Schuhhaus Pallas Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte

Autor*in
Fried, Amelie
ISBN
978-3-86717-245-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
Verlag
Gattung
Biografie
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Amelie Fried geht der Geschichte ihrer jüdischen Familie im Faschismus nach. Dreh- und Angelpunkt ist die Mauer des Schweigens, die auf beiden Seiten, Tätern und Opfern nach dem Krieg bestimmend war. Sehr persönlich und sehr beeindruckend schildert sie die empörenden Erniedrigungen, die Enteignung des Schuhhauses Pallas sowie den Mord an dem größten Teil ihrer Verwandten. Sie findet Überlebende, die nach 65 Jahren das erste Mal über ihr Schicksal berichten.

Beurteilungstext

Amelie Fried liest in ungekürzter Fassung die Geschichte ihrer Familie im Nationalsozialismus. Klar und sachlich und ab und zu ins Schwäbische fallend nimmt sie die Zuhörer mit in die bisher verschwiegene Familiengeschichte der Frieds.
Im Mittelpunkt steht das Schuhhaus Pallas, dass ihr jüdischer Großvater, der mit einer "arischen" Frau verheiratet war, vor dem Krieg besaß. Die ewigen Versuche der Nazis das Schuhhaus, trotz Übergabe an die Großmutter und Scheidung des Ehepaares Fried, zu enteignen und als jüdisch zu deklarieren, ist der eine Strang, der sich durch das Hörbuch zieht. Das unglaubliche Glück ihres Großvaters überlebt zu haben, wurde teuer bezahlt. Nach dem Krieg hat er sein Schuhhaus wieder geführt, als wenn nichts geschehen ist. "Was soll man drüber reden, wir haben überlebt", dieser Ausspruch begegnet einem immer wieder. Der zweite Strang sind die vielen gefundenen (und bisher verschwiegenen) Verwandten, deren Spur Amelie Fried im Zuge ihrer Recherchen aufnimmt. Die meisten sind in den Vernichtungslagern ermordet worden, einige haben dies vorher durch Selbstmord verhindert. Warum werden sie nicht als Opfer des Naziregimes aufgeführt? Aber der Höhepunkt ist der über neunzigjährige Onkel Walter, den Amelie Fried in Seattle trifft. Drei Jahre dauerten ihre Recherchen über die Geschichte ihrer Familie. Immer wieder haben sie bei ihr die Arbeit und Auseinandersetzung mit der Geschichte ihrer Familie Wut und Trauer eingeholt. Wut über das Schweigen, Trauer über die vielen Opfer und die Erniedrigungen die ihre Familie durchleben musste.
Sehr persönlich und nah setzt sie sich auch mit dem Verhältnis zu ihrem Vater auseinander. Unter seiner Distanziertheit und Unnahbarkeit hat sie als Kind sehr gelitten. Ein Gedicht, das sie mit 21, kurz vor dem Tod ihres Vaters schrieb, zeigt auf, wie tief sich die Verletzungen des Schweigens auf sie ausgewirkt haben. Besonders für Jugendliche bietet sich hier eine Gelegenheit dem Thema Nationalsozialismus auf einer ganz anderen Ebene zu begegnen, einer die nicht anklagt, Fakten aufzählt, Bilder zeigt, sondern eine, die mitfühlen lässt, die Fragen aufwirft und eine ganz andere Ebene der Auseinandersetzung auch für den Unterricht bietet. Gerade das Hörbuch lässt sich im Geschichtsunterricht auch Abschnittsweise hervorragend einsetzten.

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Diese Rezension wurde verfasst von wb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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