Reden ist Verrat

Autor*in
Geldof, Wilma
ISBN
978-3-8369-6045-8
Übersetzer*in
Kiefer, Verena
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Seitenanzahl
304
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Im Roman "Reden ist Verrat" hat die Niederländerin Wilma Geldof ihrer Mitbürgerin Freddie Oversteegen ein imposantes Denkmal erstellt. Es geht um den aktiven Widerstand gegen die deutschen Besatzer in der Zeit von 1941 bis Kriegsende. Die Autorin beschreibt allgemein die komplizierte Situation für die Einheimischen, schwerpunktmäßig vielfältige Aktionen der sogenannten Inländischen Streitkräfte (BS=Bündnis der niederländischen Widerstandsgruppen)und fokussiert sich dabei auf den Widerstand der zunächst 15-jährigen Freddie, der wohl jüngsten aktiven Widerstandskämpferin in den Niederlanden. Die Darstellung basiert im Wesentlichen auf wahren Begebenheiten, die die Autorin sich von Freddie Oversteegen hat berichten lassen.

Beurteilungstext

Die Romanhandlung umfasst den Zeitraum von August 1941 bis April 1945, Handlungsort ist vor allem Haarlem, aber auch noch einige andere Städte werden bereist. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive der zunächst 15-jährigen Freddie. Weitere wichtige Personen sind ihre Mutter, ihre zwei Jahre ältere Schwester Truus, Freddies Freund Peter und eine 7 Männer umfassende Untergrund-Kampftruppe mit dem Kommandanten Frans van der Wiel.

Freddie und ihre Schwester sind sehr selbstbewusst, aufgewachsen in einem kommunistischen Elternhaus, wobei die starke Mutter sich schon sehr früh hat scheiden lassen, denn ihr Mann erwies sich als Trinker und Hallodri. Verteilten die beiden Schwestern seit der Besatzungszeit heimlich Flugblätter und klebten Plakate, so werden sie jetzt von Frans in eine kommunistische Männergruppe aufgenommen, die gewalttätigen Widerstand leistet. Die beiden Mädchen wirken wegen ihres Alters und kindlichen Aussehens unverdächtig und erweisen sich insofern als ideal für die Widerstandsarbeit.

Mit Beginn dieser Tätigkeit erweist sich der Romantitel "Rede ist Verrat" als oberste Handlungsmaxime, denn durch Reden brächte man sich selbst und die ganze Gruppe in Lebensgefahr! Die Schwestern erhalten alsbald Pistolen und Schießunterricht sowie ihren ersten schwerwiegenden Auftrag, einen SD-Polizisten, der als brutaler Folterer bekannt ist, in einen Hinterhalt zu locken, wo er dann erschossen werden soll. Freddie löst diese für sie nicht einfache Aufgabe erfolgreich, hat aber danach die skrupulöse Einsicht: "Er ist wie wir. Heinrich. Mann. Vater. Mof (= niederländisch abwertend für Nazi). Mensch."(S.86)

Und genau solche Reflexionen machen die besondere Qualität dieses Romans aus, unterstreichen seine Stringenz und Glaubwürdigkeit. Denn nicht besonderer Heldenmut oder fanatische Opferbereitschaft zeichnen Freddie aus, sondern immer wieder quälen sie Gewissensbisse und Selbstzweifel, wobei sie sich vornimmt: "Keine Sachen machen wie der Feind." (S. 125) Nach einer anscheinend begründeten Erschießung einer weiteren, extrem gefährlichen Zielperson gesteht sie sich selbstkritisch ein: "Ich habe erneut eine Grenze überschritten und ich kann nie wieder zurück." (S. 133)

Die sich immer stärker entwickelnde Liebe zur fiktiven Figur Peter, einem freigestellten Kaufmannssohn aus ihrem Viertel, vertieft Freddies emotionale Skrupel noch zusätzlich, denn sie muss ihm gegenüber ihre Taten verschweigen, während er ihr verständlicherweise mangelndes Vertrauen vorwirft.

Wilma Geldof ist ein rundum schlüssiger und differenzierter Roman über die Situation in den Niederlanden während der deutschen Besatzung gelungen. Er ist mit viel wörtlicher Rede flüssig zu lesen und informiert aufschlussreich über das diffizile niederländisch-deutsche Verhältnis während der grausamen Kriegszeit. Mit Freddie hat sie gewissermaßen eine Anne Frank des Widerstands entdeckt und gewürdigt als eine historische Persönlichkeit und zugleich als eine Symbolfigur aktiver politischer Untergrundarbeit!

Ein Buch, das neben der Privatlektüre unbedingt auch im Geschichts-, Politik-, Religions- und Werte und Normenunterricht thematisiert werden sollte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KS; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 14.08.2020

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