Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte

Autor*in
Ende, Michael
ISBN
978-3-7456-0029-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Umfang
512  Minuten
Verlag
Gattung
AudioErzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2018
Alters­empfehlung
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Zeit, Zeit, Zeit. Ich habe keine Zeit. Ein ganz typischer Satz, den jede/r kennt und bereits geäußert hat. Was wäre aber, wenn Zeit zu einem extrem kostbaren Gut wird, mit dem rationalisiert gehandelt wird und das ganze Leben alleinig bestimmt. Durch die grauen Herren ist die LebensZeit von ganz normalen Leuten in Gefahr. Nur ein kleines Mädchen kann die existenziell-bedrohliche Situation, in welcher der Verlust der Eigen-Sein-Zeit jeder Person einkalkuliert ist, noch aufhalten.

Beurteilungstext

"Momo" ist ein ewiger Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur und das zurecht. Das tapfere und kluge Mädchen Momo, das die Hauptfigur in diesem Roman ist, trägt die gesamte Erzählung durch ihre Ruhe und Geduld, sowie durch ihr unendliches Verständnis für jede/n und alles. Zudem denkt sie nicht in stupiden und abgesteckten Zeitdimensionen. Sie lässt Zeit vergehen und lebt sogleich völlig in ihr und mit ihr. Deswegen hat sie auch diese besondere Gabe des Zuhören und der ungeteilten Aufmerksamkeit. Sie hört ihren Gesprächspartner/innen wirklich zu und lässt sich auf sie ein. Diese Faszination, die literarisch, sprachlich und damit auch menschlich von dieser Figur ausgeht, verspürt man als Zuhörer/in besonders in diesem Hörbuch, denn Gert Heidenreichs warme, harmonische, ruhige und einfühlsame Stimme greift diesen Gleichklang und dieses Gefühl bewusster Zeitvergessenheit Momos in seiner Stimme und damit in der verbalen, interpretativen Auseinandersetzung mit dem Werk in diesem neu aufgelegten Hörbuch auf. Er hat eine ausgesprochene klangvolle und einprägsame Erzählerstimme, die in den richtigen Momenten humorvolle Pointen setzen kann, aber auch Dramatisches, sowie Trauriges hervorzuarbeiten in der Lage ist. Diese Korrespondenz von Erzählerstimme und Erzählung ist in sich bereits wieder ein Meisterwerk. Völlig gebannt hört man der nur allzu gut vertrauten Geschichte zu. Dieses Hörbuch ist eine Bereicherung für Literaturliebhaber, für den Unterricht und für jedes Kinderzimmer. Durch dieses Medium kann man den kinderliterarischen Medienverbund anreichern. Neben dem Buch, dem Hörspiel und der Trickfilmversion kann auch mit dem Hörbuch gearbeitet werden. Ein neues Medium kann medienästhetisch erschlossen, rezipiert und bewertet werden. In der Methode der inter medialen Lektüre lässt es sich ansiedeln und bearbeiten. Insbesondere die Qualität der Erzählerstimme kann hier entdeckt und erarbeitet werden. Zudem kann man im Sinne der "Leerstellentheorie" nach entsprechenden Leerstellen zu anderen medialen Versionen dieser Geschichte suchen und diese vergleichend analysieren. Besonders geeignet erscheint dieses Medium zudem auch, um sich hörend auf philosophische Gespräche über Sein und Zeit einzustimmen oder sich während eines Gesprächs Impulse zu holen. Gerade die tiefgründige Auseinandersetzung mit Martin Heidegger als Existenzialist ist hier sehr empfehlenswert. Er koppelt die Zeiterfahrung und das Zeit-Sein als die fundamentale Existenzform des Daseins. Diese Relation kann mit Kindern sehr wohl entdeckt und diskutiert werden. "Momo" bietet für die Thematisierung des philosophischen Themas Zeit die optimale Anschlussstelle. Zudem kann auch in dieser Konvergenz die Verwobenheit von Literatur und Philosophie besprochen werden. Dieser Klassiker ist ein wirkliches Muss für eine aufklärende, sinn stiftende und kritisch-reflexive Bildungsarbeit, denn hier erfährt man durch ein fantasievolles, aber dennoch sehr realitätsnahes Geschehen die tiefe Bedeutung von der Zeit und ihrer Verwobenheit mit unserem Leben und Verhalten. Also, nehmen Sie sich Zeit für dieses Werk!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KrAl; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 02.08.2020

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