Schuhhaus Pallas - Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte
- Autor*in
- Fried, Amelie
- ISBN
- 978-3-446-20983-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 188
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2008
- Lesealter
- –
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
"Mit seinen Söhnen (und Töchtern) wollte mein Vater nicht sprechen. Mit seinen Enkeln kann er es nicht mehr. Deshalb erzähle ich ihnen seine Geschichte." Merkwürdig genug, dass ein Zufall dazu führt, dass sie sich diese Geschichte erarbeitet. Ihre Großeltern haben genauso geschwiegen wie ihr Vater. Ein wichtiges Buch in dieser Zeit, da die Zeitzeugen aussterben.
Beurteilungstext
Sehr zufällig erfährt Amelie Fried, dass ein Max Fried in New York City begraben liegt, der offensichtlich die gleichen Eltern hat wie ihr Großvater. Daraufhin beginnt sie nachzuforschen, befragt das LeoBaeck Institut - und wird fündig: Max Fried und seine Frau Lilly sind in Auschwitz ermordet worden.
Das ist der Ausgangspunkt ihrer Recherche: Warum wusste sie bis zu diesem Zufall nichts davon? Was soll sie mit der Recherche anfangen? Sie beschließt, dies Buch zu schreiben - exemplarisch für wahrscheinlich viele ähnliche Fälle.
Ihren Großvater Franz Fried kann sie nicht mehr befragen, sie kann nur erahnen, warum er - wie auch alle anderen Familienmitglieder - nie über die Ermordung all seiner Familienmitglieder gesprochen hatte. Verlustschmerz vielleicht oder auch Scham, weil versucht wurde, den Nazis die Gründe zu nehmen: Scheidung, damit die geborene Christin das Schuhgeschäft behalten kann, was dem - obwohl zum Christentum konvertierten - Großvater verboten war / Bittbriefe / Unterwürfigkeit. Wie auch immer: Die Autorin kommt hier über Vermutungen nicht hinaus, während sie an anderen Stellen sowohl Fotos als auch Namen und Urkunden findet.
Amelie Fried berichtet zumeist chronologisch, beginnt also mit dem oben genannten Zufall, springt dann zurück und eröffnet dann das Leben ihrer Verwandtschaft, vor allem des Großvaters, von dessen Geburt (1878) an. Sie setzt sich, wie sie selbst schreibt, damit nicht nur "wissenschaftlich" mit ihrer eigenen Geschichte auseinander, sondern auch mit dem Verhältnis, das sie zu ihrem Vater hatte. Vieles ist anders zu deuten, wenn man Hintergründe für Verhaltensweisen kennt.
Ein Buch, das deutlich macht, warum man sich in der - und vor allem in seiner Geschichte auskennen sollte. Dabei ist der Teil "gleiche Fehler vermeiden" nur ein geringer. Der wesentliche Teil ist der feste Boden, den man anschließend unter seinen Füßen spürt.