gut verdeutlicht. Ein Mädchen, das sein bisheriges ausschließlich im Rahmen des Dritten Reiches gelebt hat, kann freilich nicht alles von einem Tag auf den anderen ablegen. Immer wieder werden ihre Zweifel deutlich, sie hadert mit sich selbst aber auch mit ihrem Bruder, ihren Eltern und anderen nahestehenden Personen. Wie so viele waren sie und ihr Bruder enthusiastische Mitglieder in der Hitlerjugend. Nach Machtübernahme der Engländer muss sie viele Ängste ausstehen, darf aber trotz der schwierigen Zeit auch Freude erleben.
Etwas unpassend im Gesamttext erscheinen die Tagebuchaufzeichnungen eines britischen Soldaten, der bei der Befreiung des Lagers Bergen-Belsen beteiligt war. Diese Aufzeichnungen füllen einige Seiten, sind sehr informativ und dienen der Darstellung, wie die deutschen auf die Konzentrationslager reagiert haben könnten. Diese Ausschnitte sind von der Beschreibung der Ereignisse wahrscheinlich sehr realitätsnah und daher bedrückend und schwer verdaulich.
Dem Autor gelingt es, den Zwiespalt zwischen Nationalsozialismus und Nachkriegszeit ohne Verurteilungen darzustellen. Das macht das Buch besonders wertvoll, denn niemand, der nicht selbst in einem solchen System gelebt hat, sollte sich anmaßen, über die Menschen und ihr Verhalten zu urteilen. Damit erscheint auch nur wenige Figuren wirklich unsympathisch, da der Autor die meisten Ansichten wertungsfrei darstellt und auch diesen eine gewisse Daseinsberechtigung zukommen lässt.
Als der Epilog erscheint, ist der Leser fast enttäuscht, dass schon Schluss sein soll. Doch die Geschichte endet für alle Protagonisten glücklich und bietet Aussicht auf ein frohes Leben. Im Anschluss bietet das Buch noch einige Informationen für den Leser. Eine ausführliche Zeittafel positioniert die Erzählung im geschichtlichen Zusammenhang und erklärt insbesondere Details, die im Buch angesprochen wurden. Außerdem enthält das Buch ein detailliertes Glossar und der Autor listet eine Reihe lesenswerter Literatur auf.

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Veröffentlicht am 21.09.2018

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